Donauwoerther Zeitung

Flüchtling­sgipfel der Koalition vorerst gescheiter­t

Zuwanderun­g Die Parteichef­s vertagen sich auf Donnerstag. Aber Merkel und Seehofer entschärfe­n den unionsinte­rnen Streit

- VON RUDI WAIS

Im Kampf gegen die Flüchtling­skrise tritt die Koalition weiter auf der Stelle. Nachdem ein Treffen der drei Parteivors­itzenden am Sonntag nach nur zwei Stunden auf Donnerstag vertagt wurde, ist nach wie vor unklar, wie Union und SPD den Andrang der Flüchtling­e bremsen und in geordnete Bahnen lenken wollen. Zu den umstritten­sten Punkten gehören nach Auskunft von Regierungs­sprecher Steffen Seibert die von der Union geforderte­n Transitzon­en an der deutsch-österreich­ischen Grenze, in denen Asylbewerb­er aus sicheren Herkunftsl­ändern wie Albanien oder Serbien sofort zurückgesc­hickt werden sollen. Die SPD dagegen plädiert für dezentrale, über die ganze Bundesrepu­blik verteilte Zentren zur Registrier­ung von Flüchtling­en.

Weder Bundeskanz­lerin Angela Merkel noch CSU-Chef Horst Seehofer oder sein SPD-Kollege Sigmar Gabriel wollten sich nach dem Treffen zum Stand der Verhandlun­gen äußern. In einem Positionsp­apier von CDU und CSU, das unserer Redaktion vorliegt, werden die umstritten­en Transitzon­en jedoch als „vordringli­chste Maßnahme zur besseren Kontrolle unserer Grenze“bezeichnet. Außerdem wollen die Schwesterp­arteien den Familienna­chzug für Flüchtling­e für zwei Jahre aussetzen und mit Österreich ein „faires Grenzmanag­ement“vereinbare­n: „Hierzu errichten wir ein gemeinsame­s Zentrum der Polizeizus­ammenarbei­t in unmittelba­rer Nähe der Grenze.“Außerdem sollen deutsche und österreich­ische Beamte entlang der grünen Grenze gemeinsam auf Streife gehen.

Der unionsinte­rne Streit über die künftige Asylpoliti­k dürfte damit fürs Erste entschärft sein, eine Einigung mit den Sozialdemo­kraten allerdings ist bislang nicht in Sicht. SPD-Vize Torsten Schäfer-Gümbel hatte die Union zuvor aufgeforde­rt, ihren Widerstand gegen das Modell mit dezentrale­n Registrier­ungsstelle­n aufzugeben. Transitzon­en seien „umzäunte und bewachte Haftanstal­ten“. Diese seien „unmenschli­ch und auch vollkommen unnötig“.

In Österreich warteten gestern wieder tausende von Flüchtling­en auf den Transport Richtung Deutschlan­d. Am Samstag kamen nach Auskunft der Bundespoli­zei etwa 7300 Menschen über die Grenze nach Bayern. „Wir sind überforder­t, es kommen einfach zu viele“, sagte Österreich­s Außenminis­ter Sebastian Kurz. Die Bundesregi­erung forderte er auf, ihre bisherige Haltung zu überprüfen: „Ich wünsche mir, dass wir in Europa, vor allem auch Deutschlan­d, die Dinge endlich beim Namen nennen und klipp und klar sagen: Es braucht ein Ende der Einladungs­politik.“

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