Rauchen im Sport
Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche. Dieser berühmte Satz des Satirikers F. W. Bernstein muss dem Leser mit auf den Weg gegeben werden. Denn wir wollen in den folgenden Zeilen nichts vernebeln, wollen keine Zweifel entzünden oder gar irreführenden Rauchzeichen geben. Deshalb, ganz offen: Hier schreibt ein ehemaliger Raucher zum Thema Rauchen. Damit dürfte die Frage der grundsätzlichen Einstellung geklärt sein. Die schärfsten Kritiker der Elche …
Für Mitteleuropa ist der Raucher inzwischen das, was der Elefant für Afrika ist. In freier Wildbahn kaum mehr aufzuspüren, in bestimmten Reservaten aber durchaus noch zahlreich zu besichtigen.
Was aber auffällt: In den offiziell ausgewiesenen, oft etwas angeschmuddelten Raucherrevieren lässt sich kein einigermaßen bekannter Zeitgenosse beim Lungenzug beobachten. Der moderne Promi, der auf sich und sein Image etwas hält, will heutzutage nicht mehr in Abhängigkeit von Nikotin gesehen werden. Außer Helmut Schmidt. Dem ist alles egal, der pafft ungeniert, immer und überall.
Aber es gibt nur einen Helmut Schmidt. Und Joachim Löw ist zum Beispiel kein Helmut Schmidt. Der Bundestrainer greift, im Unterschied zum Altkanzler, nur dann zur Zigarette, wenn er sich unbeobachtet fühlt.
Auch Löws Schützlinge rauchen, wenn überhaupt, nur ganz diskret, auf niedrigster Flamme. Dass Mesut Özil mal pafft, konnte zum Beispiel der interessierten (?) Öffentlichkeit nur dank teuerster Fototechnik etwas nähergebracht werden.
In der Vergangenheit haben Zigaretten-Anhänger immer wieder mal begnadete Sportler wie Johan Cruyff als Beispiel für die angeblich mögliche Synthese von Nikotin und Athletik herangezogen. Ein letztlich vergebliches Unterfangen: Im Laufe der Jahre wurde der Sport doch von der Ansicht infiltriert, Rauchen sei der Leistung abträglich.
Wobei es aber selbst heute noch letzte Versuche gibt, die Ausnahme von der Regel zu etablieren. Einer, der sich gerne als eine Ausnahmeerscheinung sieht und inszeniert, ist Stefan Effenberg. Der Neu-Trainer pflegt gerne altes Gedankengut. Und so ist die Raucherfrage keine, die ihm auf den Nägeln brennt: „Wenn einer raucht, dann raucht er. Das interessiert mich nicht.“
Wow, der alte Cowboy hat gesprochen. Und damit vor dem Spiel seiner Paderborner in Dortmund zumindest kurz eine alte Diskussion neu befeuert. Aber zum Erfolg hat das gestern nicht gereicht. Obwohl Helmut Schmidt die Daumen gedrückt hat.