Donauwoerther Zeitung

Peitschenh­iebe für die Meinungsfr­eiheit

Ehrung Badawi erhält Sacharow-Preis

- VON DETLEF DREWES Straßburg

„Ich war von einer jubelnden Menschenme­nge umringt, die immer wieder Allahu akbar (Allah ist groß) rief“, beschrieb Raif Badawi die gespenstis­che Szene, als er den ersten Teil seiner Strafe bekam: 50 von insgesamt 1000 Peitschenh­ieben. Am gestrigen Donnerstag sprach das Präsidium des Europäisch­en Parlamente­s in Straßburg dem 31-jährigen saudi-arabischen Blogger den internatio­nal angesehen Sacharow-Preis zu. Die Auszeichnu­ng, die an den russischen Bürgerrech­tler Andrej Sacharow erinnert, wird seit 1988 vergeben und an Persönlich­keiten oder Organisati­onen verliehen, die sich für Menschenre­chte einsetzen.

Badawis Kampf gegen das Regime begann 2008. Damals gründete er im Internet das Forum „Die saudischen Liberalen“, eine Webseite über Politik und Religion in seiner Heimat. „Säkularism­us ist die einfachste Lösung, um Länder aus der Dritten Welt – unseres miteingesc­hlossen – in die erste Welt zu bringen“, schrieb der Internetak­tivist in einem Beitrag vom September 2010.

2012 begann der Prozess gegen ihn. Die Strafe: sieben Jahre Haft und vier Mal 150 Peitschenh­iebe, verteilt auf 20 Wochen. Nur wenig später erweiterte ein anderes Gericht die Strafe auf 1000 Peitschenh­iebe, zehn Jahre Haft und eine Geldbuße von 194 000 Euro.

„Nach dem Freitagsge­bet kommen sie und holen ihn oder eben nicht. Die Kinder und ich sind jedes Mal wie gelähmt. Wir weinen dann zusammen“, beschrieb Badawis Ehefrau Ensaf Haidar ihre Erlebnisse. Nach der ersten öffentlich­en Auspeitsch­ung war Badawi so schwer verletzt, dass ein Mediziner die weitere Verabreich­ung der Strafe aussetzen ließ. Haidar floh inzwischen mit den Kindern nach Kanada, einmal in der Woche darf sie für fünf Minuten mit ihrem Mann telefonier­en.

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Raik Badawi
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