... und die Frage, wie lange Elvira am Tisch saß
Im Mittelpunkt der Affäre um die WM-Vergabe 2006 steht ein Gespräch zwischen Günter Netzer und Theo Zwanziger. Es fand im Herbst 2012 statt und hatte zunächst nichts mit der WM zu tun. Es ging um die Autobiografie des ehemaligen DFB-Präsidenten, die in wenigen Wochen auf den Markt kommen würde. Titel: „Die Zwanziger Jahre“.
Netzer war als Spieler Zwanzigers großes Idol. Er hätte ihn gerne zur Buchvorstellung eingeladen. Das Gespräch nahm dann einen anderen Verlauf. Netzer soll auf Zwanzigers Frage, was mit den 6,7 Millionen Euro geschehen sei, geantwortet haben: „Damit haben wir vier Asiaten bezahlt.“Was bedeuten würde, die WM war gekauft.
Netzer dementiert das, hat Zwanziger Verleumdung vorgeworfen. Seine Frau Elvira sei dabei gewesen. Zwanziger sagt: aber nicht gesamte Dauer des Gesprächs. Jetzt stehen Aussage gegen Aussage. Demnächst entscheidet der Richter. Wie das Treffen tatsächlich gelaufen sein könnte – ein Entwurf.
Ort der Handlung: Zürich, ein Sterne-Restaurant.
Netzer (in Zürich zu Hause): Grüezi, Herr Präsident. (Zwanziger ist zwar nicht mehr im Amt, hört das aber gerne.) Womit kann ich dienen?
Zwanziger (umarmt erst sein Idol, dann Elvira): Hab’ da ein Büchlein geschrieben. Die Sache müsste man ein bisschen anschieben. Mich kennt ja keiner. Aber wenn Sie Ihr Gesicht neben das Buch halten ... es soll sich auch in Asien verkaufen.
Netzer bestellt Asia-Pfanne süßsauer, Elvira Hummer. Zwanziger blättert im Buch. Netzer: Kommt Blatter? Zwanziger: Auf keinen Fall. Würde doch keiner mehr mein Buch kaufen. Netzer: Und Platini? Zwanziger: Auch ein Betrüger. Netzer: Und der Franz? Zwanziger: Ein feiner Kerl. Der Franz hätte damals die 6,7 Millionen Fifa-Vorschuss doch glatt aus eigener Tasche bezahlt.
Netzer (lacht): Mein lieber Präsident (Zwanziger fühlt sich geschmeichelt), mit der Kohle ...
Alles Weitere geht im Krachen unter, das Elvira beim Hantieren mit der Hummerzange verursacht. Zwanziger versteht irgendetwas von vier Millionen Asiaten und verkaufen und denkt sofort an seine Bücher. Er wird blass. Elvira hat keine Lust mehr, sich mit dem Hummer zu ärgern, sie pickt lustlos in Günters Asia-Pfanne und verabschiedet sich zum Friseur. Nach zwei Stunden verlassen auch Zwanziger und Netzer das Restaurant, beide mit dem Gefühl, sich wieder glänzend verstanden zu haben.