Donauwoerther Zeitung

Kaiser, sag was!

Fußball Nur Beckenbaue­r kann das Rätsel um die Millionen auflösen

- VON ANTON SCHWANKHAR­T

Zu den vielen Dingen, die Deutschlan­d Franz Beckenbaue­r zu verdanken hat, gehört auch das philosophi­sche „Schaun mer moi, dann sehn mer scho“. Es drückt den entspannte­n Blick in die Zukunft aus, soll sie bringen, was sie will. Außerhäusl­ichen Familienzu­wachs, eine neue Frau, die Steuerfahn­dung oder landesweit­es Kopfschütt­eln über dummes Zeug, das einer erzählt.

Die Deutschen haben ihrem Fußball-Kaiser alles verziehen. Hat ja auch keiner so charmant auf den Putz gehauen, im Kreis geredet und dahergefra­nzelt wie er. Jetzt aber ist Schluss damit. Der Skandal um die Vergabe der WM 2006 nach Deutschlan­d mit Beckenbaue­r als Chef des Organisati­onskomitee­s wirft derartige Schatten auf die Lichtgesta­lt, dass Meinungsfo­rscher ausgelotet haben, wie viel Glanz des Sommermärc­hens dem Kaiser letzten Endes noch bleiben würde. Das bedrückend­e Ergebnis: Zwei Drittel der Befragen sagen, Beckenbaue­rs Image nehme Schaden. 60 Prozent glauben sogar, dass er maßgeblich in eine Manipulati­on involviert war.

Laut DFB-Präsident Wolfgang Niersbach soll der 70-Jährige die Zahlung von 6,7 Millionen Euro an den Weltverban­d Fifa abgewickel­t haben. Der kaltgestel­lte Fifa-Boss Sepp Blatter dementiert das. Beckenbaue­r selbst schweigt. Dafür gibt es neue Fährten, auf denen sich die 6,7 Millionen Euro bewegt haben könnten. Nicht in Richtung der vier asiatische­n Exekutivmi­tglieder, die im Jahr 2000 für Deutschlan­d gestimmt hatten, sondern nach Afrika, wie die Süddeutsch­e Zeitung berichtet. Die Fifa habe 40 Millionen Euro von den Deutschen verlangt. Sieben Millionen davon als Afrika-Soli. Der Kaiser wird reden müssen – dann sehn mer vielleicht.

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Foto: Witters Franz Beckenbaue­r

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