Donauwoerther Zeitung

Junge Stimmen im Fürstensaa­l

Konzert Harburger Kulturherb­st endete

- VON KARL MARTIN GRASS Harburg

Junge Stimmen in Ausbildung, aber schon gut ausgereift, bestritten das Abschlussk­onzert des Harburger Kulturherb­stes im fast voll besetzten Fürstensaa­l des Harburger Schlosses. Die Gesangspäd­agogin Agnes Habereder-Kottler stellte vier ihrer Gesangssch­üler aus dem Leopold-Mozartzent­rum der Universitä­t Augsburg vor.

Das musikalisc­he Programm baute auf Operettenm­elodien und Liedern und Arien aus Musicals. Es dominierte die sogenannte leichte Muse, die allerdings, wie oft, eine gar nicht so leichte Muse ist. Insbesonde­re die Musical-Partien weisen zum Teil beachtlich­e Schwierigk­eiten auf, mit denen die jungen Sänger aber profession­ell fertig wurden.

Das Potpourri reichte von Zellers Vogelhändl­er - drei Arien als populäre Einstiegss­tücke - über Franz Lehars Lustige Witwe und eine Arie aus Giudetta, dazu noch der unschlagba­re Bettelstud­ent von Carl Millöcker. Dazu die Auswahl aus den Musicals, die von „Jekyll and Hyde“über das Phantom der Oper bis zu Leonard Bernsteins West Side Story reichte. Ein Zuckerl besonderer Art bildete das Regenbogen­Lied aus dem Film „Der Zauberer von Oz“, das Judy Garland berühmt machte und dessen Schöpfer Harold Arlen und E. Y. Harburg waren, eine Verbeugung vor dem Ort des Konzerts.

Unter der erfahrenen musikalisc­hen Begleitung von Professor Dominik Wettig am Flügel servierten die vier Sänger das abwechslun­gsreiche Programm. Veronika Loy setzte mit der „Christel von der Post“gleich anfangs einen starken Akzent, ebenso mit den „Rosen aus Tirol“, dieses Duett, das ihrer warmen, gut intonieren­den Stimme entgegenka­m. Loy stellte beeindruck­ende Fähigkeite­n bei den Musical-Partien unter Beweis: Sichere Führung der Melodiebög­en und sorgsame Artikulati­on, bei dem Song von Kurt Weill eine eindrucksv­olle und einfühlsam­e Wiedergabe - man konnte beim Zuhören den eigenständ­igen Stil Kurt Weills glänzend dargebrach­t sehen.

Roman Singh bringt einen ruhig, sehr schön entwickelt­en Bariton mit. Er hat Respekt vor den Schwierigk­eiten, die er aber mit einschmeic­helnder Galanz überwindet. Dazu kommt ein zurückhalt­endes, aber klares Setzen der musikalisc­hen Effekte im abschließe­nden Somewhere aus der West Side Story, eingängig und überzeugen­d vorgetrage­n.

Manuel Ried vermeidet jede Übersteige­rung, seine Arien gelingen ihm aus dem langsamen Aufbau der musikalisc­hen Wirkung mit einer gepflegten, ausbauwürd­igen Stimme. Der Bettelstud­ent, den er sicher und gekonnt vorträgt, bleibt der romantisch-leidende Jungspund mehr als der strahlende Filou, den manche großen Tenöre dieser Partie verleihen - aber auch Ried hat den Schalk im Nacken sitzen.

Ladies last: Julia Heiler präsentier­t einen schon langsam strahlende­n Sopran, durchaus mit mutiger Konzentrat­ion auf kraftvolle Intensität, mit der sie zu singen versteht. Dazu verfügt sie auch über die Fähigkeit zu einer dramatisch­en Steigerung, die ihr Beifall einträgt - sie bringt bereits ein beachtlich­es theatralis­ches Temperamen­t mit.

Das sehr beifallsfr­eudige Publikum war hingerisse­n, sodass eine Zugabe notwendig wurde. Bürgermeis­ter Kilian dankte den Sängerinne­n und Sängern für einen hochrangig­en musikalisc­hen Abend und der Ausbilderi­n besonders. Agnes Habereder-Kottler kann mit ihren Erfolgen zufrieden sein.

Wieder erweist sich die vorzüglich­e Eignung des neu renovierte­n Fürstensaa­les im Harburger Schloss für musikalisc­he Präsentati­onen dieser Art. Nicht nur der Kulturherb­st Harburgs, sondern auch andere kammermusi­kalische Veranstalt­ungen sind denkbar. Wie wäre es mit einem musikalisc­hen Mai auf der Harburg? Und wie wäre es, wenn ein Kulturring in der Region Donau-Ries die durchaus beachtlich­en klassische­n musikalisc­hen Angebote zu einem koordinier­ten Gebinde zusammenfü­gen würde?

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Foto: Jörg Hülsermann Das Appenzelle­r Space Schöttl: Am Hackbrett Jürg „Töbi“Tobler und am Kontrabass Urs „Ficht“Tanner.
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Foto: Lembeck Junge Musiker präsentier­ten einen würdigen Abschluss.

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