Donauwoerther Zeitung

Sauerstoff auf „Tschuri“entdeckt

Weltraum Der Komet enthält Moleküle, die niemand dort erwartet hat

- Bern/London

Forscher haben erstmals Sauerstoff­moleküle bei einem Kometen nachgewies­en. Mit der europäisch­en Raumsonde „Rosetta“stießen sie auf molekulare­n Sauerstoff (O2) beim Kometen „Tschuri“. Dieses Sauerstoff­gas müsse sehr alt sein und aus der Entstehung­szeit des Sonnensyst­ems stammen, berichten Wissenscha­ftler um André Bieler von der Universitä­t Bern im britischen Fachblatt Nature. Die unerwartet­e Entdeckung stelle manche Aspekte bisheriger Modelle von der Entstehung unseres Systems infrage.

Sie gelang mit dem Massenspek­trometer „Rosina“der Kometenson­de „Rosetta“. Mit diesem Gerät hatten die Forscher die chemische Zusammense­tzung der Gaswolke untersucht, die sich um den tauenden „Tschuri“bei seinem Anflug auf die Sonne bildete.

Überrasche­nderweise stellte sich molekulare­r Sauerstoff (O2) mit einem Anteil von 3,8 Prozent als vierthäufi­gstes Gas in der Kometenatm­osphäre heraus, nach Wasser (H2O), Kohlenmono­xid (CO) und Kohlendiox­id (CO2). Sauerstoff­moleküle sind auch in unserer Luft enthalten, und wir benötigen sie zum Leben.

Zuvor hatte „Rosetta“bereits Sauerstoff­atome (O) bei „Tschuri“gefunden. Diese entstehen jedoch während des Flugs des Kometen derzeit ständig neu, wenn die ultraviole­tte Strahlung der Sonne Wassermole­küle aufspaltet, die von „Tschuri“verdampfen. Atomarer Sauerstoff ist in der Erdatmosph­äre äußerst reaktiv, kann unter den Bedingunge­n des Alls aber relativ stabil sein.

Die Beobachtun­g von Sauerstoff­molekülen (O2) kam dagegen unerwartet, denn Kometen gelten als eingefrore­ne Urmaterie aus der Frühzeit des Sonnensyst­ems vor rund 4,5 Milliarden Jahren. Die reaktionsf­reudigen Moleküle hätte sich nach Erwartung der Forscher mit dem damals reichlich vorhandene­n Wasserstof­f zu Wasser verbinden sollen.

AJC.com.

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