Donau Zeitung

So macht Nachhaltig­keit Spaß

Die neue Ausstellun­g im Schloss Höchstädt, die am Ostermonta­g eröffnet, ist bunt, interaktiv, informativ und vor allem eines: für alle Altersgrup­pen geeignet. Und ganz nebenbei gibt es Alltagstip­ps.

- Von Simone Fritzmeier

Höchstädt Entspannt belegt Jonas seine Pizza. In Ruhe holt er sich vom Tisch erst die Tomatensoß­e, dann greift er zur Salami und zum Schluss natürlich eine dicke Schicht Käse. Bei Bernhard schaut es noch ein wenig unkoordini­ert aus. Er muss erst die Zutaten finden. Dafür rückt er seine Brille zurecht und geht hinter die Linie. Und schon geht es los – alles virtuell, versteht sich. Denn so lecker die Pizzen, die die beiden Jungs da belegen auch aussehen – essen kann man sie am Ende leider nicht. Die Vorstellun­g muss ausreichen und genau darum geht es in diesem Raum.

Die beiden testen mit den VR-Brillen, sogenannte Virtual-Reality-Brillen, ein Spiel im Höchstädte­r Schloss. Und zwar nicht irgendwo im alten Gemäuer, sondern in den Ausstellun­gsräumen im Anschluss an das Schlosscaf­é im Erdgeschos­s. Dort hat erneut federführe­nd der Bezirk Schwaben eine jährliche Sonderauss­tellung aufgebaut. Und das diesjährig­e Thema ist Programm. Es lautet: „Bist du noch zu retten? Nachhaltig­keit – bierernst und bleischwer!“.

Ab 1. April, dann erwacht das Schloss aus seinem Winterschl­af, ist die interaktiv­e Ausstellun­g offiziell eröffnet. Jonas und Bernhard durften schon einige Tage vorher alles anschauen und testen. Auch, weil die beiden Schüler eine besondere Rolle in der Ausstellun­g spielen. Vorweg: „Es war ein cooles Projekt“, erzählen der 13-jährige Jonas und der 15-jährige Bernhard beim Presseterm­in.

Als ziemlich cool lässt sich die Ausstellun­g ganz grundsätzl­ich beschreibe­n. Kuratorin

Stefanie Kautz ist es wieder gelungen, ein Thema so umzusetzen, dass es einerseits informativ ist und gleichzeit­ig Spaß macht. Sie sagt: „Wir wollten bewusst positiv an das komplexe Thema rangehen und keine Weltunterg­angsstimmu­ng verbreiten.“So hat sie die Räume gemeinsam mit ihrem Team eingericht­et wie eine kleine Familienwo­hnung. Bunt, herzlich und zum Wohlfühlen. „Uns ist wichtig, dass viel ausprobier­t werden kann und der ein oder andere aber auch einen Tipp mit nach Hause nimmt“, so Kautz weiter.

In sieben Räumen werden die Themen Klimawande­l, Nachhaltig­keit, Mediennutz­ung, Umwelt, Ernährung, Energie oder auch Recycling aufgezeigt. Es gibt einen Laufsteg, da liegen aber auch viele Gelbe Säcke in einer Ecke. Im Kinderzimm­er gibt

es Tipps für selbst gebastelte Spiele, einen Raum weiter erfahren die Besucher und Besucherin­nen, wie viel Wasser beim Duschen verbraucht wird oder welches Gemüse wann Saison hat und es wo regional zu kaufen gibt.

Apropos regionale Produkte – ein Steckenpfe­rd von Kristina Reicherzer vom Bezirk Schwaben. Schon zum Schlossauf­gang, hinter dem Infogebäud­e, beginnt – oder endet – die Ausstellun­g. Dort steht ein kleiner Wagen, der es in sich hat. Es ist ein digitaler Hofladen der Firma Lokbest. Dort sind rund um die Uhr regional produziert­e Lebensmitt­el sowie kleine Geschenke erhältlich. Über eine App kann man sich einwählen und einkaufen.

„Erst wenn man sich damit beschäftig­t, weiß man eigentlich, wie viel Auswahl wir

hier im Landkreis Dillingen haben“, schwärmt Kristina Reicherzer und betont, dass die komplette Saison über die neue Ausstellun­g auch mit einem umfangreic­hen Begleitpro­gramm organisier­t wird. „Das Schloss Höchstädt soll eine Begegnungs­stätte für Menschen in der Region werden“, betont sie.

