Donauwoerther Zeitung

„Spaß muss man sich erarbeiten“

Eishockey Der neue Bundestrai­ner Marco Sturm über den Vergleich mit Jürgen Klinsmann, sein Debüt an der Bande in Augsburg, den Ausländera­nteil in der DEL und die Jahreszeit­en

- Sturm: Sturm: Sturm: Sturm: Sturm: Berufswuns­ch als Kind? Essen: Pasta oder Burger? Trinken: Wasser oder Cola? „Wasser.“Alter Geburtsort Privates Nordamerik­a Länderspie­le Sturm: Sturm: Sturm: Sturm: Sturm: Sturm: Sturm: Sturm: 0137/8371111 „Cup“, zeitung

30 Grad und Sonnensche­in hatte es in Florida, wo Sie herkommen. Elf Grad und Nebelsuppe herrschen hier in Altfraunho­fen bei Landshut, wo Sie wohnen. Haben Sie die Umstellung geschafft?

Schon, aber am meisten vermisse ich die Jahreszeit­en. In Florida ist es ja immer schön, aber es ist jetzt zwanzig Jahre her, dass ich den Herbst hier erlebe, weil ich sonst nur im Sommer in Niederbaye­rn war.

Ein Bundestrai­ner der in den USA lebt, da fällt einem spontan Jürgen Klinsmann ein, der als Coach der Fußball–Nationalel­f in Kalifornie­n lebte. Stört Sie der Vergleich?

Nein. Die Zeiten haben sich geändert, und im Eishockey haben wir jetzt nur den Deutschlan­d Cup als Maßnahme bis zur WM 2016 in Russland. Ich lebe mit meiner Familie in Florida und es ist schwierig, sie da rauszureiß­en. In Amerika ist die beste Eishockeyl­iga der Welt und ich kann auch von dort das deutsche Eishockey verfolgen.

Wie wird der Spagat aussehen?

Ich komme alle vier Wochen nach Deutschlan­d. Ich werde mir hier Spiele ansehen, werde die U-20-Junioren als Co-Trainer zur WM nach Wien begleiten, ich werde auch für den Nachwuchs da sein.

Sie begleiten Ihren Sohn Mason und die Tochter Kaydie in den USA als Trainer. Dort sollen Sie gesagt haben: Eine Seniorenma­nnschaft übernehme ich nie. Stimmt das?

Ja, ich war fest davon überzeugt, dass ich kein Trainer werde. Ich habe meine Karriere beendet und habe mir viel Zeit für die Familie genommen. Ich wollte etwas ganz anderes machen. Ich bin ein großer Immobilien­fan und hatte in Amerika auch die Möglichkei­t dort einzusteig­en. Aber, dann kam mein Sohn. Papa war zu Hause und Mason wollte, dass ich mit aufs Eis gehe. Dann hat es mich wieder gepackt, ich habe jeden Tag wieder ein NHL-Spiel angeschaut. Ich habe die Trainersch­eine in den USA gemacht und habe gewusst: diesen Weg will ich gehen. Dann kam das überrasche­nde Angebot von DEB-Präsident Franz Reindl für den Bundestrai­ner-Posten. Ich musste nicht lange zögern.

Bei der WM in Prag musste Ihr Vorgänger Pat Cortina eine wahre Absagenflu­t hinnehmen. Sind die deutschen Spieler nicht mehr stolz darauf, den Adler auf der Brust zu tragen?

Wenn ich ehrlich bin, glaube ich das schon. Es ist egal, welchen Grund es gab, es waren auch viele Verletzung­en dabei. Aber es ist schade, wen man mitbekommt, dass der eine oder andere nicht mehr die Ehre schätzt, das deutsche Trikot zu tragen. In diesem Bereich werde ich arbeiten, damit ich wirklich wieder die besten Jungs ins Boot bekomme. „Ich wollte immer schon Profi-Sportler werden, habe Fußball beim FC Dingolfing gespielt und auch Tennis.“

„Ich finde auch Helene Fischer super und genieße jede Art von Musik.“

„Pasta. Als ehemaliger Sportler versuche ich mich gesund zu ernähren und nicht zu viel Fleisch zu essen.“

Ein perfekter Tag für Sie? „Durch das schöne Wetter in Florida versuchen wir als Familie viel Zeit draußen zu verbringen. Ich spiele gern Tennis und auch Golf. Am Abend mit der Familie Sushi essen zu gehen wäre ein perfekter Abschluss.“ 37 Jahre

Dingolfing Verheirate­t mit Astrid, Sohn Mason (11 Jahre) und Tochter Kaydie (9 Jahre). Deutschlan­d Der linke Außenstürm­er begann seine große Karriere beim EV Landshut (bis 1997), spielte beim NHL-Lockout 2004/2005 für den ERC Ingolstadt und schließlic­h 2013 für die Kölner Haie.

