Der Start ins Berufsleben wird leichter
Lehre In Bayern finden mehr Bewerber einen Ausbildungsplatz. Für die Betriebe wird die Situation dagegen schwieriger
Es wird immer leichter für junge Leute in Bayern, einen Ausbildungsplatz zu finden. Allerdings werden die Bewerber auch zunehmend anspruchsvoller, was die Wahl ihres Wunschberufs angeht.
Die Zahlen, die die Bundesagentur für Arbeit in Bayern für den Ausbildungsmarkt vorstellt, sind gut: 82 000 Bewerber wurden seit September 2014 bei der Suche nach einer Lehrstelle unterstützt, nur 874 davon blieben am Ende ohne einen Ausbildungsplatz – gut 250 weniger als im Jahr zuvor. Im Vergleich zum Vorjahr wurden damit 1,4 Prozent mehr Bewerber vermittelt.
Für die Betriebe wird die Situation dagegen immer schwieriger. Bayernweit sind sechs Prozent mehr Ausbildungsstellen offengeblieben, insgesamt zählte die Bundesagentur für Arbeit 10737 freie Lehrstellen. Hinzu kommt: Das Interesse der Jugendlichen konzentriert sich auf immer weniger Berufsfelder. Junge Männer etwa erfüllen das Klischee: Die Schrauberberufe Kfz-Mechatroniker und Industriemechaniker sind mit Abstand die beliebtesten Berufe. Bei Frauen steht einsam die Kauffrau für Büromanagement an der Spitze. In Schwaben haben Bewerber dabei die geringste Auswahlmöglichkeit an freien Stellen. Hier kann man sich im Schnitt zwischen 8,5 offenen Ausbildungsplätzen entscheiden – in der Oberpfalz zwischen fast 50.
Zwar sind auch Ausbildungen im Einzelhandel noch beliebt, doch klafft dort mittlerweile eine große Lücke zwischen Angebot und Bewerberinteresse. In Bayern blieben 834 Ausbildungsplätze unbesetzt. Auch Köche, Bäcker, Fleischereifachverkäufer und Bewerber in der Gastronomie werden gesucht.
In diesem Zusammenhang bewegt sich auch die Debatte zwischen den Vertretern von Handwerk, Wirtschaft, Gewerkschaften und der Landesregierung um die Konkurrenz zwischen Studium und Ausbildung. Und den Anforderungen der Arbeitgeber, die auf einem sich verknappenden Markt oft hohe Maßstäbe an ihre Bewerber anlegen. Die Bundesagentur für Arbeit betont, man solle auf allen Seiten „Einstellungen justieren“. Auch potenzielle Azubis, die nicht den Idealvorstellungen entsprächen, sollten bessere Chancen bekommen. Und die jungen Leute sollten ihre Berufswahl im Gegenzug genauer überdenken.
Das Handwerk verzeichnete nach schlechten Zahlen in den Vorjahren ein kleines Plus. 26034 Lehrstellen konnten besetzt werden, das ist zumindest ein kleines Plus von 0,6 Prozent. Von einer Trendwende wolle man aber noch nicht sprechen, sagte ein Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der bayerischen Handwerkskammern.
Im Zusammenhang mit dem Ausbildungsmarkt stellt sich zunehmend die Frage, welche Chancen der Flüchtlingsstrom bietet. Die Stimmung ist auf allen Seiten vorsichtig optimistisch. Schließlich hoffen gerade jene Branchen, die sich schwertun, geeignete Bewerber zu finden und Lehrstellen zu besetzen, auf neue Arbeitskräfte. Allerdings dürften junge Flüchtlinge auf dem Ausbildungsmarkt nicht bevorzugt behandelt werden. Arbeitsstaatssekretär Johannes Hintersberger betonte: „Es wird keine Besserstellung geben. Unsere Maßnahmen für alle bleiben unverändert bestehen.“