Donauwoerther Zeitung

Willkommen zurück in Mexiko

Motorsport Nach 23 Jahren wieder ein Formel-1-Rennen in der Höhenluft – das verspricht Geschwindi­gkeitsreko­rde. Die Fans sind euphorisch

- VON KARIN STURM Mexiko City

Nach 23 Jahren Pause kommt die Formel 1 an diesem Wochenende nach Mexiko zurück. Dort herrscht riesige Begeisteru­ng. Die ursprüngli­ch 90 000 Tickets waren in wenigen Stunden ausverkauf­t. Daraufhin ließ der Veranstalt­er auf die Schnelle noch Zusatztrib­ünen aufbauen. Die letzten TopErgebni­sse von Lokalmatad­or Sergio Pérez, der in Sotschi als Dritter zum ersten Mal aufs Podium fuhr und am vergangene­n Sonntag in Austin Fünfter wurde, haben die Begeisteru­ng weiter angeheizt. Zudem erwartet man an diesem Wochenende die Bestätigun­g dafür zu bekommen, dass es im nächsten Jahr zwei Mexikaner im Formel-1-Feld geben wird. Esteban Gutiérrez, früher bei Sauber, jetzt Ferrari-Ersatzfahr­er, ist der Favorit auf den Platz neben Romain Grosjean beim amerikanis­chen Haas-Team, das ja 2016 in die Formel 1 einsteigen wird.

Mexiko kann auf eine nicht ganz kleine Rennsportt­radition zurückblic­ken. Schon seit 1959 werden im Magdalena-Mixhuca-Park in Mexico City Autorennen gefahren. Formel-1-Grands-Prix waren es insgesamt 15, von 1963 bis 1970 und dann wieder von 1986 bis 1992.

Die Strecke, auf der die Formel 1 jetzt ihr Mexiko-Comeback feiert, liegt zwar noch an der alten Stelle, unterschei­det sich aber doch von dem historisch­en Kurs. Vor allem fehlt das frühere Markenzeic­hen, die legendäre Peraltada-Kurve, eine überhöhte 180-Grad-Kehre. Die war unter den heute vorgegeben­en Sicherheit­sstandards nicht mehr zu halten. „Es ist eine alte Strecke, die umgebaut wurde, um den modernen Anforderun­gen zu genügen,“sagt der deutsche Streckenar­chitekt Hermann Tilke. Neu ist vor allem der letzte Streckente­il: Kurz vor dem Abbiegen auf die Zielgerade müssen die Autos durch ein ehemaliges Baseballst­adion. Allein dort bieten die Tribünen Platz für mehr als 20000 Zuschauer. Lokalmatad­or Sergio Pérez ist den neuen Kurs anlässlich der offizielle­n Eröffnung vor knapp einem Monat schon einmal gefahren. Allerdings nicht in seinem aktuellen Force India, sondern in einem über 40 Jahre alten historisch­en BRM. Für ihn liegt das Besondere an dem Kurs darin, dass es „nicht nur die über 1,3 Kilometer lange Gerade und sehr schnelle Kurven gibt, sondern auch ein paar sehr langsame Ecken. Da die richtige Abstimmung zu finden, wird nicht einfach werden.“

Die größte Herausford­erung besteht aber in den geografisc­hen Bedingunge­n. Die 24-Millionen-Metropole Mexico City liegt 2250 Meter über dem Meeresspie­gel – die mit Abstand am höchsten gelegene Rennstreck­e im Formel-1-Kalender. Die Höhenlage bedeutet: Die Luft ist dünner und enthält 22 Prozent weniger Sauerstoff. Früher, zu Zeiten der Saugmotore­n, hatte das den Effekt, dass den Autos weniger Leistung zur Verfügung stand. Das ist heute mit den Turbos anders. Da gibt es keinen Power-Verlust mehr – die Turbinen müssen nur etwas schneller laufen. Im Gegenteil, die Höhenluft hat sogar Vorteile. Der niedrigere Luftwiders­tand bringt einen geringeren Spritverbr­auch und höhere Spitzenges­chwindigke­iten mit sich. Anderersei­ts müssen die Ingenieure die geringere Effizienz ihrer Kühlsystem­e mit einkalkuli­eren. Das betrifft die Motoren genauso wie die Bremsen. Ganz sicher werden also neue, größere, speziell für Mexiko entwickelt­e Zufuhrelem­ente für die Kühlluft zu sehen sein.

Aber auch auf die Aerodynami­k wirkt sich die dünnere Luft aus. Die Flügel generieren weniger Abtrieb. Was in der Praxis bedeuten wird: Trotz der langen Geraden wird man mit maximalen Abtriebswe­rten fahren und trotzdem neue Geschwindi­gkeitsreko­rde erzielen. Die Simulation­en haben Spitzenwer­te von knapp über 360 km/h ergeben.

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Foto: Dan Istitene, afp Was wäre Mexiko nur ohne Sombrero? Bei PR-Terminen könnten sich dann Formel-1-Piloten (hier Daniel Ricciardo vom Red-Bull-Team) nicht mit der ausladende­n Kopfbedeck­ung zeigen. Und das wäre ja schade, oder?

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