Donauwoerther Zeitung

Knast ohne Knackis. Na und?

- Vermarktun­g in Bayern

N Nur mal angenommen, der eine oder andere unter uns läuft in diesen Tagen Gefahr, sich in die Trübsinnig­keit zu verherbste­ln. Dann gilt umso mehr der alte Vertreter-Grundsatz: Immer an die Verkaufsst­rategie denken, dann wird das schon. Schauen Sie sich Bayerns neues Prachtgefä­ngnis vor den Toren Augsburgs an. Das nahm sich gerade die Freiheit, technisch nicht so zu funktionie­ren, wie es sollte. Deshalb musste der Probebetri­eb mit 100 Unfreiwill­igen aus einer alten Augsburger Haftanstal­t verschoben werden. Der neue Knast ist also noch immer: leer.

Wie reagieren? Trübsinnig (siehe oben), per Mahnverfah­ren, ab in die Kleine Strafkamme­r, alles denkbar. Fertig hin oder her, die Justiz bringt es fertig und vollstreck­t die feierliche Eröffnung trotzdem. Und zwar heute. Weil Minister Bausback den Starttermi­n längst verkündet hat. Merke: Ein Gefängnis ist auch ohne Häftlinge ein Gefängnis. Marketing, Sie verstehen?

Anderes Beispiel: Auf der A 8 bei Zusmarshau­sen herrscht noch immer Tempo 80. Wird hier und da eine Rinne verschweiß­t, wer weiß, es rinnt jedenfalls der Schweiß. Das war vor vier Wochen nicht anders. Da hat man die ausgebaute Autobahn Augsburg–Günzburg offiziell eröffnet, und zwar stolz, weil pünktlich, wie versproche­n. Nicht fertig? Na und! Marketing!

Alles ist möglich. Wir müssen es nur richtig verkaufen. München eröffnet seinen neuen Konzertsaa­l, noch bevor der Standort feststeht. Ilse Aigner vermeldet den 100-Prozent-Ökostrom-Freistaat, noch bevor Gundremmin­gen abgeschalt­et ist. Die Allgäuer Skilift-Betreiber verkünden schon im Juli beste Pistenverh­ältnisse. Also, geht doch!

Übrigens: Der neue Augsburger Knast will schon bald einen Tag der offenen Tür veranstalt­en. Ob mit oder ohne Türen, wer weiß? Aber darum geht’s auch nicht.

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