Beziehungsreigen aus Frankreich
Drama Vier nicht mehr ganz junge Menschen suchen die Liebe
Der Zufall führt Regie in diesem leichtfüßigen Film, und die Liebe scheint wie vom Himmel zu fallen. Beim Joggen in einem Pariser Park rennen sie sich gegenseitig fast um: Der ehemalige Kunststudent Arman (Vincent Macaigne), der gerade 33 geworden ist und nun sein Leben ändern möchte, und die ebenso attraktive wie eigensinnige Amélie (Maud Wyler).
Die erste Plauderei ist stockend, aber beide fühlen sich zueinander hingezogen. Arman möchte Amélie wiedersehen, geht fleißig joggen, kauft sich neue Sportsachen, aber keine Amélie weit und breit. Dann fährt er nachts durch Paris, hört Schreie in einer dunklen Gasse, rettet Amélie aus den Fängen zweier Straßenräuber und landet mit einer Stichwunde im Krankenhaus. An seiner Seite die Angebetete.
Seligkeit und Schmerz, Liebe und Tod liegen ganz nah zusammen in „Zweimal Herbst und dreimal Winter“(heute um 20.15 Uhr auf Arte), dem zweiten Spielfilm des Regisseurs Sébastien Betbeder. Das Drama läuft beim deutsch-französischen Kulturkanal in der kleinen Reihe „Neues französisches Kino“.
Der nächste Zufall: Drei Tage vor Armans Entlassung aus dem Krankenhaus wird sein Freund Benjamin (Bastien Bouillon), der aus heiterem Himmel einen Schlaganfall erlitten hat, eingeliefert. Benjamin liegt gelähmt im Bett und lernt die Logopädin Katia (Audrey Bastien) kennen. Das Wunder geschieht: Der Patient wird vollständig geheilt und hat die Frau seines Lebens gefunden.
Über zweieinhalb Jahre hinweg begleitet Regisseur Betbeder in seinem auch formal eigensinnigen Film die vier Hauptfiguren Arman, Amélie, Benjamin und Katia durch die Jahreszeiten und die Wechselbäder der Gefühle. Alle vier Personen erzählen in kurzen Kapiteln die Ereignisse aus ihrer Sicht, sprechen manchmal auch direkt in die Kamera. Als Zuschauer kommt man so diesen Glückssuchern, ihren Träumen und Sehnsüchten ganz nah. Dazu gesellt sich eine ganze Riege von Ex-Freunden, Geschwistern oder Eltern, mit denen sich die Protagonisten über Kino, Kunst oder auch eher banale Dinge unterhalten.
So vergeht die Zeit und sie geht an allen Vieren nicht spurlos vorüber: Als Amélie schwanger wird, wagt sie es nicht, Arman einzuweihen. Sie nimmt ohne sein Wissen eine Abtreibung vor, die Beziehung scheint zu zerbrechen. „Unsere Geschichte hatte nicht mehr viel von einem Märchen“, sinniert Amélie, als sie an Wehnachten allein im Bett liegt. Plötzlich klingelt ihr Handy und der verschollene Freund kehrt zurück in ihr Leben. Aber nichts ist wie früher.