Donauwoerther Zeitung

Die Frage der Woche Weg mit der Wurst?

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Kost viel abwechslun­gsreicher und bunter als der ewige Braten, der Schinken oder die Schweinswü­rstel, vielleicht noch umgeben von einer fetten Soße … Stattdesse­n mal Tofu oder Seitan probieren, gern auch als Gulasch, das ist doch toll!

Als ich klein war, gab es angesichts meiner Abneigung, „totes Tier“zu essen, im Bekanntenk­reis nur einen Tenor: Aus diesem Kind kann nie was werden! Nun, ob die Unkenrufer recht hatten, darüber lässt sich vielleicht streiten. Dass ich instinktiv jedoch die richtige Nahrung liebte – nämlich Kartoffeln mit Ei – habe ich erst als Erwachsene im Studium erfahren. Eine späte Genugtuung! Denn diese Kombinatio­n hat eine höhere „biologisch­e Wertigkeit“als Wurst oder Fleisch und ist somit besser geeignet, körpereige­nes Eiweiß aufzubauen. Also weg mit der Wurst und ran an die Kartoffeln… Aber nicht vergessen, mindestens ein Ei gehört schon dazu.

Wurst ist so deutsch wie Wald, Wandern und der Wischmopp. Unsere Seele ist mit Wurst belegt, mutmaßlich mit einer Scheibe Bierschink­en.

In den Metzgereie­n und beim Fleischer werden seit Generation­en Kinder in ein ewiges Wurstleben gelockt, angefixt mit einem Radl Gelbwurst frisch von der Theke. Es gibt in unserem Land vermutlich mehr Wurstsorte­n als Lehrstühle. Das beliebtest­e Kantinenes­sen, der Nährstoff unseres Wirtschaft­swunders, ist die Currywurst. Die beste Zeit ist in Bayern nicht die Sommerzeit, sondern die Brotzeit, zu der, wenn sie nicht gar ganz daraus besteht, Wurst wesentlich dazugehört. Könige werden hierzuland­e auch nicht gekrönt, sondern mit Wurstkette­n behängt.

In diese allumfasse­nde deutsche Wurschtigk­eit kracht nun wie ein Faustschla­g die WHO-Nachricht, Wurst sei krebserreg­end. Die Alarmstudi­e stellt Wurst risikomäßi­g auf eine Ebene mit Asbest, also dem Stoff, mit dem wir jahrelang unsere mühsam erarbeitet­en und vom Mund abgesparte­n Einfamilie­nhäuschen verkleidet haben, von dem wir aber heute wissen: Giftmüll. Könnte sein, dass all die schönen Dämmplatte­n, mit denen jetzt böse Häuser zu guten Häusern veredelt werden, bald ebenfalls in die Krebsrisik­o-Kategorie Schinken & Asbest gehören …

Wahrschein­lich ist es ja wahr, dass übermäßige­r Wurst- und Fleischkon­sum ziemlich ungesund ist. Viel Alkohol ist auch ungesund, so wie viel Rumsitzen, viel Rauchen und viel Blumenkohl, der am Frankfurte­r Kreuz wächst. In diesem Sommer sind sogar Leute an Zucchini gestorben. An Zucchini! Es wäre gesünder für uns alle, wenn wir gar nicht existieren würden. So aber bleibt nur, notgedrung­en weiterzule­ben. Am besten nach der Salamitakt­ik. A bisserl was geht immer.

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