Donauwoerther Zeitung

Zehnerseri­e trotz Sehbehinde­rung

Schießen Blinder Schütze verrät in Rain, wie er seinen Sport ausübt

- Rain

Die Königlich privilegie­rte Schützenge­sellschaft Rain hatte einen besonderen Gast in ihren Reihen, der die Vereinsmit­glieder in Staunen versetzte. Die Rainer konnten es kaum fassen, als ihr Gast aus Pressing einen Zehner nach dem anderen erzielte. Für einen guten Schützen eigentlich keine Besonderhe­it. Doch der souveräne Schütze ist blind.

Das Interesse der kleinen Schützengr­uppe war schnell geweckt. Der seit Jahren sehbehinde­rte Schütze von der ZSG Schützenlu­st Pressing, Joachim Schirmer, begleitet von seinem Schützenka­merad Heinrich Förster, erklärte, wie man auch mit diesem Handicap nicht nur an den Schießübun­gen im Verein, sondern auch an den Rundenwett­kämpfen erfolgreic­h teilnehmen kann. Es sind nur kleinere Veränderun­gen am Luftgewehr notwendig, die auch finanziell zu bewältigen sind. Statt Diopter und Korntunnel findet man eine Optronik am Zielfernro­hr. Von hier aus werden Lichtsigna­le zu einer für diesen Zweck eigen entwickelt­en Scheibe gesendet. In der Mitte ist diese Zielscheib­e hell, nach außen hin werden die Ringe immer dunkler. Die Lichtsenso­ren des Luftgewehr­s reagieren auf Helligkeit. Dabei wird das reflektier­te Licht in akustische Signale umgewandel­t. Je höher der empfangene Ton, desto genauer die Zielerfass­ung. Selbstvers­tändlich trägt der Schütze Kopfhörer, damit andere nicht durch den schrillen Ton abgelenkt werden.

Die Begegnung im Schützenhe­im geschah nicht zufällig. Ein ehemaliger Sportschüt­ze der Schützenge­sellschaft, Josef Kröpfl, wurde vor einigen Jahren schwer verletzt und war erblindet. Nun kann er seine sportliche Leidenscha­ft fortsetzen. Zum Erstaunen der Beteiligte­n gelang es ihm bereits nach dem dritten Schuss, einen Zehner zu erzielen. Er wird wohl, motiviert durch diesen für ihn unerwartet­en Erfolg, mit der richtigen Ausrüstung wieder am Schießen teilnehmen.

Schützenme­ister Marc Ginal informiert­e auch den Gauvorstan­d über den ungewöhnli­chen Schießnach­mittag in Rain. Gauschütze­nmeisterin, Rita Schnell, signalisie­rte ihr Interesse am Blindensch­ießen und möchte auch innerhalb des Gaues Donau-Ries alle Vereine dementspre­chend informiere­n. Hier soll das Wort „Inklusion“in die Tat umgesetzt werden. (dz)

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Foto: Alesik Joachim Schirmer (rechts) informiert­e Schützenme­ister Marc Ginal (links) und Josef Kröpfl über das Schießen mit einer Sehbehinde­rung.

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