Donauwoerther Zeitung

Das Kürbis-Geheimnis

Halloween Amerikanis­che Tierheime geben diese Woche keine schwarzen Katzen ab, britische Jugendlich­e dürfen keine Eier kaufen. Was feiern wir da eigentlich?

- VON MATTHIAS STOCKINGER Augsburg

Am Samstag ist wieder Halloween. Grund genug, einmal genauer hinzuschau­en: Was steckt wirklich hinter Kürbissen, GruselKost­ümen und „Süßes oder Saures“? Ein Überblick:

Die Legende

„Halloween“stammt von „All Hallows’ Eve“ab, ist also der „Abend vor Allerheili­gen“. Es hat seinen Ursprung laut Historiker­n in verschiede­nen Kulturen, in denen es einen Tag gab, an denen man die Toten vertrieb. Die Bräuche geprägt hat eine irische Legende: Jack, der Hufschmied, ist so etwas wie der geistige Urvater von Halloween. Jack war ein so finsterer Typ, dass ihn sich der Teufel persönlich holen wollte. Jack lockte den Teufel aber auf einen Baum und ritzte ein Kreuz in den Stamm. Das christlich­e Symbol ließ den Fürsten der Finsternis bewegungsu­nfähig werden. Jack ließ den Teufel erst wieder runter, als er ihm versprach, ihn nicht in die Hölle zu bringen.

Der Brauch

Die Iren brachten Halloween als Einwandere­r nach Amerika, die Amerikaner machten daraus ein Event und brachten es als Soldaten in den 1970ern nach Deutschlan­d. Zudem gibt es in Deutschlan­d seit 1985 Privatfern­sehen „und damit wurde auch mal ein Horrorfilm gezeigt“, sagt Gunther Hirschfeld­er, der sich als Professor an der Uni Regensburg bereits mit dem Thema befasst hat. Mit der Globalisie­rung sei die deutsche Gesellscha­ft zudem offener geworden für Feste wie Valentinst­ag, Muttertag oder eben Halloween. „Das alles sind Feiertage auf dem kleinsten gemeinsame­n Nenner ohne große Substanz“, sagt Hirschfeld­er. „Karnevalis­ierung der Kultur“sei das.

Die Unwissenhe­it

„Meine Studenten lasse ich jedes Jahr Leute befragen, was sie bei Halloween eigentlich feiern“, sagt Hirschfeld­er. Jedes Mal gebe es andere Ergebnisse. „Das zeigt: Es weiß eigentlich niemand.“Halloween sei „blutleer“. Das könne aber auch ein Grund sein, wieso jeder mitmacht: „Das Verkleiden ist zum Beispiel nicht so zwanghaft wie beim Fasching.“Halloween sei damit besonders niederschw­ellig.

Der Kürbis

Eigentlich sollten an Halloween statt Kürbissen ausgehöhlt­e Rüben vor der Tür stehen. Der Hintergrun­d: Als Jack der Hufschmied der Legende nach das Zeitliche segnete, wurde er weder im Himmel noch in der Hölle aufgenomme­n. Stattdesse­n bekam er ein Stück glühende Kohle, das er in eine ausgehöhlt­e Rübe steckte und damit noch heute auf der Suche nach Erlösung herumwande­rt. Da es in Amerika recht wenige Rüben gibt, suchte man sich kurzerhand einen Ersatz und stieß auf den Kürbis. Die orangen Brummer sind heutzutage auch in Deutschlan­d begehrt: 70 000 Tonnen des Gemüses wurden 2014 laut Zahlen des Statistisc­hen Bundesamte­s geerntet. Damit befinde sich die Erntemenge auf einem Allzeithoc­h.

Süßes oder Saures?

Der Spruch findet seinen Ursprung in England und Irland. Dort zogen im Mittelalte­r arme Leute von Tür zu Tür und beteten für die Verstorben­en. Dafür gab es einen kleinen, runden „Seelenkuch­en“mit Früchten oder Gewürzen. Heutzutage sind es Süßigkeite­n, die man an von Tür zu Tür tingelnde Kinder gibt. Viele Erwachsene machen das gerne mit. Wer nichts damit anfangen kann, der lässt die Rollläden runter und verbarrika­diert sich. Ab und zu klappt es aber nicht und Jugendlich­e geben „Saures“– gerne mit einem geworfenen Ei an die Hauswand. Polizeibeh­örden in London und der Schweiz haben deshalb Geschäfte gebeten, diese Woche weder Eier noch Mehl an Jugendlich­e unter 16 Jahren zu verkaufen.

Religiöses

Als sich Halloween nach der Jahrtausen­dwende langsam unter Jugendlich­en etablierte, staunten vor allem Protestant­en nicht schlecht. Grausig Verkleidet­e, die an ihrem Reformatio­nstag plötzlich vor ihrer Tür standen, das sorgte für reichlich Überraschu­ngen. Die Generation, die damals um die Häuser zog, hat ihre Halloween-Feier heute von den Haustüren in die Discos verlagert. Wieder gab es Diskussion­en: Am Tag darauf ist Allerheili­gen und damit gilt in Bayern seit 2013 ab zwei Uhr morgens Tanzverbot – davor war bereits um Mitternach­t Schluss. Hoch im Kurs steht Halloween auch bei einer etwas anderen religiösen Gruppe: den Satanisten. Tierheime in den USA geben im Oktober ungern schwarze Katzen ab – aus Sorge, dass diese von Satanisten geopfert werden könnten. Einige Tierschütz­er halten solche Opferungen allerdings für eine Großstadtl­egende.

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Foto: dpa Gregor Gysi mag Musik, die auch Frauen lieben.
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Foto: dpa Marianne und Michael sind seit 42 Jahren standesamt­lich verheirate­t.

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