Krönung einer langen Karriere Porträt
Der Portugiese António Guterres steht als neuer Generalsekretär an der Spitze der Vereinten Nationen. Er will 2017 zum Jahr des Friedens machen
Er ist ein Mann der Tat. Der Portugiese António Guterres, zehn Jahre lang Chef des UNFlüchtlingshilfswerks UNHCR und zuvor Ministerpräsident seines Heimatlandes, steht seit gestern an der Spitze der Vereinten Nationen. Schon vor dem Amtsantritt hat er klargemacht, dass in dem UN-Apparat mit seinen 44 000 Mitarbeitern weltweit Änderungen anstehen. „Die Uno muss wendiger und effizienter werden“, sagte der 67-Jährige. Die Weltorganisation müsse „ihre Unzulänglichkeiten“anerkennen und „ihre Funktionsweise“ändern.
Immer wieder wurde Guterres als Kandidat für das Amt des portugiesischen Präsidenten gehandelt. Doch er sagte stets ab. „Ich mag die Aktion, Dinge, die mich dazu zwingen, ständig zu intervenieren.“Als Nachfolger des Südkoreaners Ban Ki Moon an der Spitze der Uno wird er dazu reichlich Gelegenheit haben. Einer der Brandherde, die gelöscht werden müssen, ist der SyrienKrieg. Guterres hat ihn als „Krebsgeschwür von internationalem Ausmaß“bezeichnet. In seiner Neujahrsbotschaft sagte er: „Machen wir 2017 zu einem Jahr, in dem wir uns alle bemühen, unsere Meinungsverschiedenheiten zu überwinden.“Er hob hervor: „Frieden muss unser Ziel und unsere Richtschnur sein.“
Unklar ist, welche Konsequenzen die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten für die weitere Arbeit der Uno haben wird. Guterres will Trump „so schnell wie möglich“treffen. Der künftige US-Präsident hat der Uno ein „enormes Potenzial“bescheinigt, das aber nicht genutzt werde. Mit dem Amt des UN-Generalsekretärs wird eine lange und facettenreiche politische Karriere des Portugiesen gekrönt: Guterres war zunächst in katholischen Bewegungen aktiv, bevor er 1974 kurz nach der portugiesischen „Nelkenrevolution“in die Sozialistische Partei (PSP) eintrat. 1976 wurde er ins erste demokratische Parlament seines Landes nach dem Fall der Diktatur gewählt. Von 1981 bis 1983 war Guterres außerdem Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarats. 1992 wurde er zum Generalsekretär der oppositionellen Sozialisten gewählt. Von 1995 bis 2002 war Guterres Ministerpräsident Portugals.
So richtig von sich reden machte Guterres international aber erst, als er 2005 UN-Flüchtlingskommissar wurde. In seinen zehn Jahren an der Spitze des UNHCR verringerte er den in Genf ansässigen Verwaltungsapparat um ein Drittel und steigerte die Flexibilität der Organisation bei der Reaktion auf internationale Krisen. Der gelernte Ingenieur, der mit Leichtigkeit zwischen Portugiesisch, Französisch, Englisch und Spanisch hin- und herwechselt, hat zwei Kinder aus der Ehe mit seiner ersten Frau, die 1998 starb. Inzwischen ist der bekennende Katholik wieder verheiratet.
Carole Landry, afp