Stabile Gitter für den neuen Knast
Justiz Häftlinge aus Niederschönenfeld und Kaisheim fertigen Ausstattung für das Gefängnis in Gablingen. Warum die Fenster praktisch ausbruchsicher sind
Es ist das derzeit modernste Gefängnis in Bayern: In Gablingen im angrenzenden Landkreis Augsburg ist in dieser Woche die neue Justizvollzugsanstalt (JVA) eingeweiht worden. Ein Ausbruch sei dort praktisch unmöglich, heißt es. Einen erheblichen Beitrag dafür haben ausgerechnet Häftlinge geleistet. Insassen der JVA Niederschönenfeld planten und produzierten in monatelanger Arbeit sämtliche Fenstergitter für die neue Anstalt.
Wie in solchen Fällen üblich, ließ der Freistaat in den Betrieben verschiedener Gefängnisse so viel Ausstattung wie möglich fertigen – mit dem Ziel, Geld zu sparen. Im Falle der Gitter bedeute dies aber auch die größtmögliche Sicherheit, betont Peter Landauer, Direktor der JVA Niederschönenfeld. Man habe direkten Einfluss darauf, dass die Metallkonstruktionen den anspruchsvollen Qualitätsvorgaben entsprechen.
Die Arbeiten für die über 2000 Gitter seien vom Fachpersonal in der JVA streng überwacht worden. Material habe man einen Spezialstahl verwendet, der nur schwer zu durchtrennen sei. In einem besonderen Prüfverfahren sei „im Prinzip jeder Gitterstab nachkontrolliert worden“, damit auch ja keine „Sollbruchstelle“vorhanden sei. Die Teile seien dann an eine Firma geliefert worden, welche die Gitter in die Fensterschale der Betonfertigteile für den Zellentrakt eingegossen habe.
Für die JVA Gablingen lieferten die Niederschönenfelder noch mehr: Die Schreinerei in der Anstalt stellte die Möbel für die Verwaltung her und lieferte die Innenausstattung des Friseurbetriebs. Zudem seien die Baustellenreiniger aus der Anstalt im Lechgebiet nach Gablingen entsendet worden.
Ebenfalls einen großen Auftrag bekam die JVA Kaisheim. Deren Schlosserei konstruierte nach Auskunft von Direktor Friedhelm Kirchhoff die Betten für sämtliche Zellen in Gablingen. Es handelt sich um Einzel- und Stockbetten – allesamt massive Metallgestelle. Auf diesen sollen einmal bis zu 609 Häftlinge schlafen.
Mit den Arbeiten für die neue JVA habe man viele Gefangene über einen längeren Zeitraum beschäftigen können, erklärt Peter Landauer. Der hofft, dass keiner der beteiligten Insassen die Gitterstäbe in Gablingen „noch einmal sehen muss“. Allerdings wagt Landauer aus langjähriger Erfahrung folgende Prognose: „Dem ein oder anderen wird es nicht erspart bleiben.“
Positive Auswirkungen auf Situation in Kaisheim?
Ob die Anstalt in Gablingen in Zukunft auch Vorteile für die JVA Kaisheim bringen wird, ist Friedhelm Kirchhoff zufolge noch unklar. Über mögliche Umstrukturierungen im Vollzug entscheide das bayerische Justizministerium. „Eine Entlastung wäre wünschenswert“, sagt der Direktor gegenüber unserer Zeitung. Vorstellbar wäre unter Umständen, dass die Untersuchungshaft-Abteilung in Kaisheim (28 Plätze) in die neue JVA verlegt wird. Die U-Häftlinge befinden sich laut Kirchhoff in Kaisheim, weil das Gefängnis in Neuburg nicht genügend Kapazitäten habe. In der JVA Kaisheim sind auch weiter knapp 60 Schleuser von Flüchtlingen untergeAls bracht, die in den vergangenen Wochen im Freistaat geschnappt wurden.
Insgesamt ist die Situation im Kaisheimer Gefängnis nicht mehr so angespannt wie in früheren Jahren. Die Anstalt verfügt über 640 Haftplätze. Derzeit habe man etwa 600 Insassen, berichtet der Direktor. Bereits bei einer 90-prozentigen Belegung spreche man aber von einer Vollauslastung. Dass die Zeiten, in denen die Anstalt zum Teil über 700 Häftlinge zählte, vorbei sind, „tut allen gut“, so Kirchhoff.