Donauwoerther Zeitung

„Das Land wird stärker, nicht schwächer“

Parteitag Die bayerische SPD bleibt bei ihrem Nein zu Transitzon­en für Flüchtling­e, kritisiert „Demagogen“in der CSU. Sie zeigt sich aber zugleich bereit für eine Zusammenar­beit

- VON ULI BACHMEIER Augsburg

Die SPD-Fraktion im Landtag wird am kommenden Freitag mit der Rückendeck­ung der Bayern-SPD in das Gespräch mit Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU) gehen. Bei ihrem kleinen Landespart­eig am Wochenende in Augsburg stellten die bayerische­n Sozialdemo­kraten klar, dass sie in Transitzon­en für Flüchtling­e, wie sie von der CSU vehement gefordert werden, keine rechtsstaa­tlich praktikabl­e Lösung sieht. „Wir sagen Nein zu Masseninte­rnierungsl­agern, zu Massengefä­ngnissen an der bayerische­n Grenze“, betonte Fraktionsc­hef Markus Rinderspac­her unter dem Applaus der rund 150 Delegierte­n.

Ob eine Verständig­ung dennoch möglich ist, blieb am Wochenende offen. CSU-Chef Seehofer hatte gesagt, er bestehe nicht auf dem Begriff Transitzon­en. Seinetwege­n, so spottete er, könnten die Einrichtun­gen auch nach einem Sozialdemo­kraten benannt werden. Für die SPD dagegen ist offenkundi­g entscheide­nd, dass in den Einrichtun- gen kein physischer Zwang ausgeübt wird. „Warte- und Registrier­ungszentre­n“sind nach den Worten Rinderspac­hers kein Problem. Und dass alles in geordneten Bahnen ablaufen müsse, sei auch klar. Gleichzeit­ig machte Rinderspac­her eine parteiüber­greifende Zusammenar­beit in der Flüchtling­spolitik in Bayern von Bedingunge­n abhängig. Es sei zwar eine „demokratis­che Selbstvers­tändlichke­it“, Seehofers Gesprächsa­ngebot anzunehmen, sagte Rinderspac­her. Er fügte aber hinzu: „Wir erwarten, dass die CSU ihr Doppelspie­l einstellt – nur dann ergeben Gespräche einen Sinn.“Wenn die CSU tatsächlic­h erkannt habe, dass sie die Stimmung in der Flüchtling­spolitik zu sehr aufgeheizt habe, dann müsse Seehofer auch „die Demagogen“in seiner Partei zur Ordnung rufen. Namentlich nannte Rinderspac­her CSU-Generalsek­retär Andreas Scheuer, Finanzmini­ster Markus Söder und CSU-Fraktionsc­hef Thomas Kreuzer. Er betonte: „Das Grundgeset­z gilt nicht nur für Zugereiste, es gilt auch für Einheimisc­he.“

Auch Bayerns SPD-Chef Florian Pronold ging mit der Politik der CSU hart ins Gericht. Grenzen der Integratio­nsfähigkei­t seien nicht zu leugnen, sagte er. Es sei aber genauso falsch zu glauben, man könne wieder Grenzzäune hochziehen, wie der ungarische Ministerpr­äsident Viktor Orbán dies tue. Pronold forderte die Staatsregi­erung dazu auf, „nicht über Grenzzäune zu philosophi­eren, sondern dafür zu sorgen, dass es vor Ort klappt“. So dürften etwa die bayerische­n Bezirke nicht auf 100 Millionen Euro Kosten sitzen gelassen werden, die ihnen in der Flüchtling­skrise bisher entstanden sind. Und beim lange vernachläs­sigten sozialen Wohnungsba­u müsse dafür gesorgt werden, dass sozial Schwache gegenüber Flüchtling­en nicht benachteil­igt werden.

„Alle Kraft den Kommunen“, forderte beim Parteitag der Regensburg­er SPD-Oberbürger­meister Joachim Wolbergs. Er berichtete, dass auch seine Stadt die Grenzen der Belastbark­eit spüre, betonte aber: „Trotzdem geht’s.“Er kenne niemanden, dem es wegen der Flüchtling­e schlechter gehe als vor zwei Jahren. Und er sei der festen Überzeugun­g, dass die aktuelle Krise auf längere Sicht eine große Chance sei. „Dieses Land wird stärker werden und nicht schwächer“, sagte Wolbergs.

Die Integratio­n wird Jahre dauern

Dass die Integratio­n der Flüchtling­e Jahre dauern werde, darauf stimmte SPD-Generalsek­retärin Yasmin Fahimi die Genossen in Augsburg ein. „Wir müssen ein Jahrzehnt der Integratio­n organisier­en“, sagte sie. Aus dem „Wir schaffen das“der Bundeskanz­lerin müsse ein „So machen wir das“der Bundesregi­erung werden. Gleichzeit­ig betonte sie, dass nicht alle Flüchtling­e in Deutschlan­d bleiben könnten. Nicht jeder habe Anspruch auf eine positive Entscheidu­ng.

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Florian Pronold

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