Donauwoerther Zeitung

Schaufenst­er in die Zukunft

Berufswege­kompass In Harburg informiere­n 110 Aussteller in Zusammenar­beit mit den Wirtschaft­sjunioren junge Menschen und deren Eltern. Experte gibt Bewerbern einen guten Rat

- VON HELMUT BISSINGER Harburg

Welcher Beruf passt zu mir? Das ist die eine Frage. Es gibt aber noch eine zweite: Wenn ich weiß, was ich will, habe ich eine Garantie, den Job auch zu bekommen? Beim Berufswege­kompass am Samstag in Harburg gab es Antworten: einmal an den Ständen von 110 Aussteller­n, zum anderen von Marketinge­xperte Theo Grassl. Das Spektrum von Ausbildung­sangeboten war erneut rekordverd­ächtig: vom Industriem­echaniker über die Diätassist­entin bis hin zum Kfz-Mechatroni­ker.

Unter den Jugendlich­en, die sich schon kurz nach Öffnung der Wörnitzhal­le informiere­n lassen, sind Selina und Miriam Bosch aus Wallerstei­n. Sie sind mit ihren Eltern unterwegs. Miriam will Ergotherap­eutin werden und hat ihren Weg bereits eingeschla­gen, doch die 15-jährige Selina ist sich noch nicht ganz sicher: „Hier gibt es so viele interessan­te Berufe, aber ich würde doch gerne Erzieherin werden.“An einem Stand gibt es Rosen, dort Gummibärch­en, bei anderen Aussteller­n Tüten, aber überall ist man um die jungen Leute bemüht. Besonders das Handwerk sucht händeringe­nd nach Nachwuchs. Obermeiste­r Franz Eberle von der Innung für Elektro- und Informatio­nstechnik hat festgestel­lt, dass die Teilnehmer am Berufswege­kompass immer jünger werden, damit sie schon frühzeitig ihren Lieblingsb­eruf herausfind­en können. „Wir sind für alle offen, haben auch schon Immigrante­n in unseren Betrieben“, berichtet er.

„Noch größer, noch mehr“gehe nicht, berichtet Achim Schubert von den Wirtschaft­sjunioren DonauRies, die zum 14. Mal als Ausrichter auftreten. Die Ausstellun­gsfläche in der Wörnitzhal­le sowie in einem eigens aufgestell­ten Großzelt sei mittlerwei­le einfach erschöpft. Sollte die Halle in Harburg einmal renoviert werden müssen, könnte der Standort „wackeln“, was nach Meinung Schubert „katastroph­al“wäre, denn Harburg liege einfach ideal im Zentrum des Landkreise­s.

Mit den Schülern, die hoch interessie­rt und gut vorinformi­ert waren, hätten die Betriebe gute Gespräche geführt, lautete schon am späteren Vormittag eine Zwischenan­alyse. Auch die Kombinatio­n aus persönlich­en Gesprächen mit Betriebsve­rtretern und Vorträgen von Experten habe erfreulich­erweise positiven Zuspruch gefunden. Isaac Saturday aus Nigeria schaut sich mit einem Freund beim Berufswege­kompass um – und staunt. So etwas hat der Asylbewerb­er, der in Mündling untergebra­cht ist, noch nicht gesehen. Er würde gerne in einem handwerkli­chen Beruf („vielleicht Fensterbau“) arbeiten. Angela Schweyer, die den Schwarzafr­ikanern die deutsche Sprache beibringt, ist als Dolmetsche­rin dabei.

Die Palette der Aussteller ist groß: Von der Bundeswehr über die Steuerbehö­rden bis hin zu Kreditinst­ituten, Versicheru­ngen, Medizin, Rotes Kreuz und Fachschule­n spannt sich der Bogen. Wer allerdings die Vorstellun­g mitbringt, mit einer Lehrstelle in der Tasche nach Hause zu fahren, wird enttäuscht: „Wir informiere­n über die einzelnen Berufsbild­er. Hin und wieder kann man zwar ein Praktikum vervon einbaren, mehr aber in der Regel nicht“, betont Schubert.

„Ihr müsst aufpassen, dass ihr nicht viel mehr Informatio­nen von euch preisgibt, als euch lieb ist“, warnte Marketinge­xperte Theo Grassl in einem Vortrag, der mehr Anklang verdient gehabt hätte. Partybilde­r oder abfällige Kommentare auf sozialen Netzwerken wie Facebook könnten den Bewerbern schnell zum Verhängnis werden. Denn: „50 Prozent aller Unternehme­n machen sich im Internet ein Bild von ihren Bewerbern – und 51 Prozent haben schon mal einen Bewerber abgelehnt, weil sie dort Unliebsame­s gefunden haben.“

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