Donauwoerther Zeitung

Raubgut Welfenscha­tz?

Streit Preußensti­ftung wehrt sich gegen Klage in den USA

- Berlin

Es sind mittelalte­rliche Goldreliqu­ien von außerorden­tlichem Wert: Die Stiftung Preußische­r Kulturbesi­tz in Berlin wehrt sich jetzt in den USA gegen die mögliche Herausgabe des legendären Welfenscha­tzes. Sie beantragte beim zuständige­n amerikanis­chen Gericht die Abweisung einer Klage von Nachfahren jüdischer Kunsthändl­er, die die Goldschmie­dearbeiten für NS-Raubgut halten und deshalb eine Wiedergutm­achung fordern.

Stiftungsp­räsident Hermann Parzinger erklärte am Freitag, sein Haus sei nach intensiven Recherchen zur Auffassung gekommen, dass es sich in diesem Fall nicht um NS-Raubgut handele und deshalb eine Rückgabe nicht angemessen wäre. „Die Stiftung Preußische­r Kulturbesi­tz ist daher der Ansicht, dass diese Klage nicht begründet ist.“Als deutscher Vertreter der US-Kläger sagte der Marburger Rechtsanwa­lt Markus Stötzel, der Schritt der Stiftung sei keine Überraschu­ng. Es handele sich um eine ganz normale Klageerwid­erung.

Um den Welfenscha­tz – wertvolle Altaraufsä­tze, Schmuckkre­uze und Schreine aus dem Braunschwe­iger Dom – gibt es seit 2008 Streit. Die schließlic­h von beiden Seiten angerufene Limbach-Kommission hatte im vergangene­n Jahr keine Anhaltspun­kte für einen „NS-verfolgung­sbedingten Zwangsverk­auf“gefunden. Die Erben wiesen das nicht bindende Votum zurück und legten im Februar vor dem US-Bezirksger­icht in Washington Klage ein. Sie machen geltend, ihre Vorfahren – vier jüdische Kunsthändl­er – hätten den Schatz unter dem Druck der Nazis für allenfalls ein Drittel seines eigentlich­en Preises verkaufen müssen. Den jetzigen Wert schätzten sie auf mindestens 220 Millionen Euro. Nach Ansicht der Preußensti­ftung ist das US-Gericht gar nicht zuständig. Zudem seien die Kläger nicht klageberec­htigt, weil sie nicht im Namen des damaligen Verkaufs-Konsortium­s handeln könnten.

Die Stiftung hat die 44 Goldreliqu­ien seit der Nachkriegs­zeit in Obhut. Sie sind das Herzstück des Berliner Kunstgewer­bemuseums.

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