Schmöker mit echtem Terror
Paris 1965: Bechtles Liebes-Mossad-Krimi
Es war der 29. Oktober 1965, als der marokkanische Oppositionsführer Mhadi Ben Barka nachmittags auf offener Straße in Paris entführt wurde. Tags darauf war er tot. Und bis heute liegen die Hintergründe im Dunkeln, gibt es nur sehr abenteuerliche, nach Verschwörungstheorie müffelnde Erklärungsversuche für das, was da geschehen ist. Irgendwas mit dem israelischen Geheimdienst Mossad wahrscheinlich …
Es gibt Spielfilme wie „Das Attentat“darüber – und vor diesen Hintergrund hat auch schon Literaturnobelpreisträger Patrick Modiano mit „Gräser der Nacht“einen seiner Paris-Romane gesetzt. Zum 50. Jahrestag nun hat der auf Deutsch schreibende Belgier J. R. Bechtle einen Krimi daraus gemacht. Wie schon in „Hotel van Gogh“zum rätselhaften Tod des Malers nutzt er den Nebel um den Fall Ben Barka, um seiner Schreibleideschaft nicht einfach nur mit einen netten Schmöker samt Liebesgeschichte befriedigen zu müssen. Und so verknallt sich nun der noch nach dem richtigen Leben suchende Steffen in Paris nicht bloß in die schöne Sarah; und steht als Deutscher mit ihr als Jüdin nicht nur plötzlich vor der unbearbeiteten historischen Schuld. Sondern Steffen wird durch abenteuerliche Zufälle unversehens auch noch hineingezogen ins Komplott . So liefert Bechtle etwas hölzern und gewollt und melodramatisch, aber doch vor allem süffig die beabsichtigte Unterhaltung. (ws)
FVA, 352 S., 19,90 ¤