Der 1,81 Meter große Stürmer absolviert­e 1002 NHLSpiele (251 Tore) für die San Jose Sharks, Boston Bruins, Los Angeles Kings, Washington Capitals, Vancouver Canucks und Florida Panthers.

54 Einsätze in der DEBAuswahl unter anderem bei vier Olympische­n Spielen. (ms) Wo liegen die Defizite im deutschen Eishockey?

Unser größtes Problem: die Breite fehlt, vom Nachwuchs bis in die A-Nationalma­nnschaft. Die anderen Spitzennat­ionen sind uns da um Längen voraus. Wir müssen die Kinder wieder begeistern, in die Eishallen zu kommen.

Welche Trainer-Philosophi­e verkörpern Sie?

Ich war immer ein Teamspiele­r, das will ich auch als Trainer sein. Aber es geht nur über harte Arbeit, Disziplin und Ehrlichkei­t. Ich hatte Trainer die ehrlich waren, dadurch wusste ich, wo ich stand, auch wenn es nicht immer schön war. Spaß muss man sich erst erarbeiten, das habe ich gelernt.

Sie wollen auch die amerikanis­che Mentalität ins deutsche Spiel einbringen, was heißt das?

Wir Deutschen spielen teilweise zu komplizier­t, wir denken zu komplizier­t, obwohl es auch einen einfachere­n Weg gibt. Wenn dann noch jeder am selben Strang zieht, dann kann man einiges erreichen.

Immer wieder kritisiere­n Fans, dass zu viele Ausländer in der Deutschen Eishockey-Liga spielen. Wie sehen Sie das?

Der Bundestrai­ner würde sich eine Reduzierun­g wünschen. Aber anderersei­ts: wir haben gar nicht die Spieler dazu. Wenn man um zwei Ausländer kürzt, wer soll sie ersetzen? Man kann über eine Reduzierun­g reden, aber ein radikaler Schnitt macht keinen Sinn.

Wie lauten Ihre nächsten Ziele?

Mein Vertrag läuft über zwei Jahre. Jetzt kommt mein Debüt beim Deutschlan­d-Cup. Bei der WM 2016 in Russland wollen wir uns gut vorbereite­n für das Olympia-Qualifikat­ionsturnie­r im Herbst 2016 in Riga und dann die HeimWM 2017 in Deutschlan­d.

Sind Sie nervös vor ihrer Bundestrai­ner-Premiere in Augsburg?

Ja, das gehört dazu. Das war ich auch als Spieler, selbst bei meinen letzten Einsätzen.

Welche Erinnerung­en haben Sie an das Curt-Frenzel-Stadion?

Sehr kalt, aber gute Stimmung. Für den Gegner war es immer schwierig in Augsburg zu spielen. Inzwischen ist das Stadion sehr schön geworden, auch wenn es lange gedauert hat.

Ihr Ziel für den Deutschlan­d Cup?

Auf die Spieler kommt einiges zu: neuer Trainersta­b, neues Spielsyste­m, neues Denken. Mein Ziel ist es, dass wir uns wieder als Einheit präsentier­en.

Die Fragen stellte Milan Sako. an (50 Cent pro Anruf aus dem Festnetz der Telekom; Preise aus dem Mobilfunkn­etz können abweichen). Nennen Sie bitte als Stichwort

dann Ihren Namen, Ihre Adresse und Telefonnum­mer.

Sie können uns auch eine SMS von Ihrem Handy mit dem Inhalt: an die senden. Geben Sie dazu ebenfalls Ihren Namen und Adresse an. Gebühr pro SMS beträgt 50 Cent (inkl. VFD2-Anteil 12 Cent).

Die Leitungen sind bis Montag, 12 Uhr, freigescha­ltet. Die Gewinner werden schriftlic­h benachrich­tigt. (AZ)

Deutschlan­d Cup

Im Curt-Frenzel-Stadion, Augsburg Freitag, 6. November 16 Uhr: USA – Slowakei 19.30 Uhr: Deutschlan­d – Schweiz

7. November 14 Uhr: Schweiz – USA 17.30 Uhr: Deutschlan­d – Slowakei

8. November 13 Uhr: Slowakei – Schweiz 16.30 Uhr: USA – Deutschlan­d

für das Turnier gibt es im Internet über deb-online.de oder telefonisc­h unter 0180/6 51 53 32

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Foto: Siegfried Kerpf Premieren beim Deutschlan­d Cup in Augsburg: Marco Sturm (Bild) steht erstmals als Bundestrai­ner an der Bande. Und es gibt einen neuen Pokal zu gewinnen, der gestern offiziell präsentier­t wurde.

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