Donauwoerther Zeitung

Der Start ins Berufslebe­n wird leichter

Lehre In Bayern finden mehr Bewerber einen Ausbildung­splatz. Für die Betriebe wird die Situation dagegen schwierige­r

- VON BENJAMIN REIF Augsburg

Es wird immer leichter für junge Leute in Bayern, einen Ausbildung­splatz zu finden. Allerdings werden die Bewerber auch zunehmend anspruchsv­oller, was die Wahl ihres Wunschberu­fs angeht.

Die Zahlen, die die Bundesagen­tur für Arbeit in Bayern für den Ausbildung­smarkt vorstellt, sind gut: 82 000 Bewerber wurden seit September 2014 bei der Suche nach einer Lehrstelle unterstütz­t, nur 874 davon blieben am Ende ohne einen Ausbildung­splatz – gut 250 weniger als im Jahr zuvor. Im Vergleich zum Vorjahr wurden damit 1,4 Prozent mehr Bewerber vermittelt.

Für die Betriebe wird die Situation dagegen immer schwierige­r. Bayernweit sind sechs Prozent mehr Ausbildung­sstellen offengebli­eben, insgesamt zählte die Bundesagen­tur für Arbeit 10737 freie Lehrstelle­n. Hinzu kommt: Das Interesse der Jugendlich­en konzentrie­rt sich auf immer weniger Berufsfeld­er. Junge Männer etwa erfüllen das Klischee: Die Schrauberb­erufe Kfz-Mechatroni­ker und Industriem­echaniker sind mit Abstand die beliebtest­en Berufe. Bei Frauen steht einsam die Kauffrau für Büromanage­ment an der Spitze. In Schwaben haben Bewerber dabei die geringste Auswahlmög­lichkeit an freien Stellen. Hier kann man sich im Schnitt zwischen 8,5 offenen Ausbildung­splätzen entscheide­n – in der Oberpfalz zwischen fast 50.

Zwar sind auch Ausbildung­en im Einzelhand­el noch beliebt, doch klafft dort mittlerwei­le eine große Lücke zwischen Angebot und Bewerberin­teresse. In Bayern blieben 834 Ausbildung­splätze unbesetzt. Auch Köche, Bäcker, Fleischere­ifachverkä­ufer und Bewerber in der Gastronomi­e werden gesucht.

In diesem Zusammenha­ng bewegt sich auch die Debatte zwischen den Vertretern von Handwerk, Wirtschaft, Gewerkscha­ften und der Landesregi­erung um die Konkurrenz zwischen Studium und Ausbildung. Und den Anforderun­gen der Arbeitgebe­r, die auf einem sich verknappen­den Markt oft hohe Maßstäbe an ihre Bewerber anlegen. Die Bundesagen­tur für Arbeit betont, man solle auf allen Seiten „Einstellun­gen justieren“. Auch potenziell­e Azubis, die nicht den Idealvorst­ellungen entspräche­n, sollten bessere Chancen bekommen. Und die jungen Leute sollten ihre Berufswahl im Gegenzug genauer überdenken.

Das Handwerk verzeichne­te nach schlechten Zahlen in den Vorjahren ein kleines Plus. 26034 Lehrstelle­n konnten besetzt werden, das ist zumindest ein kleines Plus von 0,6 Prozent. Von einer Trendwende wolle man aber noch nicht sprechen, sagte ein Sprecher der Arbeitsgem­einschaft der bayerische­n Handwerksk­ammern.

Im Zusammenha­ng mit dem Ausbildung­smarkt stellt sich zunehmend die Frage, welche Chancen der Flüchtling­sstrom bietet. Die Stimmung ist auf allen Seiten vorsichtig optimistis­ch. Schließlic­h hoffen gerade jene Branchen, die sich schwertun, geeignete Bewerber zu finden und Lehrstelle­n zu besetzen, auf neue Arbeitskrä­fte. Allerdings dürften junge Flüchtling­e auf dem Ausbildung­smarkt nicht bevorzugt behandelt werden. Arbeitssta­atssekretä­r Johannes Hintersber­ger betonte: „Es wird keine Besserstel­lung geben. Unsere Maßnahmen für alle bleiben unveränder­t bestehen.“

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Archivfoto: Wyszengrad Bei jungen Männern bleibt die Arbeit mit Maschinen beliebt.

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