Asyl: Die Bürger in der Parkstadt kommen zu Wort
Asyl In der ehemaligen Kaserne in der Donauwörther Parkstadt sollen bis zu 600 Flüchtlinge untergebracht werden. Das Thema bewegt die Bevölkerung. Bei einer Versammlung gibt es Details
Am Freitagabend hat eine Bürgerversammlung in Donauwörth stattgefunden. Was dabei gesprochen wurde, steht auf
Das Interesse an der Bürgerversammlung in der Donauwörther Parkstadt am Freitagabend war groß. Ganz so groß, wie es die Organisatoren erwartet hatten, war es jedoch nicht. Auf dem Gelände der Sebastian-Franck-Schule stellten sie ein zusätzliches Zelt mit Bierbänken auf, in dem ein großer Flachbildfernseher das Geschehen im benachbarten Gebäude zeigte. Eingeschalten werden musste er nicht. Die rund 300 Bürger, die kamen, fanden gerade so in der Turnhalle der Grundschule Platz.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Erstaufnahmeeinrichtung in der ehemaligen AlfredDelp-Kaserne. Bis zum Frühjahr 2016 soll die Zahl der dort untergebrachten Flüchtlinge in Etappen auf 600 erhöht werden. Momentan müsse man nach und nach Wasserund Stromleitungen, Nahwärmenetz sowie die sanitären Bereiche des früheren Militärareals instandsetzen beziehungsweise erweitern, sagte Sebastian Seyboth vom Staatlichen Bauamt Augsburg. In der ehemaligen Sporthalle der Kaserne werde außerdem ein Transitbereich mit 300 Betten eingerichtet, in denen Flüchtlinge, die in der Nacht ankommen, kurzfristig schlafen können, so Josef Gediga, Vizepräsident der Regierung von Schwaben.
Auch die Polizei bekommt ein eigenes Gebäude auf dem Areal. Ein Beamter der Polizeiinspektion Donauwörth werde eigens für den Bereich Flüchtlinge freigestellt, sagte Inspektionsleiter Thomas Scheuerer. Dieser solle sich größtenteils in der Kaserne aufhalten, eine 24-stündige Präsenz sei jedoch nicht möglich. „Bei Bedarf können wir aber sehr kurzfristig reagieren“, so Scheuerer. Er erwartet mit der vermehrten Ankunft der Asylbewerber keine Welle von Kriminellen. „Der Großteil hat sicher nicht vor, straffällig zu werden.“Auf Nachfrage des Donauwörther Arztes Falk Freisleben äußerte sich der Inspektionsleiter zu Aufstockungen des Personals. „Wir stehen in Verhandlungen“, sagte Scheuerer und ließ durchblicken, dass aufgrund des momentan vielerorts großen Bedarfes an Ordnungshütern wohl eher nicht mit weiteren Kräften zu rechnen ist.
Laut Landrat Stefan Rößle beherbergt der Donau-Ries-Kreis momentan knapp 1400 Asylbewerber. Zukünftig müsse man mit einer Aufstockung auf 1600 rechnen – sofern es bundesweit bei rund 800000 Flüchtlingen bliebe. „Wir sind dabei, weitere Plätze zu finden“, sagte Rößle. In Donauwörth seien jedoch vorerst keine neuen Unterkünfte geplant. „Jetzt sind erst einmal andere Gemeinden am Zug.“Bis Weihnachten sollen die Turnhallen wieder freistehen, so das nach eigener Aussage „ehrgeizige“Ziel Rößles. Das Landratsamt müsse für die Asylthematik 18 zusätzliche Stellen schaffen. Die jährlichen Mehrkosten beliefen sich auf rund 600000 Euro. „Ich kann Sie beruhigen: Bei einem Haushalt von 109 Millionen Euro sprengt das nicht den Rahmen“, so der Landrat in Richtung der Zuhörer.
Bezüglich der Versorgung und Integration der Asylbewerber sprach Donauwörths Oberbürgermeister Armin Neudert von einer „gewaltigen Herausforderung“, die in der Kaserne größtenteils hauptamtlich gestemmt werden müsse. Für die ganztägige Betreuung der Asylunterkunft ist der Malteser Hilfsdienst zuständig. 65 Kräfte werden im Einsatz sein, erläuterte eine Mitarbeiterin der katholischen Organisation. Vom ersten Tag an bekämen die Flüchtlinge intensiven Deutschunterricht. Zusätzlich zur Sprache werde auch Alltägliches – wie etwa das deutsche Verkehrsoder Pfandsystem – vermittelt. Das Ein- und Ausgehen in der Unterkunft solle „in Absprache“erfolgen.
Im Rahmen der Fragerunde ergriffen viele Bürger das Wort. Neben Erkundigungen zur Aufstockung des Polizeipersonals kam unter anderem die Sorge zur Sprache, inwieweit Asylbewerber für entstandenen Schaden haftbar gemacht werden können. Durch ihre „unsichere Fahrweise mit Fahrrädern“sei die Gefahr für Unfälle nämlich erhöht, so ein Versammlungsteilnehmer. Grundsätzlich müssten auch Asylbewerber für Schäden aufkommen, antwortete Klaus Zimmermann, Leiter des Fachbereichs Sozialwesen am Landratsamt. Da bei Flüchtlingen aber in der Regel weder Versicherung noch Geld vorhanden seien, könne es jedoch sein, dass man im Zweifelsfall selbst bezahlen muss.
Ein Anwohner der Kaserne aus dem Schwedenring schilderte zudem eine Lärmbelästigung durch Flüchtlinge und erkundigte sich nach Schutzmaßnahmen. „Lebensäußerungen sind als sozialadäquat hinzunehmen“, antwortete Richard Lodermeier vom Rechtsamt der Stadt Donauwörth. „Außerdem entsteht wohl mehr Lärm durch den angrenzenden Straßenverkehr.“
Neben der Erstaufnahmeeinrichtung kam am Freitagabend auch die Konversion der ehemaligen AlfredDelp-Kaserne zur Sprache. Regierungsvizepräsident Josef Gediga sieht diese Umwandlung von militärischem in ziviles Gebiet „auf einem guten Weg“. Oberbürgermeister Neudert betonte die „Komplexität bei der Wertermittlung“des Kasernengeländes, machte jedoch zugleich deutlich: „Die Erstzugriffsoption darf nicht verloren gehen.“Zu Details möchte sich der Donauwörther Rathauschef erst nach einer Sitzung des Konversionsausschusses äußern.»