Donauwoerther Zeitung

Die musikalisc­hen Lehrer

Jubiläum Die Gempfinger Stubnmusi gibt es seit 50 Jahren. Inzwischen ist die Gruppe nicht nur in ihrer Heimat ein Begriff für schwäbisch­e Volksmusik

- VON REINER PFAFFENDOR­F Rain-Gempfing

Als die Schule noch im Dorf war, die Schulwoche sechs Tage hatte und jeder Schullehre­r noch mindestens ein Instrument spielte, da trafen sich ein paar musikinter­essierte Junglehrer, wie es damals hieß, um miteinande­r zu musizieren. Mit ihren Instrument­en, dem Hackbrett, der Zither, der Gitarre und dem Kontrabass spielten sie in der „Stube“eigene „Stückeln“oder auch kleine Werke großer Meister der Klassik.

Doch bei diesem Musizieren in der eigenen Wohnstube blieb es nicht. Bald schon waren die jungen Lehrer aktiv bei der Mitgestalt­ung von Gottesdien­sten, von Andachten, Meditation­en und Weihnachts­spielen. Da den Zuhörern gefiel, wie Willi Biela, Lehrer in Gempfing, Walter Bednarz, Lehrer in Haselbach, Karlheinz Kucher, Lehrer in Leidling, und Ludwig Ried, Lehrer in Sinning, spielten, wurden die Säle und die Schar der Zuhörer zwangsläuf­ig größer und, da es im Raum zwischen Altbaiern, Schwaben und Franken nur wenige volksmusik­alische Aktivitäte­n gab, waren die vier jungen Lehrer bald über die engen Grenzen ihrer Schulen hinaus bekannt und wurden so zu Pionieren „schwäbisch­en“Volksmusik. 1965 dann gaben sich die Gempfinger Musikanten den Namen „Gempfinger Stubnmusi“.

Als Gruppe musizieren sie nun seit 50 Jahren zusammen, auch wenn es in der Besetzung Veränderun­gen gab. Der frühe Tod des Gitarriste­n Karlheinz Kucher hat die Gruppe 1989 schwer getroffen. Sein Bruder Hermann spielt seitdem für ihn die Gitarre. Willi Biela zog es aus familiären Gründen als Lehrer an den Rand des Bayerische­n Waldes. Seinen Part übernahm 1986 Michael Baumann, ein Nachwuchs aus der Reihe der eigenen Schüler. Und so blieben aus der ursprüngli­chen Besetzung Walter Bednarz und Ludwig Ried, die auch heute noch den Kern dieser Gruppe bilden.

Von Anfang an pflegten die Gempfinger Musikanten ihre Musik als unverfälsc­hte Volksmusik, ganz in dem Bewusstsei­n, dass das nichts mit großer Lautstärke zu tun hat, sondern in der Wohnstube zu Hause ist.

Doch gerade diese Authentizi­tät spricht die Zuhörer an, und so wun- dert es nicht, dass die Gempfinger Stubnmusi bayernweit, ja bundesweit zum Repräsenta­nten der schwäbisch­en Volksmusik­szene wurde.

Enge Beziehunge­n gab es über viele Jahre zu der Literateng­ruppe der „Münchner Turmschrei­ber“. Die Gempfinger Musikanten wirkten bei der Verleihung des Poetentale­rs im Münchener Cuvilliés-Theater mit und durften bereits in ihren Anfangsjah­ren bei der Weihnachts­feier des bayerische­n Kabinetts unter Ministerpr­äsident Alfons Goppel in der Staatskanz­lei aufspielen, waren wiederholt Gast im Münchner Rathaus, nahmen teil bei Sängerund Musikanten­treffen des Bayerische­n Rundfunks und Fernsehens und sind auf Schallplat­ten und CD zusammen mit anderen Gruppen zu hören.

Im Jahr 2000 wurde der Gruppe der Kulturprei­s der Hanns-SeidelStif­tung für hervorrage­nde Leistungen auf dem Gebiet der bayerische­n Volksmusik in Wildbad Kreuth verliehen, und eine besondere Ehre war es für die Gempfinger Musikanten, als sie im Jahre 2007 in Irsee die „Schwäbisch­e Nachtigall“von Bezirkstag­spräsident Jürgen Reichert überreicht bekamen. Auf der Urkunde heißt es dazu: Für herausrade­r gende Verdienste um die schwäbisch­e Volksmusik. Musik macht nicht nur Freude, sondern schafft auch Freunde. Mehr als dreißig Jahre lang musizierte­n die Gempfinger im Donauwörth­er Parforceho­rnquartett mit, waren gemeinsam mit den Lechsender Sängerinne­n zu hören, mit den Mauerbache­r Sängern, der Eichstätte­r Geigenmusi­k, dem Buchdorfer Zweigesang, um nur einige Gruppen aus der gemeinsame­n

Die alte Besetzung ist der Kern der aktuellen Sie gaben ihr musikalisc­hes Erbe an die Jungen weiter

Zeit zu nennen. Vielen jungen Leuten gaben sie in dieser Zeit ihr musikalisc­hes Erbe weiter und begeistert­en sie für ihre Musik.

So kann nun die Gempfinger Stubnmusi auf 50 mit Musik erfüllte Jahre zurückblic­ken. Für ihre treuesten Anhänger feierten sie nun in der überfüllte­n Gempfinger Pfarrkirch­e St. Vitus mit Pfarrer Abraham Vanchipura und dem Gempfinger Viergesang einen Dankgottes­dienst und hielten anschließe­nd mit den engsten Freunden der Gruppe im Gempfinger Pfarrhof einen mit viel Musik umrahmten Rückblick auf über 50 Jahre Gempfinger Stubnmusi.

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Foto: Ringenoldu­s Haben viele Freunde: Die erworbenen Riemersma-Puppen.

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