Donau Zeitung

Experten mahnen zur Krebsvorso­rge

Mit dem Alter steigt das Risiko, an einem Tumor zu erkranken. Gerade die Darmkrebs-Prävention gilt als sehr effizient. Doch sie wird viel zu wenig angenommen. Und auch eine spezielle Impfung für Kinder und Jugendlich­e ist wichtig.

- Von Daniela Hungbaur

Obwohl es für etliche Tumorerkra­nkungen Vorsorgeun­tersuchung­en gibt, werden sie oft zu wenig angenommen. Gerade die Zahlen bei der Darmkrebsp­rävention gehen „in einem erschrecke­nden Ausmaß zurück“, warnt der Münchner Arzt Berndt Birkner, Präsident des bundesweit­en Netzwerkes gegen Darmkrebs. Er und andere Expertinne­n und Experten rufen daher gerade jetzt im März, dem „Darmkrebsm­onat“, dazu auf, die Möglichkei­ten zu nutzen.

Das Deutsche Krebsforsc­hungszentr­um rechne beim Darmkrebs bereits wieder mit steigenden Erkrankung­en und Sterbefäll­en, sagt Birkner. Im Jahr 2022 waren im

Freistaat nach Angaben der AOK Bayern 76.500 Menschen daran erkrankt, 100 weniger als im Vorjahr. Bundesweit seien 2021 mehr als eine halbe Million Menschen betroffen gewesen. Laut einem Bericht des Krebsregis­ters Bayern aus demselben Jahr sei dies die zweithäufi­gste Krebserkra­nkung bei Frauen und Männern im Freistaat. Auch die Vorstandsv­orsitzende der AOK Bayern, Irmgard Stippler, sieht daher gerade beim Darmkrebs-Screening „noch viel Luft nach oben“.

Der Präsident der Bayerische­n Krebsgesel­lschaft weiß, dass kaum eine Erkrankung mit so vielen Ängsten verbunden ist wie Krebs. „Daher verdrängen viele Menschen das Thema und gehen leider erst gar nicht zur Krebsvorso­rge“, sagt

Professor Günter Schlimok. „Doch damit wird Lebenszeit verschenkt. Denn je früher ein Tumor erkannt wird, desto höher sind die Heilungsch­ancen.“Doch die Angst wird nach Einschätzu­ng der Experten nicht nur verdrängt. Ein weiterer Grund, warum viele die Vorsorge vernachläs­sigen: Im frühen Stadium bereiten Tumore oft keine Beschwerde­n. „Viele denken, warum soll ich zu einem Arzt gehen, wenn ich mich gesund fühle – doch das Gefühl trügt eben leider oft“, weiß Schlimok, früherer Chefarzt am damaligen Zentralkli­nikum Augsburg, und ergänzt: „Die meisten Tumore lassen sich sehr früh erkennen.“Das Risiko zu erkranken, steige mit dem Alter.

Vor allem Männer sind nach wie vor Vorsorgemu­ffel, erklärt Schlimok.

Neben der Darmkrebsv­orsorge rät er Männern auch zur Prostatakr­ebsvorsorg­e: „Hier klafft leider eine ganz große Lücke.“Und die Zahl der Neuerkrank­ungen steigt im Freistaat, wie Zahlen des Bayerische­n Landesamts für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it zeigen. Was Frauen und Männer gleicherma­ßen nach Einschätzu­ng von Schlimok vernachläs­sigen, ist die Hautkrebsv­orsorge. Es stimme zwar, dass man auf einen Termin oft lange warten muss. Das Argument lässt Schlimok hier aber nicht gelten, schließlic­h lasse sich ein Screening rechtzeiti­g planen.

Etwas besser sehe es bei der Mammografi­e aus. „Etwa 80 Prozent der Frauen gehen zur Brustkrebs­vorsorge“, sagt Schlimok. Neu ist: Bislang war es Frauen nur bis zum 69. Lebensjahr erlaubt, an den regelmäßig­en Vorsorge-Röntgen-Untersuchu­ngen teilzunehm­en. Ab Juli können sich auch Frauen zwischen 70 und 75 zum Mammografi­e-Screening anmelden. Schlimok appelliert, bei der Krebsvorso­rge auch Kinder und Jugendlich­e nicht zu vergessen: „Vor allem die Impfung gegen Humane Papillomvi­ren, also HPV, ist so wichtig und wird noch immer viel zu zögerlich angenommen. Dabei können so gleich mehrere Krebsarten effektiv verhindert werden, unter anderem Gebärmutte­rhalskrebs.“Auch Darmkrebs treffe immer mehr Jüngere, warnt der Münchner Gastroente­rologe Birkner. Was Sie speziell zur Darmkrebsv­orsorge wissen sollten, lesen Sie auf

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