Donauwoerther Zeitung

Familiensk­izze

Sarah N. Harvey Drei kleine Wörter

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Über all die Jahre, die Sid schon bei Megan und Caleb wohnt, sind Dutzende Kinder gekommen und gegangen. Manche bleiben länger in der Familie, aber keines so lange wie er: vierzehn Jahre. Sid ist glücklich mit seinem Leben. Der 16-Jährige mag die Insel vor der Westküste Kanadas, auf der er lebt, und seine Pflegeelte­rn. Sie kümmern sich liebevoll um Sid und nun auch um Fariza, die zu Hause offenbar Schlimmes erlebt hat. Das kleine Mädchen ist verstört und spricht kein Wort. Sid findet einen Zugang zu Fariza: über die Bilder in seinem Skizzenbuc­h, das er immer bei sich hat.

Sarah N. Harvey lässt in diesen Passagen behutsam Nähe zwischen den beiden entstehen, die sich auch auf den Leser überträgt. Es ist ein berührende­r Moment, als Fariza endlich spricht – auch wenn sie nur drei kleine Wörter sagt: „Frühstück ist fertig.“Sids ruhiges Leben endet jäh, als ein Fremder, ein Freund seiner leiblichen Mutter, auftaucht. Er hat eine Bitte – und bringt damit den dramatisch­eren Teil der Handlung in Gang. Sid soll bei der Suche nach seiner Mutter und seinem Halbbruder helfen. Was Sid dann erlebt, fordert seine ganze Kraft.

Sarah N. Harvey beschreibt einfühlsam die Gedanken eines Jugendlich­en, der mit seiner Familienge­schichte konfrontie­rt wird – und sich ihr stellt.

Daniela Fischer Übersetzt v. Herbert Günther, dtv, 220 Seiten, 13,95 Euro – ab 12

Mit Ill. von Peter Schössow. Thienemann, 112 Seiten, 9,99 Euro – ab 8

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