Donau Zeitung

Zurück zu alter Stärke

Beim 3:0 gegen Lazio Rom zeigen die Bayern das beste Spiel seit Langem. Kapitän Neuer sendet eine Kampfansag­e an die Konkurrenz. Bloß Trainer Tuchel wird der Abend in schmerzhaf­ter Erinnerung bleiben.

- Von Florian Eisele

Bevor Manuel Neuer nach Abpfiff die Fragen der Journalist­en beantworte­te, erinnerte er mit gespielter Strenge an die Etikette. „Erst mal – Glückwunsc­h an uns, oder?“sagte er, nachdem sich der Pulk um ihn versammelt hatte. Neuer löste die Situation mit einem Lächeln auf: „Das haben wir lange nicht mehr gehört.“Tatsächlic­h war es schon eine Weile her, seit eine Münchner Mannschaft einen von Anfang bis Ende souveränen Sieg eingefahre­n hatte, noch dazu in einem so wichtigen Spiel wie gegen Lazio Rom. Der 3:0-Sieg im Achtelfina­l-Rückspiel gegen die Italiener dürfte ein Abend nach dem Geschmack von Neuer gewesen sein: Er war wenig gefordert, nur fünf Versuche gaben die Italiener in Richtung seines Tores ab. Der einzig gefährlich­e, ein Kopfball von Ciro Immobile, klatsche ans Außennetz (37.). Neuer konnte von seinem Platz aus zusehen, wie Harry Kane per Doppelpack (38./66) und Thomas Müller (45.+1) den 3:0-Erfolg und damit den Einzug ins Viertelfin­ale der Champions League klarmachte.

Auf wen der FC Bayern da trifft, wird am Freitag, 15. März, ausgelost. Sehr wahrschein­lich wird ein besserer Gegner als die kriselnden Römer auf die Münchner warten – zudem müssen sie auswärts auf ihre Fans verzichten. Wegen Ausschreit­ungen in Rom reagierte die Uefa-Disziplina­rkommissio­n mit einem Stadionver­bot. Neuer ist es ganz in gewohnter und zuletzt verschütte­t geglaubter Bayern-Manier recht egal, wer da kommt: „Unsere Gegner werden nach dieser dominanten Leistung viel Respekt haben.“Diesmal sei es über 90 Minuten eine konstante Leistung und nicht wie so oft zuletzt ein Auf und Ab gewesen. Nicht auszudenke­n, was geschehen wäre, wenn es auch gegen Lazio eine Enttäuschu­ng gegeben hätte. Präsident Herbert Hainer ließ anklingen, welch Horror-Vorstellun­g das für die sportliche Leitung gewesen wäre: „Wenn wir heute nicht weitergeko­mmen wären, wäre ein mediales Gewitter über uns hereingebr­ochen. Dann hätten wir uns stärker hinterfrag­en müssen.“

Ob die Leistung gegen Lazio nun die Trendwende ist nach der Krise, die nach dem 0:3 in Leverkusen begann? Wenn es nach Harry Kane geht, sehr gerne: „Nächte wie diese können eine Saison verändern.“Trainer Tuchel, dessen Stuhl bei einem Aus bedenklich gewackelt hätte, sagte mit Blick auf das 2:1 gegen Leipzig vor eineinhalb Wochen: „Das waren jetzt zwei gute Heimspiele nacheinand­er.“Der Coach selbst dürfte den Abend trotzdem in schmerzhaf­ter Erinnerung behalten: Mehr humpelnd als laufend war er am Dienstagab­end unterwegs. Die Auflösung lieferte er auf Nachfrage: Bei der Ansprache vor dem Spielbegin­n habe er sich eine Verletzung am Fuß zugezogen. „Ich bin gegen eine Tür getreten, wahrschein­lich ist der Zeh gebrochen.“Aus Angst, nachher nicht mehr in den Schuh hineinzuko­mmen, ließ Tuchel ihn an und verfolgte den Großteil der Partie von der Bank aus. „Ich habe das Opfer gerne gebracht.“

Besonders viel Mitgefühl gab es von seinen Spielern nicht. Thomas Müller sagte lachend: „Ein bisschen Schwund ist immer, Profisport

ist immer auf Kante genäht. Nur mit Früchtetee machen wir’s nicht.“Wertvoller als Genesungsw­ünsche dürfte für Tuchel ohnehin der Kopfball sein, den Müller zum 2:0 in die Maschen gesetzt hatte. Dass Müller mit dem Kopf an die Vollspannh­ereingabe von Matthijs de Ligt rangegange­n war, dürfte alleine schon Beweis für den Willen sein, der von der BayernMann­schaft immer wieder gefordert worden war. Müller scherzte bei der Schussflan­ke von „einer butterweic­hen Hereingabe“, betonte aber auch die Bedeutung des Siegs: „Das ist für den ganzen Verein enorm wichtig, nicht nur für uns Spieler, sondern auch für die Strahlkraf­t des Vereins.“Zu dessen Selbstvers­tändnis gehöre es eben, in der Königsklas­se nicht schon im Achtelfina­le rauszuflie­gen: „Wir sind und wir wollen weiter ein Topklub im europäisch­en Spitzenfuß­ball sein. Und dafür musst du auf ins Viertelfin­ale, Richtung Halbfinale kommen.“

Gute Nachrichte­n gab es für die Bayern auch am Tag nach dem Viertelfin­al-Einzug: Mit Mathys Tel hat eines der größten Talente seinen Vertrag langfristi­g verlängert. Der 18-jährige Franzose hat seinen bis 2027 laufenden Vertrag vorzeitig bis 2029 ausgedehnt. Kein anderes Arbeitspap­ier im Münchner Team läuft bis ins Jahr 2029. Zuletzt war über den Abgang des Stürmers spekuliert worden. München Neuer – Kimmich, de Ligt, Dier, Guerreiro (78. Davies) – Pavlovic, Goretzka – L. Sané (89. Laimer), Müller (78. Tel), Musiala (90.+1 Gnabry) – Kane

Rom Provedel – Marusic, Gila, A. Romagnoli, Lu. Pellegrini – Guendouzi, Vecino (61. Cataldi), Alberto (80. Kamada) – Felipe Anderson (75. Pedro), Immobile (61. Castellano­s), Zaccagni (61. Isaksen) Tore 1:0 Kane (39.), 2:0 Th. Müller (45.+2), 3:0 Kane (66.) Schiedsric­hter Vincic (Slowenien) Zuschauer 75.000 (ausverkauf­t)

 ?? Foto: Sven Hoppe, dpa ?? Sah doch gut aus: Thomas Müller und die Bayern zogen gegen Lazio Rom souverän ins Viertelfin­ale der Champions League ein.
Foto: Sven Hoppe, dpa Sah doch gut aus: Thomas Müller und die Bayern zogen gegen Lazio Rom souverän ins Viertelfin­ale der Champions League ein.

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