„Ein Klub wie der FCA plant immer zweigleisig“
Interview Präsident Klaus Hofmann und Manager Stefan Reuter erklären vor dem Spiel gegen Mainz, warum sie trotz des letzten Tabellenplatzes nicht vom Abstieg sprechen und was sie wieder ruhiger schlafen lassen würde
Herr Hofmann, wie ist derzeit Ihr Befinden, wenn Sie auf die BundesligaTabelle schauen?
Natürlich nicht so gut. Ein Blick auf die Tabelle genügt, um meinen Gemütszustand eruieren zu können. Nach Niederlagen schlafe ich generell unruhig.
Es ist bekannt, dass Sie die Spiele im Fanblock anschauen. Kommen Fans auf Sie zu und fragen was ist da los?
Nein, die Stimmung ist nach wie vor überragend. Selbst beim 0:2 gegen Darmstadt, bei dem ich 90 Minuten in der Kurve war. Die Fans haben die Mannschaft angefeuert und bis in die Nachspielzeit gehofft, dass wir ein Tor schießen. Es gab noch keine einzige negative Reaktion aus diesem Zuschauerbereich in der Hinsicht.
Worin sehen Sie die Gründe für den 18. Tabellenplatz?
Es kommt sehr viel zusammen. Auch die vergangenen zwei Jahre, in denen wir sensationell aufgetreten sind, spielen sicherlich eine Rolle. Vielleicht glaubte der eine oder andere, dass es automatisch so weiterläuft. Zunächst hatten wir im Trainingslager keine Verletzten, kurz vor Saisonbeginn hat es uns dann aber mit einigen Verletzungen getroffen. In den ersten Spielen hat die Mannschaft ordentliche Leistungen gezeigt, hatte aber Pech mit einigen Pfostentreffern oder Fehlentscheidungen von Schiedsrichtern, wie beim nicht gegebenen Foul an Stafylidis vor dem Ausgleichstor ...
War das 1:1 in Frankfurt vielleicht der Knackpunkt? Das Spiel hätte man gewinnen müssen.
Das kann man vielleicht so sagen. Gewinnt man dieses Spiel, geht man in die englischen Wochen mit einem ganz anderen Punktepolster. Dann hat man nicht diesen Druck.
Man kann die bisherige Saison vielleicht dreiteilen. Der erste Teil – und das soll nicht nach Ausreden klingen – war teilweise von furchtbaren Schiedsrichterentscheidungen geprägt. Das Thema Bobadilla (umstrittener Platzverweis gegen Hertha, Anm. d. Redaktion) oder das Foul an Stafylidis, das in Frankfurt zum Gegentor führte. Oder den Elfmeter, den wir in München gegen uns bekommen haben. Im zweiten Teil haben wir wie gegen Hoffenheim oder in Bilbao richtig gut gespielt. In diesen Spielen kann man uns nur vorwerfen, dass wir unsere Chancen nicht verwertet haben. Und dann haben wir leider auch richtig schlechte Spiele gemacht, wie beim 0:2 gegen Darmstadt.
Beim 1:5 in Dortmund war die Mannschaft in der ersten Hälfte zu sehr beeindruckt vom Auftreten von Borussia Dortmund. In der Halbzeit haben wir aber gezeigt, dass wir es besser können. Reuter: Es war für alle eine Freude, wie dominant wir waren. Die Mannschaft hat mutig und frech gespielt. Hier hat sich unter anderem ausgezahlt, dass der Trainer frische Spieler aufbieten konnte.
Vor der Saison hat Trainer Weinzierl Gespräche mit Schalke geführt. Er hat dann schließlich abgesagt. Gab es deshalb vielleicht kleine Risse?
Ganz und gar nicht. Er hat ein paar Tage überlegt und dann Schalke abgesagt, ohne dass er überhaupt auf uns zugekommen wäre, dass er weg wolle. Ein klareres Bekenntnis gibt es nicht. Darum rege ich mich auch so auf, wenn in der Liga ein Trainer entlassen wird und sofort Markus Weinzierl ins Spiel gebracht wird. Weinzierl hat bei uns einen langfristigen Vertrag. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.
