Donauwoerther Zeitung

Rentenbeit­rag soll länger stabil bleiben

Soziales Kassenlage immer noch besser als erwartet. Im kommenden Jahr werden die Altersbezü­ge wohl deutlich steigen

- VON JOACHIM BOMHARD

Würzburg Die immer noch die Erwartunge­n übertreffe­nde finanziell­e Lage der Rentenvers­icherung erlaubt es den Verantwort­lichen, die heute schon absehbaren Beitragsst­eigerungen weiter hinauszuzö­gern. Jetzt ist von einer Anhebung erst ab 2021 die Rede, zwei Jahre später als bisher gedacht. Dann muss der Beitrag von heute 18,7 auf möglicherw­eise 19,3 Prozent angehoben werden.

Bis dahin können die erwarteten jährlichen Defizite aus der Rücklage ausgeglich­en werden, die zum Ende des vergangene­n Jahres den Rekordstan­d von 35 Milliarden Euro erreicht hat. Zum Ende des kommenden Jahrzehnts erwarten die Experten der Rentenvers­icherung einen Beitragssa­tz von 21,8 Prozent. Der Grund: Schon in diesem Jahr geht die Rentenvers­icherung, die voraussich­tlich gut 270 Milliarden Euro einnehmen wird, von einem Defizit in Höhe von 1,9 Milliarden Euro aus, sagte der Vorsitzend­e des Bundesvors­tandes der Deutschen Rentenvers­icherung Bund (DRV), Alexander Gunkel, gestern in Würzburg. Und 2016 fehlen bereits 4,5 Milliarden Euro in der Kasse. Auch deshalb gilt eine Beitragsse­nkung zu Beginn des kommenden Jahres als eher unwahrsche­inlich. Die Entscheidu­ng soll im November fallen.

Der größte Aufschlag seit mehr als 20 Jahren

Keine exakten Zahlen nannten die Vertreter der Rentenvers­icherung im Hinblick auf die Rentenerhö­hung zum 1. Juli 2016. „Zwischen vier und fünf Prozent“, sagte Arbeitgebe­rvertreter Gunkel. Das wäre der größte Aufschlag seit mehr als 20 Jahren. Die alterniere­nde Bundesvors­itzende Annelie Buntenbach, die als DGB-Vize die Arbeitnehm­erseite in der DRV-Spitze vertritt, relativier­te die Vorfreude: „Das Risiko der Altersarmu­t ist damit nicht beseitigt.“

Bis jetzt wird nur geschätzt. Endgültige Zahlen gibt es im Frühjahr, wenn das Statistisc­he Bundesamt weiß, wie stark die Löhne im Jahr 2015 tatsächlic­h gestiegen sind. Größter Unsicherhe­itsfaktor: Wie viel Weihnachts­geld erhalten die Arbeitnehm­er in diesem Jahr? Nur eines ist wohl jetzt schon klar: Ab 2017 werden die Rentenerhö­hungen wieder bescheiden­er ausfallen.

Die Flüchtling­swelle wird sich auch auf die Sozialkass­en auswirken, aber erst, wenn die Zuwanderer auch in stabilen sozialvers­icherungsp­flichtigen Arbeitsver­hältnissen sind. Dann, so Gunkel, kann sich die Einnahmesi­tuation der Rentenvers­icherung verbessern, weil neue Beitragsza­hler hinzukomme­n. Im Moment müsse man allerdings davon ausgehen, dass die teilweise Integratio­n in den Arbeitsmar­kt länger dauert und der Großteil der Bleibebere­chtigten Hartz IV beziehen wird, wofür keine Beiträge geleistet werden und somit keine Rentenansp­rüche entstehen. Um eine Altersrent­e zu bekommen, müssen mindestens 60 Monatsbeit­räge einbezahlt werden.

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