Wie der Fuchs die Affen überlistet
Nele Brönner Die Illustratorin erzählt in „Affenfalle“eine Fabel, in der Sturheit zum Verhängnis wird. Für dieses Bilderbuchdebüt hat sie einen Preis bekommen
Ein Kinderbuch ist „eine große Bühne für das Erzählen von Geschichten“, sagt Nele Brönner, denn die Doppelseiten bieten der Illustratorin viel Platz, ihre Ideen auszubreiten und eine Geschichte mit Details anzureichern. Wer ihr erstes Kinderbuch „Affenfalle“betrachtet, sieht, wie sie diese Bühne genutzt hat. Ein großes Wüstenpanoroma entwirft Brönner darin, das beim genauen Betrachten den Blick auf viele Einzelheiten lenkt: die Antilope, die durch das Bild springt, die Bergkette im Hintergrund, die stachelige Melone im Gestrüpp.
Für ihr Bilderbuch-Debüt hat Nele Brönner jetzt auch große Anerkennung bekommen – bei der Frankfurter Buchmesse in diesem Jahr wurde sie mit dem Serafina Nachwuchspreis Illustration ausgezeichnet, den die Mediengruppe Pressedruck, in der unsere Zeitung erscheint, stiftet, und den die Akademie für Kinder- und Jugendliteratur mit mehreren Kooperationspartnern vergibt. „Affenfalle“erzählt im Stil einer Fabel die Geschichte eines Fuchses, der durstig in der Wüste umherstreift und verschiedene Tiere nach Wasser fragt. weder Chamäleon und Erdferkel noch der Käfer und die Antilope können ihm helfen, dafür bekommt er den Tipp, bei den Affen nachzufragen, weil die einen geheimen Wasservorrat haben. Doch die gierigen Affen wollen nicht teilen. Erst als der Fuchs zu einer List greift, bekommt er, was er braucht.
Die Geschichte erzählt davon, wie Sturheit zum Verhängnis werden kann. Inspiriert wurde Nele Brönner dazu durch ein indisches Märchen. Mit Tusche hat die 38-Jährige, die in Marburg geboren wurde und jetzt in Berlin lebt, diesen Stoff umgesetzt, wobei die zurückhaltende Farbigkeit ihrer Zeichnungen auffällt. Die flirrende Hitze der Wüste drückt sie durch unzählige, eng aneinandergesetzte Pinselstriche aus. Leichter hätte sie sich getan, hätte sie die Wüstenlandschaft am Computer kreiert, doch das wollte sie nicht. „So eine Arbeit mache ich gerne am Abend, das ist sehr meditativ“, erzählt sie. Lediglich einige Korrekturen habe sie noch digital vorgenommen.
Bisher arbeitete Nele Brönner vor allem als Illustratorin für Zeitungen, und das meist in Schwarz-Weiß. Deshalb sollte ihr erstes Kinderbuch auch sehr bunt werden, nahm sie sich vor. „Aber dann habe ich gemerkt, dass das gar nicht passt.“Letztendlich hat sie nun fünf verschiedene Farbtuschen und einen schwarzen Fineliner verwendet. Ihre Nähe zu Comics zeigt sich in den Sprechblasen, die sie auf manchen Seiten verwendet. Geräusche und Lautmalereien drückt sie darin aus. „Ich kann damit Wörter zwiAber schen den Figuren materialisieren“, erklärt sie. Und für Kinder, die gerade ihre ersten Leseversuche machten, sei es großartig, wenn sie die handschriftlichen Buchstaben erkennen könnten. Die Serafina-Jury würdigte „Affenfalle“als „großartig durchkomponierte Geschichte“. Manche Motive seien bis zur Zeichenhaftigkeit abstrahiert und die Choreografie der Tierkörper erinnere manchmal an die Malerei von Franz Marc.
In der Tat fehlt den Tieren jede süßliche Charakterisierung. „Es sollten Tiere sein, für die ich mich selbst interessiere und denen ich, wie dem unfreundlichen Käfer, eine eigene Persönlichkeit geben kann“, erzählt Brönner. Dabei ist es ihr aber auch wichtig, dass die Kinder ihre eigenen Geschichten zu den Bildern finden oder erfinden. Wem die Stimme gehört, die da auf einmal aus einem Loch im Boden ertönt, das bleibt der Vorstellungskraft der Betrachter überlassen.
Luftschacht, 32 Seiten, 21,30 Euro – ab 5
Übs. von Katharina Orgaß; 350 Seiten, KJB, 14,99 Euro – ab 10