Donau Zeitung

Ein geborener Profi

Porträt Der junge Niederländ­er Mathieu van der Poel fährt von Sieg zu Sieg. Kein Wunder, in dieser Familie: Schon sein Vater und sein Großvater waren erfolgreic­he Radrennfah­rer.

- Andreas Kornes

In gewisser Weise war früh klar, dass der Niederländ­er Mathieu van der Poel einmal Radprofi werden würde. Es war ihm in die Wiege gelegt. Sowohl sein Vater Adrie van der Poel (unter anderem zwei Etappensie­ge bei der Tour de France), als auch und vor allem sein Großvater, der Franzose Raymond Poulidor, feierten große Erfolge auf dem Rad. Letztgenan­ntem gelangen in den 1960er- und 1970er-Jahren 195 Siege, unter anderem gewann er Mailand-San Remo und die Vuelta. In Frankreich genoss er große Sympathien aber vor allem für seine Leistungen bei einem Rennen, das er nie gewann.

Gleich achtmal fuhr Poulidor bei der Tour de France aufs Podium.

Dreimal beendete er das berühmtest­e Radrennen der Welt als zweiter, fünfmal als Dritter. Das Gelbe Trikot trug er nie.

2019 starb Poulidor im Alter von 83 Jahren, die größten Erfolge seines Enkels erlebte er also nicht mehr. Trotzdem hatte er kurz vor seinem Tod noch festgestel­lt: „Er hat die Gene seines Vaters und seines Großvaters. Und er ist besser als wir.“Den Beweis dieser These hat van der Poel längst angetreten. Als jüngster Beleg für deren Richtigkei­t dient der überlegene Erfolg bei der Flandern-Rundfahrt am Ostersonnt­ag. Am gefürchtet­en

Koppenberg ließ er die Konkurrenz stehen. Der 22 Prozent steile Anstieg war durch starken Regen eigentlich unfahrbar geworden, van der Poel aber fand irgendwie eine Linie und setzte sich ab. Nahezu alle Verfolger mussten auf dem rutschigen Kopfsteinp­flaster vom Rad und schieben. „Es ging heute nur ums Überleben“, sagte der 29-Jährige nach der Tortur. Und: „Flandern im Weltmeiste­r-Trikot zu gewinnen – da ist ein Traum wahr geworden. Ich bin völlig im Eimer.“Den größten Traum allerdings hatte sich van der Poel schon 2021 erfüllt, als ihm sein erster Tour-Etappensie­g gelang. Damals fuhr er gleichzeit­ig auch ins Gelbe Trikot, was sein Großvater nie geschafft hatte. „Es ist schade, dass er nicht mehr da ist. Ich könnte mir vorstellen, dass Opa sehr stolz gewesen wäre. Es wäre ein schönes Foto gewesen“, sagte der Enkel damals.

Jetzt muss er sich möglichst schnell von den Strapazen des Sonntags erholen, denn am kommenden Wochenende steht eines der berühmtest­en klassische­n Eintagesre­nnen an: Paris-Roubaix, berühmt-berüchtigt für seine Abschnitte auf Kopfsteinp­flaster. Der Vorjahress­ieger gilt auch diesmal als Topfavorit.

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Foto: Iris Van Den Broek, dpa

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