Ein Nagel für die Wehrkraft
Angefangen hatte alles in Wien. Auf dem dortigen Schwarzenbergplatz steht seit März 1915 bereits ein „Wehrmann in Eisen“. Wobei das mit dem Eisen genau genommen erst mit der Zeit gekommen ist. Ursprünglich war die Ritterfigur des Bildhauers Josef Müllner nämlich aus einfachem Lindenholz geschnitzt. Das Eisen kommt aus der Bevölkerung. Jeder stolze Patriot darf gegen eine Spende einen Eisennagel in das Holz schlagen. Vom Erlös werden Witwen und Waisen unterstützt – denn davon hat man ja reichlich in diesen Zeiten.
Wer die Idee hatte, weiß keiner so recht. Ganz sicher ist, dass der Einfall gut war. Denn nun, im stehen ähnliche Figuren in zig anderen Städten und Gemeinden in Österreich-Ungarn und seit einiger Zeit auch immer öfter im Deutschen Reich. Der „Eiserne Heinrich“, eine Holzstatue Heinrichs des Löwen in Braunschweig; Ein „Eiserner Roland“in Bremen; in Berlin wurde am 4. September der erste Nagel in den „Eisernen Hindenburg“geschlagen. Beliebt sind auch „Eiserne Kreuze“, Schilde oder Adler. Die Heimatfront kann so ihre Verbundenheit mit den Helden im Feld zum Ausdruck bringen. Und wer viel hat, darf auch mehr geben: Es gibt Nägel in Eisen und Silber und teure und günstigere Stellen im Holz.
Kein Wunder also, dass auch die Bürger der Stadt Augsburg nicht zurückstehen wollen. Im Sommer hat der Magistrat die Errichtung einer Wehrsäule beschlossen. Doch die Umsetzung zieht sich, man will ja auch ein repräsentatives Werk an der hervorgehobenen Stelle auf dem Fischmarkt, gleich neben dem Rathaus. Es wird schließlich eine Säule aus Muschelkalk, auf der eine Heldenfigur mit Schild heraussteht. Im Sommer 1916 wird sie eingeweiht, eine Mark kostet es, einen Nagel im Schild zu versenken, 100 Mark auf den Krallen des Reichsadlers. Ganz voll wird der Schild bis Kriegsende nicht mehr, trotz der anfänglichen Begeisterung. Erst 1947 verschwindet die Säule. Matthias Zimmermann