Das Kürbis-Geheimnis
Halloween Amerikanische Tierheime geben diese Woche keine schwarzen Katzen ab, britische Jugendliche dürfen keine Eier kaufen. Was feiern wir da eigentlich?
Am Samstag ist wieder Halloween. Grund genug, einmal genauer hinzuschauen: Was steckt wirklich hinter Kürbissen, GruselKostümen und „Süßes oder Saures“? Ein Überblick:
Die Legende
„Halloween“stammt von „All Hallows’ Eve“ab, ist also der „Abend vor Allerheiligen“. Es hat seinen Ursprung laut Historikern in verschiedenen Kulturen, in denen es einen Tag gab, an denen man die Toten vertrieb. Die Bräuche geprägt hat eine irische Legende: Jack, der Hufschmied, ist so etwas wie der geistige Urvater von Halloween. Jack war ein so finsterer Typ, dass ihn sich der Teufel persönlich holen wollte. Jack lockte den Teufel aber auf einen Baum und ritzte ein Kreuz in den Stamm. Das christliche Symbol ließ den Fürsten der Finsternis bewegungsunfähig werden. Jack ließ den Teufel erst wieder runter, als er ihm versprach, ihn nicht in die Hölle zu bringen.
Der Brauch
Die Iren brachten Halloween als Einwanderer nach Amerika, die Amerikaner machten daraus ein Event und brachten es als Soldaten in den 1970ern nach Deutschland. Zudem gibt es in Deutschland seit 1985 Privatfernsehen „und damit wurde auch mal ein Horrorfilm gezeigt“, sagt Gunther Hirschfelder, der sich als Professor an der Uni Regensburg bereits mit dem Thema befasst hat. Mit der Globalisierung sei die deutsche Gesellschaft zudem offener geworden für Feste wie Valentinstag, Muttertag oder eben Halloween. „Das alles sind Feiertage auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner ohne große Substanz“, sagt Hirschfelder. „Karnevalisierung der Kultur“sei das.
Die Unwissenheit
„Meine Studenten lasse ich jedes Jahr Leute befragen, was sie bei Halloween eigentlich feiern“, sagt Hirschfelder. Jedes Mal gebe es andere Ergebnisse. „Das zeigt: Es weiß eigentlich niemand.“Halloween sei „blutleer“. Das könne aber auch ein Grund sein, wieso jeder mitmacht: „Das Verkleiden ist zum Beispiel nicht so zwanghaft wie beim Fasching.“Halloween sei damit besonders niederschwellig.
Der Kürbis
Eigentlich sollten an Halloween statt Kürbissen ausgehöhlte Rüben vor der Tür stehen. Der Hintergrund: Als Jack der Hufschmied der Legende nach das Zeitliche segnete, wurde er weder im Himmel noch in der Hölle aufgenommen. Stattdessen bekam er ein Stück glühende Kohle, das er in eine ausgehöhlte Rübe steckte und damit noch heute auf der Suche nach Erlösung herumwandert. Da es in Amerika recht wenige Rüben gibt, suchte man sich kurzerhand einen Ersatz und stieß auf den Kürbis. Die orangen Brummer sind heutzutage auch in Deutschland begehrt: 70 000 Tonnen des Gemüses wurden 2014 laut Zahlen des Statistischen Bundesamtes geerntet. Damit befinde sich die Erntemenge auf einem Allzeithoch.
Süßes oder Saures?
Der Spruch findet seinen Ursprung in England und Irland. Dort zogen im Mittelalter arme Leute von Tür zu Tür und beteten für die Verstorbenen. Dafür gab es einen kleinen, runden „Seelenkuchen“mit Früchten oder Gewürzen. Heutzutage sind es Süßigkeiten, die man an von Tür zu Tür tingelnde Kinder gibt. Viele Erwachsene machen das gerne mit. Wer nichts damit anfangen kann, der lässt die Rollläden runter und verbarrikadiert sich. Ab und zu klappt es aber nicht und Jugendliche geben „Saures“– gerne mit einem geworfenen Ei an die Hauswand. Polizeibehörden in London und der Schweiz haben deshalb Geschäfte gebeten, diese Woche weder Eier noch Mehl an Jugendliche unter 16 Jahren zu verkaufen.
Religiöses
Als sich Halloween nach der Jahrtausendwende langsam unter Jugendlichen etablierte, staunten vor allem Protestanten nicht schlecht. Grausig Verkleidete, die an ihrem Reformationstag plötzlich vor ihrer Tür standen, das sorgte für reichlich Überraschungen. Die Generation, die damals um die Häuser zog, hat ihre Halloween-Feier heute von den Haustüren in die Discos verlagert. Wieder gab es Diskussionen: Am Tag darauf ist Allerheiligen und damit gilt in Bayern seit 2013 ab zwei Uhr morgens Tanzverbot – davor war bereits um Mitternacht Schluss. Hoch im Kurs steht Halloween auch bei einer etwas anderen religiösen Gruppe: den Satanisten. Tierheime in den USA geben im Oktober ungern schwarze Katzen ab – aus Sorge, dass diese von Satanisten geopfert werden könnten. Einige Tierschützer halten solche Opferungen allerdings für eine Großstadtlegende.