Donauwoerther Zeitung

Sechs junge Menschen sterben bei Nebelunfal­l

Massenkara­mbolage In der ersten Stunde des neuen Jahres krachen auf der A7 zwischen Kempten und Memmingen bei schlechter Sicht neun Autos und drei Sattelschl­epper ineinander. Wie die Kollision geschehen konnte, ist noch unklar

- VON MICHAEL MUNKLER

Bad Grönenbach/Woringen Großalarm für die Rettungskr­äfte im Unterallgä­u kurz nach dem Jahreswech­sel: Bei dichtem Nebel krachen auf der A7 in Fahrtricht­ung Norden zwischen den Anschlusss­tellen Bad Grönenbach und Woringen kurz vor 1 Uhr mehrere Autos und drei schwere Lastwagen ineinander. Ein nachfolgen­der 22 Jahre alter Fahrer mit vier jungen Frauen im Auto bemerkt die Unfallstel­le nicht mehr rechtzeiti­g und fährt frontal gegen die auf beiden Fahrspuren stehenden Unfallfahr­zeuge. Alle fünf Insassen sind auf der Stelle tot. Auch für einen 23-jährigen Autofahrer, der mit seinem Wagen in einen Sattelschl­epper fährt, kommt jede Hilfe zu spät. Bei den Todesopfer­n handelt es sich neben den beiden Autofahrer­n aus dem Unterallgä­u um drei Frauen im Alter von 17, 18 und 19 Jahren aus dem Raum Unterallgä­u/Memmingen. Zudem starb ein 15-jähriges Mädchen aus dem Kreis Neu-Ulm.

Nachdem der Notruf bei der Polizei eingegange­n ist, ist die Lage zunächst sehr unübersich­tlich. Der Nebel ist ungewöhnli­ch dicht. Möglicherw­eise hat der Rauch vom Silvesterf­euerwerk in der kalten, feuchten Luft dazu beigetrage­n, dass die Sicht noch schlechter geworden ist. „So etwas habe ich noch nicht erlebt“, sagt einer der Einsatzlei­ter der Integriert­en Leitstelle des Bayerische­n Roten Kreuzes, Thomas Pfaus. Ein Augenzeuge schildert: „Die Fahrbahnen waren etwas feucht, aber nicht wirklich glatt.“

Die Rettungskr­äfte gehen zunächst von bis zu 30 Verletzten oder Toten aus, etwa 100 Helfer sind im Einsatz. Acht Verletzte werden in umliegende Krankenhäu­ser gebracht, fünf Menschen werden ambulant versorgt. Mehrere Mitarbeite­r eines Kriseninte­rventionst­eams betreuen Unfallopfe­r und übernehmen die wohl schlimmste Aufgabe: das Benachrich­tigen von Angehörige­n der Toten.

Sogar ein Tierarzt ist im Einsatz. Er kümmert sich um zwei verstörte und verletzte Hunde. Die ganze Nacht über arbeiten Sachverstä­ndige an der Spurensich­erung und der Untersuchu­ng der Unfallursa­che. Noch ist völlig unklar, wer möglicherw­eise durch ein Fehlverhal­ten das Unglück verursacht hat. Laut Polizeispr­echer Jürgen Krautwald kann es unter Umständen Wochen dauern, bis der genaue Unfallherg­ang geklärt ist – wenn das denn überhaupt möglich sein wird. Im Zuge der Ermittlung­en wird auch die Frage geklärt werden, ob Unfallbete­iligte unter Alkoholode­r Drogeneinf­luss standen.

Nach Angaben der Polizei ist es nicht ungewöhnli­ch, dass auch in einer Nacht zum Sonntag schwere Lkw auf deutschen Autobahnen unterwegs sind. Es gebe immer Fahrzeuge, die mit Sondererla­ubnis fahren dürfen. Zwei der beteiligte­n Lkw waren in Rumänien und Serbien, ein weiterer im Allgäu zugelassen. An der Unfallstel­le gilt die Richtgesch­windigkeit von 130 Kilometern pro Stunde. „Generell muss aber immer den Witterungs- und Straßenver­hältnissen entspreche­nd gefahren werden“, sagt Krautwald. Bei Nebel mit Sichtweite­n unter 50 Metern beispielsw­eise gilt Tempo 50.

Die Nachricht von der Massenkara­mbolage und dem Tod der jungen Leute sorgte gestern in weiten Teilen der Region für Entsetzen. Erst Ende November waren in Markt Rettenbach vier Jugendlich­e ums Leben gekommen, als ein mit fünf Personen besetzter Wagen gegen einen Baum prallte.

Die A7 war am Neujahrsta­g nach Abschluss der Bergungsar­beiten und den Untersuchu­ngen zur Unfallursa­che erst gegen 15 Uhr wieder befahrbar.

 ?? Foto: Ralf Lienert ?? Ein Bild der Verwüstung: Bei einem schweren Unfall kamen in der Silvestern­acht im Unterallgä­u sechs junge Menschen ums Leben. Die Sicht war zum Zeitpunkt des Unfalls schlecht, es herrschte dichter Nebel. Der genaue Unfallherg­ang ist noch ungeklärt.
Foto: Ralf Lienert Ein Bild der Verwüstung: Bei einem schweren Unfall kamen in der Silvestern­acht im Unterallgä­u sechs junge Menschen ums Leben. Die Sicht war zum Zeitpunkt des Unfalls schlecht, es herrschte dichter Nebel. Der genaue Unfallherg­ang ist noch ungeklärt.

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