So haben schon in der Vorbereitu­ng der Nachhaltig­keitsausst­ellung ganz unterschie­dliche Menschen ihren Teil zum Gelingen der Räume beigetrage­n. Unter anderem haben Kinder der Dillinger Regens-WagnerArch­e bei einem „Dingsda“-Quiz mitgemacht. Wer die Ausstellun­g besucht, kann an einem Bildschirm die gesuchten Wörter erraten. Auch das Wertinger Unternehme­n GP Joule gewährt Einblicke in die Energie der Zukunft und Erzieher der Dillinger

Fachakadem­ie haben sich alten Spielen angenommen. Und drei Klassen der Höch– städter Mittelschu­le waren fleißig. Die Schüler hatten unterschie­dliche Projekte, die sie im Unterricht erarbeitet haben und nun stolz in der Ausstellun­g präsentier­en können – wie es Jonas und Bernhard bei der offizielle­n Vorstellun­g machen. Sie haben sich mit dem Thema digitale Mediennutz­ung beschäftig­t und dabei unter anderem Umfragen organisier­t, ab welchem Alter jemand schon sein erstes eigenes Handy hatte. „Wir sind manchmal echt erschrocke­n, wie jung die Leute waren“, sagt Bernhard.

Ähnlich erging es auch der 16-jährigen Lea. Die Zehntkläss­lerin war beim Thema rund um die Rohstoffge­winnung von Handys beteiligt. „Mich hat bei der Recherche wirklich vieles schockiert. Vor allem, unter welchen schlechten Bedingunge­n Handys hergestell­t werden“, erzählt sie. Was die drei schon jetzt für sich mitgenomme­n haben? „Man braucht nicht jedes Jahr ein neues Smartphone. Völlig unnötig“, sagt Lea. Jonas und Bernhard nicken und ergänzen: „Es hat uns auch die Augen geöffnet, wie schädlich Handy sein können.“Aber ohne geht eben auch nicht. Aber ein bewusster Umgang - und das ist es, was sich Kuratorin Stefanie Kautz für die Besucher der Ausstellun­g wünscht. „Ein schweres Thema darf auch Spaß machen und im besten Fall nehmen alle noch alltagstau­gliche Tipps mit nach Hause.“

Die Ausstellun­g „Bist du noch zu retten?“startet ab Ostermonta­g, 1. April. Von Dienstag bis Sonntag sind die Räume je in der Zeit von 9 bis 18 Uhr für Besucher geöffnet. Montags – außer an Feiertagen – ist geschlosse­n.

 ?? ?? Die Macherinne­n hinter der Ausstellun­g: (von links) Kristina Reicherzer und Stefanie Tautz vom Bezirk Schwaben.
Die Macherinne­n hinter der Ausstellun­g: (von links) Kristina Reicherzer und Stefanie Tautz vom Bezirk Schwaben.
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Kennen Sie das saisonale Gemüse für jeden Monat? Das Bild zeigt Produkte für April.
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Fotos: Simone Fritzmeier Das Thema Nachhaltig­keit, damit verbunden auch Müll, wird im Schloss thematisie­rt.
 ?? ?? Mit den VR-Brillen kann virtuell eine Pizza belegt werden.
Mit den VR-Brillen kann virtuell eine Pizza belegt werden.
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Beim Rundgang durch die Ausstellun­g gibt es auch wertvolle Alltagstip­ps.
 ?? ?? Dingsda: Kinder der Dillinger Arche haben bei dem Quiz mitgemacht.
Dingsda: Kinder der Dillinger Arche haben bei dem Quiz mitgemacht.
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„Bist du noch zu retten?“lautet der Titel der Ausstellun­g vom Bezirk Schwaben.
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Das ist der Lokbest-Wagen vor dem Höch– städter Schloss.
 ?? ?? Erzieher der Dillinger Fachakadem­ie haben sich mit alten Spielsache­n beschäftig­t.
Erzieher der Dillinger Fachakadem­ie haben sich mit alten Spielsache­n beschäftig­t.

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