Liebe mit Hindernissen
Komödie Sophie will ein Kind, doch ihr neuer Freund Fritz ist desillusioniert vom Modell Familie
Geschichten über Menschen, die eine gescheiterte Ehe hinter sich haben, sich neu verlieben und dann mitsamt den jeweiligen Kindern eine Patchwork-Familie gründen, gibt es viele. Nina Bohlmann erzählt in „Mein gebrauchter Mann“(20.15 Uhr, ZDF) eine Variation dieses Musters, die es bislang meist nur in kinderloser Konstellation gab: Einer der Partner will Nachwuchs, der andere nicht.
In diesem Fall ist das der Mann: Zahnarzt Fritz (Fritz Karl) ist geschieden. Er lebt in Hamburg, ExFrau Nina (Ursula Strauss) und Sohn Vincent leben in München. Immer freitags setzt Nina den Jungen ins Flugzeug, damit er das Wochenende beim Vater verbringen kann. Für Fritz ist klar: Noch mal will er so was nicht erleben. Dann lernt er Sophie (Christiane Paul) kennen, eine kinderlose Lektorin um die vierzig, deren Leben voll und ganz auf den Beruf ausgerichtet ist, was aber auch daran liegt, dass sie im gesamten Verlag offenbar der einzige Single ist und daher ständig für andere einspringen muss.
Der flott gestaltete Einstieg verspricht eine abwechslungsreiche Komödie mit einem gewissen Tiefgang. Dank der Umsetzung durch Lars Jessen übertrifft der Film die Erwartungen sogar noch. Schon der Schnelldurchlauf zu Beginn, als es Buch und Regie gelingt, die handelnden Personen mit wenigen Szenen zu charakterisieren, ist eine wahre Freude; trotzdem sind die Figuren nicht bloß Abziehbilder. Mit einer Ausnahme allerdings: Nina wird als Nervensäge eingeführt und kommt aus der für viele Filme typischen „unsympathische ExFrau“-Schublade auch nicht mehr raus. Ähnlich stereotyp zeichnet Bohlmann einen Erfolgsautor (Michael Prelle), aber in diesem Fall ist das völlig in Ordnung, weil das Klischee des arroganten und ständig nörgelnden Schriftstellers für diverse komische Momente sorgt.
Ohnehin hat sich Bohlmann viele Szenen ausgedacht, die dank Jessens Umsetzung und der Spielfreude gerade von Karl und Paul großen Spaß machen. Schon die erste Begegnung von Fritz und Sophie ist hübsch inszeniert: Sie will aus einem Aufzug raus, er will rein, aber die Tür öffnet sich nicht. Später, nach einem ersten Streit, überlistet Fritz den verdutzten Empfangs-Chef (Jan Georg Schütte) und stürmt das Verlagsgebäude – die flotte Schnittfolge ist bestes Komödienhandwerk. Noch schöner ist Sophies Überraschungsbesuch in Fritz’ Praxis: Sie erwartet ihn in erotischer Pose im Behandlungszimmer, er hat aber seinen Sohn im Schlepptau.
Anders als in vielen vergleichbaren Filmen sind die Nebenfiguren nicht bloß Stichwortgeber. Sophies Schwester Julia (Diana Staehly) zum Beispiel, ebenfalls geschieden, sorgt indirekt dafür, dass sich die Dinge zwischen Fritz und Sophie verkomplizieren. Ihre Tochter begegnet Fritz’ Sohn Vincent regelmäßig am Flughafen, weil auch sie zwischen den Elternteilen pendelt, und warnt ihn eindringlich davor, dass sein Vater und Sophie ein gemeinsames Kind bekommen: weil er dann nur noch Nummer zwei sei. Vincent kennt Mittel und Wege, dies zu verhindern. Dafür sorgt ausgerechnet er am Ende dafür, dass Fritz und Sophie nach vorübergehender Trennung wieder zueinanderfinden.
Nicht zuletzt dank der fröhlichen Musik (Martin Probst) ist „Mein gebrauchter Mann“eine beschwingte und durchwegs gut gespielte Komödie, die bei aller Heiterkeit auch nachdenkliche Momente hat. Tilmann P. Gangloff