Donauwoerther Zeitung

Polen stimmen für den Machtwechs­el

Parlaments­wahlen Nationalko­nservative PiS sichert sich absolute Mehrheit

- Warschau

Die Polen haben für den Wechsel gestimmt: Bei der Parlaments­wahl am Sonntag ist die nationalko­nservative Opposition­spartei Recht und Gerechtigk­eit (PiS) klar stärkste Kraft geworden. Hochrechnu­ngen zufolge stimmten 39,1 Prozent der Wähler für PiS und ihre Spitzenkan­didatin Beata Szydlo. Dies reicht den Prognosen zufolge, um allein zu regieren. „Dieser Sieg ist euer aller Verdienst“, sagte Szydlo vor jubelnden Anhängern.

Die liberalkon­servative Bürgerplat­tform (PO) von Regierungs­chefin Ewa Kopacz kam lediglich auf 23,4 Prozent. Sie muss sich nach acht Jahren an der Regierung mit der Opposition­srolle abfinden.

Kopacz räumte am Abend ihre Niederlage ein. Fast trotzig verwies sie auf die Erfolge von acht Jahren PO-Regierung, vor allem das Wirtschaft­swachstum und den Rückgang der Arbeitslos­igkeit. „In diesem Zustand überlassen wir Polen denen, die heute gewonnen haben.“

Wenn sich die Prognosen bestätigen, kann Szydlo alleine regieren. Die Nationalko­nservative­n dürfen auf 242 Sitze im neuen Parlament hoffen, für die absolute Mehrheit sind nur 231 Mandate notwendig. Die PiS ist dann erstmals seit 2007 an der Macht. Parteichef Jaroslaw Kaczynski sagte, seine Partei reiche „allen die Hand, die eine gute Veränderun­g wollen“. Es sei möglich, ein breites konservati­ves Bündnis zu schaffen. Gleichzeit­ig konnte er seine Freude über den Triumph der PiS nicht verhehlen: „Der Sieg einer (einzigen) Partei ist in der polnischen Demokratie ungewöhnli­ch.“

Im künftigen Parlament sind Prognosen zufolge fünf Parteien vertreten. Drittstärk­ste Partei ist danach die konservati­ve Bewegung Kukiz des ehemaligen Rockmusike­rs Pawel Kukiz, die neun Prozent der Stimmen erhielt und auf 44 Abgeordnet­ensitze hoffen kann. Außerdem schafften die wirtschaft­sliberale Partei Nowoczesna mit 7,1 Prozent und die Bauernpart­ei PSL mit 5,2 Prozent der Stimmen den Einzug ins Parlament. Die Linke hingegen ist erstmals nicht vertreten.

Szydlo hatte im Wahlkampf vor allem mit sozialen Themen für Stimmen geworben. Sie versprach mehr Geld für Familien und Rentner, mehr Unterstütz­ung für Landwirte und ein Arbeitsbes­chaffungsp­rogramm für junge Polen. Damit sollen sowohl die sogenannte­n Müllverträ­ge, bei denen schlechte Bezahlung mit Befristung­en verbunden ist, als auch die anhaltende Auswanderu­ng der jungen Generation gestoppt werden. Nicht nur im Regierungs­lager war kritisiert worden, dass diese Pläne schwerwieg­ende Folgen für die bisher stabilen Staatsfina­nzen haben würden.

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Foto: dpa Blumen für die neue polnische Regierungs­chefin: PiS-Parteichef Jaroslaw Kaczynski gratuliert Beata Szydlo.

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