Schlechte Zeiten für Turteltauben
Natur Bestand gefährdet. Auch Geier finden sich auf der Roten Liste
Augsburg Es hätte auch die Brillentaube oder die Kichertaube treffen können. Aber nein: Ausgerechnet die Turteltauben drohen zu verschwinden. Bestand „gefährdet“, mahnt die Vogelschutzorganisation Birdlife. Das hat weniger damit zu tun, dass Europa möglicherweise liebloser und gefühlskälter geworden ist. Was den Turteltauben zusetzt, ist vielmehr dies: Intensivierung der Landwirtschaft, Jagd und Krankheiten. Schon vor einiger Zeit hat die EU festgestellt, dass der Bestand der Turteltauben in den vergangenen 25 Jahren um über 60 Prozent zurückgegangen ist. „Ich will eher zwanzig treulose Turteltauben finden als einen züchtigen Mann“, schrieb einst William Shakespeare. Da wird er sich heute wohl verdammt schwertun. Denn wenn die Turteltauben auf der Roten Liste weiter abrutschen, gibt es sie irgendwann bei uns nur noch als Metapher für Verliebte. Und wer sich jetzt – „hol’s der Geier“– gleichgültig abwenden mag, dem sei gesagt: Das könnte auch bald vorbei sein. Denn Birdlife sorgt sich auch um die Geier. Vier der elf Arten in Afrika sind akut vom Aussterben bedroht. Auch hier hat der Mensch seine Finger im Spiel. Denn Geier werden oft für traditionelle Medizin getötet. Wilderer vergiften die kreisenden Aasfresser, damit sie nicht auf illegal abgeschossenes Großwild aufmerksam machen können. Auch tödliche Stromschläge an Hochspannungsmasten dezimieren die Bestände insbesondere in Südafrika.
Es gibt in der Vogelwelt aber auch gute Nachrichten von der Roten Liste: Seychellen-Rohrsänger und Sturmvogel Pterodroma axillaris haben sich erholt. Hoffnung also auch für alle Turteltauben.