Würden Sie mit Weinzierl auch in die 2. Liga gehen?
Wir sprechen nicht über den Abstieg, weil wir überzeugt dass wir unsere Ziele erreichen. Ein Verein wie der FC Augsburg plant aber immer zweigleisig. Ich nenne nur das Beispiel Jürgen Klopp. Er ist mit dem FSV Mainz auch in die 2. Liga abgestiegen. Wir haben mit Weinzierl einen Vertrag bis 2019. Deshalb brauchen wir darüber gar nicht nachzudenken.
Kommen wir zur Einkaufspolitik. Ein Bundesliga-Manager hat mal gesagt: Wenn du vier Spieler verpflichtest, muss man froh sein, dass einer dabei ist, der richtig einschlägt.
Wir streben eine deutlich bessere Quote an. Ich habe in meiner aktiven Zeit bei Bayern und Dortmund so viele Spieler erlebt, die in der Öffentlichkeit als Fehleinkäufe tituliert wurden, dann aber nach einiger Zeit richtig wertvoll für den Klub geworden sind. Für mich ist es wichtig, wie sich ein Spieler präsentiert und wie er an sich arbeitet. Beim FCA haben in der Vergangenheit einige Spieler eingeschlagen, die wir im Winter geholt haben. In der Regel braucht man als Neuzugang aber immer etwas Zeit.
Es gibt Fans, die machen dem FCA den Vorwurf in der Einkaufspolitik zu defensiv agiert zu haben. Vor allem nachdem man Baba angeblich für 20 Millionen zu Chelsea verkauft hat ...
Das ist für mich Unsinn. In erster Linie wollten wir den Kader zusammenhalten. Das ist uns auch gelungen. Dann haben wir im Sommer für einen zweistelligen Milzweiten lionenbetrag einige junge Spieler verpflichtet. Dass wir konservativ an dieses Thema herangegangen sind, stimmt nicht. Im Übrigen fließen Transfersummen meist nicht in einer Summe, sondern in Raten. Es steht also nicht das komplette Geld sofort zur Verfügung.
Außerdem investieren wir das Geld nicht nur in die Spieler. So haben wir die Trainingsbedingungen durch eine Rasenheizung auf dem Trainingsplatz verbessert, wir investieren in die Infrastruktur und planen ein neues Funktionsgebäude. Auch im Nachwuchsleistungszentrum haben wir Rückstände gebildet, um die Trainingsplätze zu erneuern. Wir wollen Nachwuchsspieler für uns ausbilden. Das sind ganz wichtige Schritte und das bekommen wir nicht geschenkt.
Wir hatten einen Artikel im Blatt, der FCA wolle einen neuen Stürmer im Winter verpflichten ...
Diese Information hatten Sie angeblich aus sicherer Quelle. Das ist ein ganz großer Quatsch. Über diesen Artikel habe ich mich sehr geärgert. Wer so etwas behauptet, hat keine Ahnung. Wir verhandeln derzeit mit keinem Stürmer. Unser Kader ist groß genug.
Es gibt Gerüchte, dass Holger Bachthaler, der Trainer des FV Illertissen, im Winter Nachwuchskoordinator beim FCA wird ...
Völliger Quatsch. Holger Bachthaler macht gerade ein Praktikum bei uns im Rahmen seiner Fußsind, balllehrer-Ausbildung. Das ist gar kein Thema.
Was erwarten Sie sich im Spiel heute gegen Mainz?
Dass die Mannschaft an die Leistung, die sie zuletzt in Freiburg gezeigt hat, anknüpft und dass unsere Fans wieder für eine grandiose Stimmung sorgen, die unsere Mannschaft pusht. Dann bin ich optimistisch, dass wir auch gewinnen.
Ich hoffe, dass wir zu Hause wieder einmal gewinnen. Dann kann ich wieder ruhiger schlafen.
Das Interview führten Wolfgang Langner und Robert Götz
„Wir verhandeln derzeit mit keinem Stürmer. Unser Kader ist groß genug.“
Präsident Klaus Hofmann