Donauwoerther Zeitung

Asyl: Die Bürger in der Parkstadt kommen zu Wort

Asyl In der ehemaligen Kaserne in der Donauwörth­er Parkstadt sollen bis zu 600 Flüchtling­e untergebra­cht werden. Das Thema bewegt die Bevölkerun­g. Bei einer Versammlun­g gibt es Details

- VON ANDREAS SCHOPF Kommentar, die Dritte Seite

Am Freitagabe­nd hat eine Bürgervers­ammlung in Donauwörth stattgefun­den. Was dabei gesprochen wurde, steht auf

Das Interesse an der Bürgervers­ammlung in der Donauwörth­er Parkstadt am Freitagabe­nd war groß. Ganz so groß, wie es die Organisato­ren erwartet hatten, war es jedoch nicht. Auf dem Gelände der Sebastian-Franck-Schule stellten sie ein zusätzlich­es Zelt mit Bierbänken auf, in dem ein großer Flachbildf­ernseher das Geschehen im benachbart­en Gebäude zeigte. Eingeschal­ten werden musste er nicht. Die rund 300 Bürger, die kamen, fanden gerade so in der Turnhalle der Grundschul­e Platz.

Im Mittelpunk­t der Veranstalt­ung stand die Erstaufnah­meeinricht­ung in der ehemaligen AlfredDelp-Kaserne. Bis zum Frühjahr 2016 soll die Zahl der dort untergebra­chten Flüchtling­e in Etappen auf 600 erhöht werden. Momentan müsse man nach und nach Wasserund Stromleitu­ngen, Nahwärmene­tz sowie die sanitären Bereiche des früheren Militärare­als instandset­zen beziehungs­weise erweitern, sagte Sebastian Seyboth vom Staatliche­n Bauamt Augsburg. In der ehemaligen Sporthalle der Kaserne werde außerdem ein Transitber­eich mit 300 Betten eingericht­et, in denen Flüchtling­e, die in der Nacht ankommen, kurzfristi­g schlafen können, so Josef Gediga, Vizepräsid­ent der Regierung von Schwaben.

Auch die Polizei bekommt ein eigenes Gebäude auf dem Areal. Ein Beamter der Polizeiins­pektion Donauwörth werde eigens für den Bereich Flüchtling­e freigestel­lt, sagte Inspektion­sleiter Thomas Scheuerer. Dieser solle sich größtentei­ls in der Kaserne aufhalten, eine 24-stündige Präsenz sei jedoch nicht möglich. „Bei Bedarf können wir aber sehr kurzfristi­g reagieren“, so Scheuerer. Er erwartet mit der vermehrten Ankunft der Asylbewerb­er keine Welle von Kriminelle­n. „Der Großteil hat sicher nicht vor, straffälli­g zu werden.“Auf Nachfrage des Donauwörth­er Arztes Falk Freisleben äußerte sich der Inspektion­sleiter zu Aufstockun­gen des Personals. „Wir stehen in Verhandlun­gen“, sagte Scheuerer und ließ durchblick­en, dass aufgrund des momentan vielerorts großen Bedarfes an Ordnungshü­tern wohl eher nicht mit weiteren Kräften zu rechnen ist.

Laut Landrat Stefan Rößle beherbergt der Donau-Ries-Kreis momentan knapp 1400 Asylbewerb­er. Zukünftig müsse man mit einer Aufstockun­g auf 1600 rechnen – sofern es bundesweit bei rund 800000 Flüchtling­en bliebe. „Wir sind dabei, weitere Plätze zu finden“, sagte Rößle. In Donauwörth seien jedoch vorerst keine neuen Unterkünft­e geplant. „Jetzt sind erst einmal andere Gemeinden am Zug.“Bis Weihnachte­n sollen die Turnhallen wieder freistehen, so das nach eigener Aussage „ehrgeizige“Ziel Rößles. Das Landratsam­t müsse für die Asylthemat­ik 18 zusätzlich­e Stellen schaffen. Die jährlichen Mehrkosten beliefen sich auf rund 600000 Euro. „Ich kann Sie beruhigen: Bei einem Haushalt von 109 Millionen Euro sprengt das nicht den Rahmen“, so der Landrat in Richtung der Zuhörer.

Bezüglich der Versorgung und Integratio­n der Asylbewerb­er sprach Donauwörth­s Oberbürger­meister Armin Neudert von einer „gewaltigen Herausford­erung“, die in der Kaserne größtentei­ls hauptamtli­ch gestemmt werden müsse. Für die ganztägige Betreuung der Asylunterk­unft ist der Malteser Hilfsdiens­t zuständig. 65 Kräfte werden im Einsatz sein, erläuterte eine Mitarbeite­rin der katholisch­en Organisati­on. Vom ersten Tag an bekämen die Flüchtling­e intensiven Deutschunt­erricht. Zusätzlich zur Sprache werde auch Alltäglich­es – wie etwa das deutsche Verkehrsod­er Pfandsyste­m – vermittelt. Das Ein- und Ausgehen in der Unterkunft solle „in Absprache“erfolgen.

Im Rahmen der Fragerunde ergriffen viele Bürger das Wort. Neben Erkundigun­gen zur Aufstockun­g des Polizeiper­sonals kam unter anderem die Sorge zur Sprache, inwieweit Asylbewerb­er für entstanden­en Schaden haftbar gemacht werden können. Durch ihre „unsichere Fahrweise mit Fahrrädern“sei die Gefahr für Unfälle nämlich erhöht, so ein Versammlun­gsteilnehm­er. Grundsätzl­ich müssten auch Asylbewerb­er für Schäden aufkommen, antwortete Klaus Zimmermann, Leiter des Fachbereic­hs Sozialwese­n am Landratsam­t. Da bei Flüchtling­en aber in der Regel weder Versicheru­ng noch Geld vorhanden seien, könne es jedoch sein, dass man im Zweifelsfa­ll selbst bezahlen muss.

Ein Anwohner der Kaserne aus dem Schwedenri­ng schilderte zudem eine Lärmbeläst­igung durch Flüchtling­e und erkundigte sich nach Schutzmaßn­ahmen. „Lebensäuße­rungen sind als sozialadäq­uat hinzunehme­n“, antwortete Richard Lodermeier vom Rechtsamt der Stadt Donauwörth. „Außerdem entsteht wohl mehr Lärm durch den angrenzend­en Straßenver­kehr.“

Neben der Erstaufnah­meeinricht­ung kam am Freitagabe­nd auch die Konversion der ehemaligen AlfredDelp-Kaserne zur Sprache. Regierungs­vizepräsid­ent Josef Gediga sieht diese Umwandlung von militärisc­hem in ziviles Gebiet „auf einem guten Weg“. Oberbürger­meister Neudert betonte die „Komplexitä­t bei der Wertermitt­lung“des Kasernenge­ländes, machte jedoch zugleich deutlich: „Die Erstzugrif­fsoption darf nicht verloren gehen.“Zu Details möchte sich der Donauwörth­er Rathausche­f erst nach einer Sitzung des Konversion­sausschuss­es äußern.»

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Foto: Aumann Voll besetzt war die Grundschul­turnhalle in der Donauwörth­er Parkstadt, in der am Freitagabe­nd eine Bürgervers­ammlung stattfand. Im Mittelpunk­t stand die Erstaufnah­meeinricht­ung für Asylbewerb­er in der früheren Kaserne. Oberbürger­meister Armin Neudert...

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