Entsteht hier Augsburgs ungewöhnlichstes Wohnheim?
Immobilien Ein altes Übernachtungshaus für Lokführer soll für Studenten fit gemacht werden
Studentenwohnheime gibt es einige in Augsburg. Aber ein Wohnheim für junge Leute in einem alten Übernachtungshaus für Lokomotivführer und Heizer? Das wäre schon etwas Besonderes. Es wäre wohl Augsburgs ungewöhnlichste Studentenunterkunft. Sie soll nun im Bahnpark an der Firnhaberstraße entstehen.
Das ehemalige EisenbahnerÜbernachtungsgebäude stammt noch aus den Zeiten der Königlich Bayerischen Staatseisenbahn. Es wurde Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut und steht heute unter Denkmalschutz. Lange hatte der Bahnpark als Eigentümer nach einer angemessenen neuen Nutzung gesucht. Ein Studentenwohnheim mit rund 25 Plätzen war seit Jahren im Gespräch. Wegen planungsrechtlicher Hürden ist es aber nicht ganz einfach zu realisieren. Inzwischen seien die Vorbereitungen weit fortgeschritten, sagt Bahnpark-Geschäftsführer Markus Hehl.
Der Bauantrag sei fertig und mit den zuständigen Stellen abgestimmt, so Hehl. Mitreden werden beispielsweise der Denkmalschutz, Studentenwerk Augsburg, das für das Thema Wohnheime zuständig ist, und auch die Oberste Baubehörde im Innenministerium. Letztere soll staatliche Fördermittel für den Wohnheimbau beisteuern.
Als Knackpunkt für die Realisierung gelten aber nicht die Finanzen. In diesem Fall sei es das Planungsrecht, sagt Hehl. Wenn das Wohnheim kommen soll, muss die Nutzung der Immobilie neu geregelt werden. Denn das Areal des Bahnparks ist nur für Eisenbahnbetrieb zugelassen. Aus diesem Grund könne die Stadt derzeit kein Baurecht fürs neue Studentenwohnheim ge-
Im Jahr 1906 errichteten die Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen im Bahnbetriebswerk Augsburg ein Übernachtungsgebäude für Lokomotivführer und Heizer. Die Grundrisspläne aus der Bauzeit wiesen die Räume damals für die beiden Berufsgruppen standesgemäß streng getrennt aus.
Mit viel Liebe zum Detail planten die Architekten ein dreige- ben, sagt der Leiter des Bauordnungsamtes Peter Sterz. „Erst muss die Fläche umgewidmet werden.“
Zuständig dafür ist wiederum die Eisenbahnaufsicht bei der Regierung von Oberbayern. Dort heißt es, für eine Nutzungsänderung der Eisenbahner-Immobilie seien zwei Genehmigungen nötig. Das Grundstück mit dem Übernachtungshaus müsse zuerst von Eisenbahnbetriebszwecken freigestellt werden. Dafür sei ein gesetzlich geregeltes Verwaltungsverfahren bei der Landeseisenbahnaufsicht notwendig. Erst nach einer erfolgten Freistellung könne die Stadt ein Baugenehdas schossiges Gebäude, das bis heute nahezu unverändert erhalten blieb. Bodenbeläge und Türen weisen auf die Zeit des Jugendstils hin.
In Betrieb war das Übernachtungshaus Ende des 20. Jahrhunderts. Das Gebäude steht seit Mitte der 1990er Jahre leer.
Im Oktober 2008 ging es an die gemeinnützige Bahnpark Augsburg GmbH über. migungsverfahren durchführen. Ein Antrag auf das Freistellungsverfahren empfiehlt sich aus Sicht der Regierung von Oberbayern aber nur dann, wenn die Erfolgsaussichten für eine Baugenehmigung günstig sind.
Dies scheint der Fall zu sein. Nach einer ersten Einschätzung von Amtsleiter Peter Sterz wäre das Eisenbahner-Übernachtungshaus grundsätzlich für ein Studentenwohnheim geeignet. „Wir sind in der Diskussion“, sagt er. Eine Entscheidung gebe es aber noch nicht.
Preisgünstiger Wohnraum wird in Augsburg unterdessen immer knapper, auch für Studenten. Die Mieten für kleine Wohnungen steigen besonders stark. Attraktiv wäre das sanierte Übernachtungshaus noch aus einem anderen Grund. Gerade für Technikstudenten könne es eine faszinierende Möglichkeit sein, mitten in einem Eisenbahnmuseum zu wohnen, findet der Vizepräsident der Hochschule, Ulrich Thalhofer. Er ist ein großer Fan dieser Lösung. Wenn es mit der Baugenehmigung und Finanzierung klappt, hält Hehl einen Baubeginn Ende 2016 für möglich. Die Bauzeit wäre dann rund ein Jahr.
Die Geschichte des Baudenkmals