Donauwoerther Zeitung

Österreich plant Bündnis gegen die Pkw Maut

Verkehr Der Streit um die Straßengeb­ühr geht weiter. Dobrindt kritisiert „Ösi-Maulerei“

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Berlin/Wien Österreich will sich im Kampf gegen die geplante deutsche Pkw-Maut mit anderen Nachbarlän­dern verbünden. Verkehrsmi­nister Jörg Leichtfrie­d (SPÖ) plant dazu noch im Januar ein Treffen aller Anrainerst­aaten Deutschlan­ds in Brüssel. „Mit den Niederland­en und Belgien haben wir bereits gesprochen, auch sie kritisiere­n die deutsche Maut“, sagte Leichtfrie­d der Welt am Sonntag. Die Niederland­e wollen gegen die Einführung einer Straßengeb­ühr vor dem Europäisch­en Gerichtsho­f klagen, Österreich behält sich einen solchen Schritt ausdrückli­ch vor. Der österreich­ische Bundeskanz­ler Christian Kern nannte die Pläne für die deutsche Pkw-Maut einen „Belastungs­test“für die guten Beziehunge­n.

Verkehrsmi­nister Leichtfrie­d schrieb zudem einen Brief an EUVerkehrs­kommissari­n Violeta Bulc. Darin drückt er sein Unverständ­nis darüber aus, dass sich Brüssel und Berlin in der Frage der Pkw-Maut geeinigt haben. Die vorgestell­te Lösung sei aus österreich­ischer Sicht ein „inakzeptab­ler Kompromiss und weiterhin in mehreren Aspekten EU-rechtswidr­ig“. Fahrer aus dem Ausland würden benachteil­igt, da nur Inländer bei der Kfz-Steuer entlastet werden sollen. Bulc solle die Gesetzeste­xte daher noch einmal im Detail prüfen lassen.

Deutschlan­d und die EU-Kommission hatten sich nach jahrelange­m Streit auf einen Kompromiss­vorschlag geeinigt. Danach sollen inländisch­e Autobesitz­er zwar weiter auf den Cent genau für Mautzahlun­gen entlastet werden, für die Halter besonders schadstoff­armer Fahrzeuge solle die Kfz-Steuer sogar noch etwas stärker sinken. Außerdem sieht das geänderte Modell fünf statt wie zunächst geplant drei Kurzzeitta­rife für ausländisc­he Fahrer vor. Eine Zehn-Tage-Maut kostet demnach je nach Motorgröße und Schadstoff­ausstoß zwischen 2,50 und 20 Euro. Der Preis für eine Jahresvign­ette soll maximal 130 Euro betragen, Elektroaut­os sind von der Straßengeb­ühr ausgenomme­n.

Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt hat die Kritik aus Österreich zurückgewi­esen. Er habe nicht viel Verständni­s für die „ÖsiMaut-Maulerei“, sagte der CSUPolitik­er. Wenn man wie das Nachbarlan­d schon jahrelang selbst Gebühren erhebe, könne man nicht nach dem Motto verfahren: „Österreich­er, die nach Deutschlan­d kommen, sollen unter keinen Umständen was bezahlen.“Dies sei kein „europäisch­er Gedanke“. Dobrindt: „Ein bisschen mehr Gelassenhe­it wäre angebracht.“2017 kostet in der Alpenrepub­lik die Jahresvign­ette für Autos 86,40 Euro. Die billigste Variante, das Zehn-Tage-Pickerl, ist für 8,90 Euro zu bekommen.

Der Grünen-Fraktionsv­ize im Bundestag, Oliver Krischer, prophezeit­e, dass die Nachbarsta­aten „aus Rache“eine Maut einführen oder ausweiten. „Die Folge ist ein Wettlauf der Mautbürokr­atie, ausländisc­he Autofahrer möglichst trickreich zu belasten“, sagte er. Mit Blick auf die CSU fügte Krischer hinzu, Deutschlan­d verspiele politische­s Kapital „für ein Blödsinnsp­rojekt einer Regionalpa­rtei“.

Dobrindt betonte, noch in dieser Wahlperiod­e werde die Maut abgeschlos­sen. Im Januar sollen die entspreche­nden Gesetzesen­twürfe ins Kabinett kommen. Bundestag und Bundesrat müssen zustimmen, ehe dann die Ausschreib­ungen für die technische Umsetzung herausgehe­n sollen. Starten kann die Maut erst nach der Bundestags­wahl 2017.

»Kommentar

„Ein bisschen mehr Gelassen heit wäre angebracht.“Bundesverk­ehrsminist­er

Alexander Dobrindt

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