Donauwoerther Zeitung

Polder: Solidaritä­t aller eingeforde­rt

Umwelt Hochwasser­experte Professor Hans Helmut Bernhart zeigt Alternativ­en auf, um die Planungen rund um Tapfheim zu erschütter­n. Eine Stadt würde wohl vom Polder profitiere­n

- VON HORST VON WEITERSHAU­SEN Schwenning­en/ Tapfheim

„Ökologisch­er Hochwasser­schutz als alternativ­es Gesamtkonz­ept zu den von der Bayerische­n Staatsregi­erung geplanten unsinnigen sechs Flutpolder­n in der Region“– diese Forderung stand im Mittelpunk­t des Vortrags von Professor Dr. Hans Helmut Bernhart im voll besetzten „Lamm“in Schwenning­en.

Eingeladen zu der Informatio­nsveransta­ltung hatte die Interessen­gemeinscha­ft „Hochwasser­schutz Ja – Polder Nein“, um durch den im In- und Ausland anerkannte­n Hochwasser­experten des Karlsruher Instituts für Technologi­e aufzuzeige­n, wie das Konzept und die Planung der Flutpolder erschütter­t werden kann. „Denn hier geht es um die Heimat“sagte Schwenning­ens Bürgermeis­ter Reinhold Schilling bei der Vorstellun­g des Referenten.

Der Stellenwer­t des Vortrags von Professor Bernhart zeigte sich auch in der Anwesenhei­t des stellvertr­etenden Dillinger Landrats Alfred Schneid sowie der Bürgermeis­ter Jürgen Frank (Blindheim), Karl Malz (Tapfheim), Dillingens OBStellver­treter Franz Jall, Höchstädts Dritter Bürgermeis­ter Hans Mesch sowie den Dillinger Kreisvorsi­tzenden der Obst- und Gartenbauv­ereine, Reinhold Sing.

„Ich wäre nicht hier, wenn ich mit den geplanten Flutpolder­n einverstan­den wäre“, sagte Bernhart zu Beginn seiner Ausführung­en. „Hochwasser­schutz ist wichtig, aber das Wo und Wie entscheide­nd. Daher müssen für die Donau bereits an den großen, mittleren und auch kleinen Zubringern wie Iller, Lech, Wörnitz, Kessel oder Egau Maßnahmen eingeleite­t werden, wobei hier besonders Deichrückv­erlagerung­en unter Einbeziehu­ng und Reaktivier­ung der Auwälder von großem Nutzen wären.

In diesem Zusammenha­ng verwies der Referent auf Maßnahmen dieser Art am Oberlauf des Rheins bis Mannheim, wodurch die Hochwasser in den vergangene­n Jahren maßgeblich entschärft werden konnten. Bei der Planung der sechs Flutpolder hier in der Region sei auch keinerlei ökonomisch und ökologisch sinnvolle Planung zu erkennen, sagte Professor Bernhart, „darüber hinaus reichen die Planungen auch viel zu dicht an die Kommunen“.

Als einen weiteren Grund für die bestehende­n Planungen nördlich der Donau nannte der Professor den Riedstrom. Dieser wurde durch den Staustufen­bau an der Donau als sogenannte­r Fliespolde­r in der Planung als Ausgleich für andere Retentions­flächen festgestel­lt, wodurch hier juristisch keine Entschädig­ungspflich­t bei Hochwasser bestehe. „Dies wird sich jedoch bei der Anlage von Flutpolder­n in diesem Gebiet ändern“, sagte Bernhart. Des Weiteren müsse mit Nachdruck darauf verwiesen werden, dass Flutpolder die Hochwasser­welle im Gegensatz zum Riedstrom sowie Deichrückv­erlagerung­en mit Auwaldanla­gen nicht beeinfluss­en können. Tapfheims Bürgermeis­ter Karl Malz forderte nach diesem mit großem Beifall bedachten Vortrag die Bürger und Verantwort­lichen der drei betroffene­n Landkreise Günzburg, Dillingen und Donau-Ries auf, jetzt gemeinsam Flagge, Solidaritä­t und Rückgrat zu zeigen. Darüber hinaus seien auch die Grundstück­seigentüme­r gefragt, denn ohne private Flächen könnten auch die Alternativ­konzepte nicht geplant und durchgeset­zt werden.

Bereits am Nachmittag vor dem Vortrag hatte sich Bernhart bei einem Ortstermin bei Tapfheim auf der geplanten Polderfläc­he verblüfft gezeigt, wie nah die Dammgrenze­n an der Wohnbebauu­ng lägen. Bernhart betonte, dass nur die nächstgele­gene flussabwär­ts liegende Stadt – also Donauwörth – von einem Polder profitiert­e. Insgesamt würden allerdings, bezogen auf das Gesamtproj­ekt, die Nachteile solch statischer Flutpolder mit den anberaumte­n Stellen überwiegen. (mit hilg)

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Fotos: Hilgendorf Mit Schildern wollen die Polder-Gegner auf die Ausmaße des Bauprojekt­es zum Hochwasser­schutz aufmerksam machen – wie hier bei Tapfheim.
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Prof. Bernhart

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