Donauwoerther Zeitung

Nachbartre­ff in London

Rugby-WM Titelverte­idiger Neuseeland und Australien können im Finale Geschichte schreiben

- London

Es ist ein Traumfinal­e. Neuseeland und Australien, Nummer eins und Nummer zwei der RugbyWeltr­angliste, die sich noch nie in einem Weltmeiste­rschafts-Endspiel gegenübers­tanden. Schon wegen ihrer geografisc­hen Nähe sind sie schärfste Rivalen, dazu kommt eine mehr als 100-jährige gemeinsame Rugbygesch­ichte.

Der Gewinner holt als erstes Team einen dritten WM-Titel. „Das größte Spiel, das die Welt je gesehen hat“, nennt der Independen­t das Finale am Samstag (17 Uhr) in London. Als Favoriten gehen die All Blacks aufs Feld. Sie könnten als erste Mannschaft in der 28-jährigen WM-Geschichte den Titel verteidige­n, einige Champions von 2011 spielen noch mit.

Für Kapitän Richie McCaw und mindestens vier weitere Spieler wird es wohl das Abschiedsm­atch. Seit dem Triumph 2011 sind die Neuseeländ­er 53 mal angetreten – und haben gerade mal drei Spiele verloren. Dennoch gibt sich Australien­s Coach Michael Cheika vor dem großen Tag entspannt. „Man fühlt nur Druck, wenn man nicht so gut wie möglich vorbereite­t ist“, sagte der 48-Jährige, der die Wallabies seit letztem Jahr trainiert.

Zur psychologi­schen Vorbereitu­ng hat das australisc­he Lager offenbar den Spitznamen All Blacks, der für die Rugby-Macht der Neuseeländ­er steht, zum Tabu erklärt. Sogar von offizielle­n Seiten in sozialen Netzwerken sei die Bezeichnun­g verschwund­en, will der New Zealand Herald beobachtet haben. Auf neuseeländ­ischer Seite ist man sich keinesfall­s sicher, den vergoldete­n Webb Ellis Cup schon in der Tasche zu haben. „Wenn es ein Team gibt, das Neuseeland einen harten Kampf bieten kann, dann Australien, denn sie sind das einzige Team, das es dieses Jahr zu schlagen gilt“, sagt etwa All-Blacks-Legende Jonah Lomu. Trainer Steve Hansen hat eine schlicht klingende Strategie: „Wir haben einen Plan für das Spiel, nämlich Räume gewinnen und Versuche erzielen. Aber mir ist egal, was es für ein Spiel ist, solange wir gewinnen.“

Die Wege der Kontrahent­en ins Finale unterschie­den sich. Die All Blacks hatten eine leichte Gruppe, überrannte­n Frankreich im Viertelfin­ale und mussten nur gegen Südafrika kämpfen.

Australien erwischte eine schwere Gruppe, brauchte im Viertelfin­ale gegen Schottland eine Fehlentsch­eidung des Unparteiis­chen und musste auch gegen Argentinie­n rackern. „Wir hatten den Luxus, das ganze Turnier über Spiel für Spiel aufzubauen, während Australien vom ersten Tag an ihr Bestes geben mussten“, beschreibt es All-Blacks-Trainer Hansen.

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