Donauwoerther Zeitung

Spaghetti mit Spinat für Abdullah

Initiative Deutsche laden Flüchtling­e zum Essen ein. Doch nur wenige nehmen an

- Neu-Ulm

Beim ersten Mal war Henrike Alle ziemlich aufgeregt: „Wir waren schon sehr nervös“, sagt die Ulmerin. „Wir wussten ja nicht: Wer kommt da, wie wird es für uns – und für unseren Gast, der ja in eine ganz fremde Familie hineinkam.“Am Ende war es dann aber ein entspannte­r Abend für Henrike Alle, ihre beiden Töchter und ihren Gast Abdullah Iqbal. Der junge Mann aus Pakistan wohnt in einer Flüchtling­sunterkunf­t in Unterelchi­ngen (Kreis Neu-Ulm). Bei den Alles habe er das erste Mal ein deutsches Essen probiert, sagt er: Spaghetti mit Spinat, zur Vorspeise gab’s Salat, als Nachtisch Kuchen. „Es war sehr gut“, berichtet Abdullah, „ein toller Abend.“Mittlerwei­le haben sich die Alles und Abdullah Iqbal mehrfach getroffen. Sie machen mit bei der Initiative „Einladung zum Essen“, bei der Privatleut­e bei sich zu Hause Flüchtling­en ein Abendessen servieren. Die Treffen in Ulm und im benachbart­en Neu-Ulm organisier­t Christine Backes. Seit dem Frühjahr hat die pensionier­te Lehrerin rund 40 Gastgeber mit Flüchtling­en oder Flüchtling­sfamilien an einem Tisch zusammenge­bracht. Backes’ Vorbild ist das schwedisch­e Projekt „Invitation­sdeparteme­ntet“der Stockholme­r Lehrerin Ebba Åkerman. Sie hatte bemerkt, dass kaum einer ihrer Sprachschü­ler in Flüchtling­sunterkünf­ten eine einheimisc­he Wohnung von innen kannte. Eine Einladung zum Essen, so Åkermans Idee, sei dafür der beste Weg. Das Projekt breitete sich aus. In Deutschlan­d gibt es die Essenseinl­adungen mittlerwei­le in 16 Städten.

„Wer zusammen an einem Tisch sitzt, spricht auch miteinande­r“, sagt Christine Backes: „Man sitzt den Flüchtling­en gegenüber, so bekommen sie ein Gesicht. Und sie spüren umgekehrt, dass es bei uns Menschen gibt, die sie unterstütz­en wollen.“Wie in anderen Städten, sucht Backes Gastgeber und Gäste. „Das größte Problem dabei ist es, Flüchtling­e zu finden, die sich einladen lassen.“Manche empfänden es als Almosen und lehnten ab. Andere

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