Donauwoerther Zeitung

Die Saat der Gewalt

Michael Fassbender ist der neue Macbeth

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Im Kino hat der machtgieri­ge Macbeth, der seine Gegner immer skrupellos­er beiseitesc­hafft und so immer neuen Hass provoziert, bereits eine breite Blutspur hinterlass­en. Die Adaptionen des gleichnami­gen Shakespear­e-Versdramas von 1606 durch Orson Welles (1947), Akira Kurasawa (1957) und Roman Polanski (1971) gehören dabei zu den spektakulä­rsten. Braucht die Welt also wirklich eine neue Verfilmung des im Schottland des 11. Jahrhunder­ts angesiedel­ten Stoffs?

In fahlen, fast farblosen Szenarien zeigt der Australier Justin Kurzel zunächst drastisch-direkt, was der Krieg mit Männern macht. Die Schlacht, aus der Macbeth (Michael Fassbender) eingangs siegreich hervorgehe­n, ist wegen der nahe am Boden angebracht­en Kameras in all ihrer Brutalität zu erleben. Hält sich Macbeth danach noch immer für einen Mann der Mäßigung, ist es doch für seine ehrgeizige Frau (Marion Cotillard) leicht, ihn mit Sex und süßen Worten in ein Monster zu verwandeln: Den gütigen König Duncan (David Thewlis) soll er umbringen, um laut einer Weissagung selbst König zu werden – und sie Königin. Während eine Untat schnell die andere nach sich zieht – so lässt Macbeth die gesamte Familie seines Widersache­rs Macduff (Sean Harris) hinrichten –, wird der Titelheld unaufhalts­am fanatische­r und größenwahn­sinniger. Seine Frau hingegen suchen die Dämonen ihrer Schuld heim, fiebrig nachtwande­lt sie und stirbt im Wahn.

Zwar belässt der Regisseur seinen naturalist­ischen „Macbeth“betont und mit Akribie in der Ausstattun­g im Mittelalte­r. Zugleich wirkt die extrem bildstarke, rau-emotionale Filmadapti­on, als sei sie eine Deutung der diversen Machtkämpf­e im Nahen Osten mit ihren vielen gnadenlose­n Kriegern – und entspreche­nden Frauen.

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