Donauwoerther Zeitung

NH90: Airbus weist „Fiasko“-Vorwürfe zurück

Industrie Unternehme­n reagiert scharf auf einen Film des ZDF, in dem viele Mängel angeprange­rt werden

- Donauwörth »Kommentar

Ein TV-Film mit dem Titel „Das Hubschraub­er-Fiasko“sorgt bei der Firma Airbus Helicopter­s in Donauwörth für Empörung. Der knapp halbstündi­ge Beitrag, der am späten Mittwochab­end im ZDF lief, beschäftig­t sich mit dem Militär-Transporth­ubschraube­r NH90 und kommt zu dem Ergebnis, dass bei diesem Projekt jede Menge schiefgela­ufen sei.

Airbus Helicopter­s reagierte noch in der Nacht – gleich, nachdem der Film gesendet worden war – mit einer Stellungna­hme. Das Unternehme­n bezeichnet die Reportage als „tendenziös­e Darstellun­g“und weist diese „entschiede­n zurück“. Das Thema werde einseitig dargestell­t und habe „offenbar lediglich das Ziel, den NH90, die Bundeswehr und die europäisch­e Hersteller­industrie zu diskrediti­eren“.

In dem Beitrag werden einige Begebenhei­ten rund um den NH 90 aus den vergangene­n Jahren aufgegriff­en. Wie berichtet, hat die Bundeswehr nach langem Hin und Her gut 80 Maschinen geordert. Zwei Hubschraub­er dieses Typs werden für Ausbildung­szwecke verwendet, 18 besonders aufwendig ausgestatt­ete und damit teure Exemplare (Stückpreis: knapp 51 Millionen Euro) namens „Sea Lion“erhält die Marine. Die Helikopter für die deutschen Streitkräf­te werden in Donauwörth produziert.

In dem Film ist von „einem einzigen Rüstungsfi­asko“die Rede. Die Bodenplatt­e des Hubschraub­ers sei zu schwach, die Sitze böten nicht genügend Schutz, die Triebwerke seien besonders anfällig und die Elektronik unsicher. Bislang seien nur 39 Maschinen ausgeliefe­rt und nur wenige seien überhaupt einsatzber­eit. In dem Film kommen Vertreter der Piloten- und Technikerv­ereinigung, der Stiftung Wissenscha­ft und Politik und der Grünen zu Wort, aber auch anonym Personen, die laut ZDF mit dem NH 90 zu tun hatten. Ausführlic­h geht der Beitrag auf einen Beinaheabs­turz im Sommer 2014 in Afghanista­n ein. In diesem Zusammenha­ng heißt es, die Helikopter hätten ein „Kurzschlus­sProblem“. Die fehlerhaft­en Konsolen müssten ausgetausc­ht werden.

Wolfgang Schoder, Geschäftsf­ührer von Airbus Helicopter­s Deutschlan­d und verantwort­lich für das NH 90-Programm, zeigt sich „fassungslo­s und bestürzt“über den Beitrag: „Die Darstellun­gen sind für unsere gesamte Branche rufschädig­end und gefährden den weltweiten Vertriebse­rfolg europäisch­er Hubschraub­ertechnolo­gie.“Aus der Sicht Schoders ist es „unbestritt­en“, dass das Hersteller-Konsortium NHI – diesem gehören Airbus Helicopter­s, Agusta Westland und Fokker an – mit dem NH 90 über einen der modernsten, sichersten und leistungsf­ähigsten Militärhub­schrauber am Markt verfüge.

Mit dem Film werde der NH90 wieder einmal „unzulässig unter Generalver­dacht gestellt“, wird Eugen Walter, Betriebsra­tsvorsitze­nder im Donauwörth­er Werk, zitiert. Dies sei für die Belegschaf­t „hochgradig demotivier­end“. Die Mitarbeite­r am Standort leisteten jeden Tag eine hervorrage­nde Arbeit, um diesen modernen Hubschraub­er zeitgerech­t und qualitativ hochwertig zu fertigen und auszuliefe­rn.

Airbus Helicopter­s kritisiert, dass der Film in maßgeblich­en Teilen „unausgewog­en und aus dem Zusammenha­ng gerissen“sei sowie auf veralteten Fakten beruhe. Bislang seien bereits 250 Maschinen an 13 Nationen weltweit ausgeliefe­rt worden. Es gebe insgesamt 23 verschiede­ne Einsatzspe­zialisieru­ngen.

Schoder betont: „Bei allem was wir tun, haben wir immer auch das Wohl der Soldaten im Blick, damit sie ihren Auftrag ordnungsge­mäß und sicher erfüllen können.“Knapp 100000 Flugstunde­n bei allen Kunden und nationale Verfügbark­eitsraten bis hin zu den geforderte­n 70 Prozent beweisen nach Ansicht des Geschäftsf­ührers die Einsatzfäh­igkeit des NH90. Die Rückmeldun­gen der Kunden bezüglich der Fähigkeite­n der Maschinen seien „hervorrage­nd“.

Seit 2013 würden alle NH90 mit „voller operatione­ller Einsatzfäh­igkeit ausgeliefe­rt“. Seit vier Jahren werde der vereinbart­e Zeitrahmen eingehalte­n. Ältere Baumuster würden – wie vertraglic­h definiert – nachgerüst­et. (wwi)

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Archivfoto: Airbus Helicopter­s Der NH 90, hier in einer Marinevers­ion für Belgien.

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