So macht Nachhaltigkeit Spaß
Die neue Ausstellung im Schloss Höchstädt, die am Ostermontag eröffnet, ist bunt, interaktiv, informativ und vor allem eines: für alle Altersgruppen geeignet. Und ganz nebenbei gibt es Alltagstipps.
Höchstädt Entspannt belegt Jonas seine Pizza. In Ruhe holt er sich vom Tisch erst die Tomatensoße, dann greift er zur Salami und zum Schluss natürlich eine dicke Schicht Käse. Bei Bernhard schaut es noch ein wenig unkoordiniert aus. Er muss erst die Zutaten finden. Dafür rückt er seine Brille zurecht und geht hinter die Linie. Und schon geht es los – alles virtuell, versteht sich. Denn so lecker die Pizzen, die die beiden Jungs da belegen auch aussehen – essen kann man sie am Ende leider nicht. Die Vorstellung muss ausreichen und genau darum geht es in diesem Raum.
Die beiden testen mit den VR-Brillen, sogenannte Virtual-Reality-Brillen, ein Spiel im Höchstädter Schloss. Und zwar nicht irgendwo im alten Gemäuer, sondern in den Ausstellungsräumen im Anschluss an das Schlosscafé im Erdgeschoss. Dort hat erneut federführend der Bezirk Schwaben eine jährliche Sonderausstellung aufgebaut. Und das diesjährige Thema ist Programm. Es lautet: „Bist du noch zu retten? Nachhaltigkeit – bierernst und bleischwer!“.
Ab 1. April, dann erwacht das Schloss aus seinem Winterschlaf, ist die interaktive Ausstellung offiziell eröffnet. Jonas und Bernhard durften schon einige Tage vorher alles anschauen und testen. Auch, weil die beiden Schüler eine besondere Rolle in der Ausstellung spielen. Vorweg: „Es war ein cooles Projekt“, erzählen der 13-jährige Jonas und der 15-jährige Bernhard beim Pressetermin.
Als ziemlich cool lässt sich die Ausstellung ganz grundsätzlich beschreiben. Kuratorin
Stefanie Kautz ist es wieder gelungen, ein Thema so umzusetzen, dass es einerseits informativ ist und gleichzeitig Spaß macht. Sie sagt: „Wir wollten bewusst positiv an das komplexe Thema rangehen und keine Weltuntergangsstimmung verbreiten.“So hat sie die Räume gemeinsam mit ihrem Team eingerichtet wie eine kleine Familienwohnung. Bunt, herzlich und zum Wohlfühlen. „Uns ist wichtig, dass viel ausprobiert werden kann und der ein oder andere aber auch einen Tipp mit nach Hause nimmt“, so Kautz weiter.
In sieben Räumen werden die Themen Klimawandel, Nachhaltigkeit, Mediennutzung, Umwelt, Ernährung, Energie oder auch Recycling aufgezeigt. Es gibt einen Laufsteg, da liegen aber auch viele Gelbe Säcke in einer Ecke. Im Kinderzimmer gibt
es Tipps für selbst gebastelte Spiele, einen Raum weiter erfahren die Besucher und Besucherinnen, wie viel Wasser beim Duschen verbraucht wird oder welches Gemüse wann Saison hat und es wo regional zu kaufen gibt.
Apropos regionale Produkte – ein Steckenpferd von Kristina Reicherzer vom Bezirk Schwaben. Schon zum Schlossaufgang, hinter dem Infogebäude, beginnt – oder endet – die Ausstellung. Dort steht ein kleiner Wagen, der es in sich hat. Es ist ein digitaler Hofladen der Firma Lokbest. Dort sind rund um die Uhr regional produzierte Lebensmittel sowie kleine Geschenke erhältlich. Über eine App kann man sich einwählen und einkaufen.
„Erst wenn man sich damit beschäftigt, weiß man eigentlich, wie viel Auswahl wir
hier im Landkreis Dillingen haben“, schwärmt Kristina Reicherzer und betont, dass die komplette Saison über die neue Ausstellung auch mit einem umfangreichen Begleitprogramm organisiert wird. „Das Schloss Höchstädt soll eine Begegnungsstätte für Menschen in der Region werden“, betont sie.
So haben schon in der Vorbereitung der Nachhaltigkeitsausstellung ganz unterschiedliche Menschen ihren Teil zum Gelingen der Räume beigetragen. Unter anderem haben Kinder der Dillinger Regens-WagnerArche bei einem „Dingsda“-Quiz mitgemacht. Wer die Ausstellung besucht, kann an einem Bildschirm die gesuchten Wörter erraten. Auch das Wertinger Unternehmen GP Joule gewährt Einblicke in die Energie der Zukunft und Erzieher der Dillinger
Fachakademie haben sich alten Spielen angenommen. Und drei Klassen der Höch– städter Mittelschule waren fleißig. Die Schüler hatten unterschiedliche Projekte, die sie im Unterricht erarbeitet haben und nun stolz in der Ausstellung präsentieren können – wie es Jonas und Bernhard bei der offiziellen Vorstellung machen. Sie haben sich mit dem Thema digitale Mediennutzung beschäftigt und dabei unter anderem Umfragen organisiert, ab welchem Alter jemand schon sein erstes eigenes Handy hatte. „Wir sind manchmal echt erschrocken, wie jung die Leute waren“, sagt Bernhard.
Ähnlich erging es auch der 16-jährigen Lea. Die Zehntklässlerin war beim Thema rund um die Rohstoffgewinnung von Handys beteiligt. „Mich hat bei der Recherche wirklich vieles schockiert. Vor allem, unter welchen schlechten Bedingungen Handys hergestellt werden“, erzählt sie. Was die drei schon jetzt für sich mitgenommen haben? „Man braucht nicht jedes Jahr ein neues Smartphone. Völlig unnötig“, sagt Lea. Jonas und Bernhard nicken und ergänzen: „Es hat uns auch die Augen geöffnet, wie schädlich Handy sein können.“Aber ohne geht eben auch nicht. Aber ein bewusster Umgang - und das ist es, was sich Kuratorin Stefanie Kautz für die Besucher der Ausstellung wünscht. „Ein schweres Thema darf auch Spaß machen und im besten Fall nehmen alle noch alltagstaugliche Tipps mit nach Hause.“
Die Ausstellung „Bist du noch zu retten?“startet ab Ostermontag, 1. April. Von Dienstag bis Sonntag sind die Räume je in der Zeit von 9 bis 18 Uhr für Besucher geöffnet. Montags – außer an Feiertagen – ist geschlossen.