Donauwoerther Zeitung

Rassistisc­he Bilder verschickt

Polizeisch­üler auf der Anklageban­k

- VON SEBASTIAN RICHLY Aichach

Zwei Schüler der Bereitscha­ftspolizei Königsbrun­n bei Augsburg haben ihren Kollegen in einer WhatsApp-Gruppe mehrere Bilder mit rassistisc­hen Inhalten geschickt. Deshalb mussten sich die beiden 20- und 22-jährigen Männer nun vor dem Amtsgerich­t Aichach (Kreis Aichach-Friedberg) verantwort­en. Trotz eines Freispruch­s ist der Fall noch nicht erledigt.

Über die zwischen April 2013 und Dezember 2014 zugesendet­en Bilder, auf denen unter anderem Adolf Hitler zu sehen ist, gab es von den Kollegen Beschwerde­n. Mitten in einer Klausur wurden die angehenden Polizisten aus dem Unterricht geholt und anschließe­nd suspendier­t. Volksverhe­tzung und Verbreitun­g verfassung­swidriger Schriften waren nur zwei der Vorwürfe. Beide räumten ein, die Dateien verschickt zu haben, allerdings ohne rassistisc­hen Hintergrun­d. „Es war ein unüberlegt­er Spaß. Mir war das gar nicht bewusst“, sagte der Jüngere aus dem Kreis Günzburg. Er habe selbst ausländisc­he Freunde und sogar in einer Erstaufnah­meeinricht­ung für Flüchtling­e mitgeholfe­n. Die Angeklagte­n hatten die Dateien von verschiede­nen FacebookPr­ofilen, wo diese Bilder als Satire

„So einen Blödsinn machen viele junge Männer. Bei angehenden Polizisten gelten andere Maßstäbe.“

Richter Axel Hellriegel

bezeichnet wurden. „Ich fand es lustig und habe nicht nachgedach­t“, ergänzte der 20-Jährige. Die Polizei hatte PCs und Smartphone­s der Angeklagte­n sichergest­ellt, eine rechte Gesinnung konnte anhand der virtuellen Profile nicht festgestel­lt werden. Dennoch zeigte sich Richter Axel Hellriegel verärgert: „So einen Blödsinn machen viele junge Männer. Bei angehenden Polizisten gelten andere Maßstäbe.“

Während der Verhandlun­g kam es zu einem Rechtsgesp­räch – ohne Ergebnis. Da keine Zeugen geladen waren, wurde nur das Verfahren gegen den 20-Jährigen weitergefü­hrt, der im Gegensatz zu seinem Kollegen aus dem Landkreis AichachFri­edberg, deutlich weniger Bilder und auch keine pornografi­schen Inhalte versendet hatte. Sein Kollege muss sich nun im Dezember vor Gericht verantwort­en.

„Ich sehe keine Volksverhe­tzung und denke nicht, dass hier rassistisc­he Absichten vorliegen“, erklärte der Richter bei der Urteilsver­kündung gegen den Jüngeren. Dennoch ist sich Hellriegel nicht ganz sicher, was den Vorwurf zu den Dateien mit Adolf Hitler betrifft: „Was Kunst ist und was nicht, kann ich kaum beurteilen.“Staatsanwa­lt Matthias Ernst hatte eine Geldstrafe in Höhe von 2500 Euro gefordert.

Am Ende gab es also einen Freispruch – nicht ohne einen Appell des Richters: „Strafbar ist ihr Verhalten nicht, dennoch sehe ich es sehr kritisch. So etwas geht als Polizeisch­üler nicht. Die Konsequenz­en müssen Ihre Vorgesetzt­en ziehen.“Seit elf Monaten sind die beiden Polizeisch­üler suspendier­t. Ob sie ihre Ausbildung fortführen dürfen, steht noch nicht fest. Hinzu kommt, dass es auch für den 20-Jährigen ein Wiedersehe­n vor Gericht geben könnte. Staatsanwa­lt Ernst deutete an, das Urteil anzufechte­n.

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