Donauwörther Mammutaufgaben
Jahresgespräch Oberbürgermeister Armin Neudert (CSU) über den Kasernenkauf, neuen Wohnraum – und was an Wichtigem ansteht
Donauwörth Die letzten Wochen des Jahres hatten es in sich in Donauwörth. Oberbürgermeister Armin Neudert hatte bereits bei der Pressekonferenz zum Neubau des Bürgerspitals erwähnt, dass er solch weitreichende Entscheidungen in der Stadt binnen kürzester Zeit vorher nie erlebt hatte: Die Stadt hat dem Bund das Kasernenareal auf dem Schellenberg abgekauft, die Bestätigung zum Abriss des Wagenknechthauses ist da und der Neubau der städtischen Altenhilfeeinrichtung, des Bürgerspitals, beschlossene Sache – nach über 500 Jahren am alten Standort. Und: Es stehen weitere wichtige Vorhaben an in der Großen Kreisstadt im Jahr 2017.
Wie würden Sie es bewerten: Was war 2016 für ein Jahr für Donauwörth? Neudert: Insgesamt war es ein intensives und arbeitsreiches, aber für die Stadt in Summe gutes Jahr. Wir mussten dicke Bretter bohren und hatten einige harte Nüsse zu knacken.
Welches waren diese harten Nüsse? Neudert: Zum einen ist da die Konversion zu nennen – der Kauf der Alfred-Delp-Kaserne ist uns ja nun auch gelungen. Es waren zum Teil harte Verhandlungen mit der Bundesanstalt für Immobilienangelegenheiten. Dann das Ringen um die Zukunft des Ensembles Wagenknechthaus/ Café Engel in der Reichsstraße. Hier können die Investoren jetzt endlich weiterplanen. Und letztlich der Beschluss zum Neubau des Bürgerspitals an anderer Stelle – eine Entscheidung, die uns im Stadtrat nicht leichtgefallen ist. Schließlich kommt noch hinzu, dass wir zwei schwierige Jahre bei den Steuereinnahmen hinter uns haben. Dafür bekommen wir nun im kommenden Jahr aber mehr Schlüsselzuweisungen aus München – sie liegen wohl bei 1,3 Millionen Euro.
Wie wird die Umwandlung des Kasernenareals in ein neues Wohngebiet konkret weiterlaufen? Neudert: Der Ausgangspunkt war die Gründung des Kommunalunternehmens zur Umsetzung der Konversion. Zudem ging es um die Fördergelder für diese Umwandlung und um die Entwicklung der inhaltlichen Ziele – also die Frage, was dort entstehen soll. Hierzu greifen wir auf die erarbeiteten Ideen aus dem Stadtrat ebenso zurück wie auf die Ergebnisse aus der Bürgerwerkstatt und des Symposiums im Mehrgenerationenhaus. Will heißen: Wir wollen eine gemischte Bebauung mit Mietwohnungen und Einfamilienhäusern, dazwischen sogenanntes nichtstörendes Gewerbe. Letztlich handelt es sich dort um ein Gebiet, das so groß ist wie unsere Altstadt.
Gibt es andere Städte in Sachen Kasernen-Konversion, die man sich als Vorbild nimmt? Neudert: Wir haben uns verschiedene Konversionsprojekte angeschaut, also Planungen, die Städte mit brachliegenden Kasernen durchgeführt haben. Mit dem Stadtrat beschäftigten wir uns speziell mit dem Areal der ehemaligen amerikanischen Sheridan-Kaserne in Augsburg. Auch dort entstand zukunftsweisende Wohnbebauung ganz unterschiedlicher Art, die sich aber durchaus vertragen kann.
Das neue Wohngebiet wird Auswirkungen auf die Parkstadt haben ... Neudert: In Sachen Kinderbetreuung wollen wir zuvorderst die bestehenden Einrichtungen stabilisieren. Die Grundschule in der Parkstadt wird dadurch gestärkt – hier könnte, falls dies einmal erforderlich sein sollte, sogar angebaut werden. Vielleicht werden neue Kinderbetreuungseinrichtungen dazukommen, da müssen wir die Entwicklung abwarten. Und auch in anderen Fragen der Infrastruktur wird sich etwas tun. Allerdings ist neben dem bestehenden Edeka-Markt, der nach dem Jahreswechsel abgerissen und wohl bis zum Herbst wieder neu eröffnen wird, kein weiterer großer Verbrauchermarkt-Standort geplant. Durchaus könnten aber auf dem Delp-Areal Cafés, Bäckereien und Metzgereien aufmachen. Zudem wird es ja in der Dillinger Straße ein neues Einkaufszentrum geben, das wohl im Herbst 2017 eröffnen wird.
Gibt es einen Zeitplan für die nächsten Schritte bei der Konversion? Neudert: Wir werden in der ersten Jahreshälfte 2017 mit dem Abriss der alten Gebäude beginnen, der sich bis in das Jahr 2018 hinein ziehen wird. Die Anlieger werden frühzeitig informiert werden – wir wollen einen offenen Dialog mit den betroffenen Bürgern führen. Dann wird Bauabschnitt für Bauabschnitt vorgegangen.
Das Wohngebiet soll fortan „AlfredDelp-Quartier“heißen. Wird auch bei den künftigen Straßenbezeichnungen dort an den kirchlichen und militärischen Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime gedacht?
Neudert: Ja, das ist vorstellbar und könnte durchaus in diese Richtung gehen. Wir werden das im Stadtrat aber noch intensiv erörtern, bevor das entschieden wird. Wir sind mitten drin im Thema Wohnungsbau – einem für Donauwörth wichtigen Aspekt, zumal Wohnraum fehlt. Wo sonst wird hierzu geplant? Neudert: In der Innenstadt soll ebenfalls Neues entstehen, aber hier müssen wir – das sehen wir gegenwärtig bei einer Bauvoranfrage – darauf achten, wie dicht Wohnbebauung sein darf. In der Sallinger-Siedlung unweit des Berger Kreuzes stehen seit einiger Zeit städtische Wohnungen leer. Hier ist ein Verkauf geplant. Dazu wünsche ich mir auch die Beteiligung der Wohnungsbaugesellschaften, die in Donauwörth ebenfalls weitere Projekte planen.
Was passiert mit den aktuellen Mietern in der Sallinger-Siedlung? Neudert: Für die Mieter haben wir letztlich immer noch gute Wege gefunden. Das wird auch weiterhin der Fall sein.
Welche weiteren Baugebiete kann man für Wohnungen vorweisen? Neudert: Es gibt Flächen in Auchsesheim, Zirgesheim und Schäfstall. Zudem soll unter anderem Riedlingen weiterentwickelt werden. Das generelle Ziel dort ist es, zusätzliche Bauplätze zu haben. Generell gilt: Es ist doch schön, dass Menschen in unsere Stadt ziehen wollen.
Bei welchen Projekten würden Sie gern schon weiter sein? Neudert: Es gibt in der Tat gestreckte Projekte. Beim Bau der Donaupromenade etwa mussten wir auf die Bremse drücken. Es ist ein schönes, aber freiwilliges Projekt. Wir müssen mit Blick auf unseren Haushalt Prioritäten setzen. Aber auch bei der Donaupromenade sind wir ja 2016 weiter vorangekommen.
Wie wird es mit dem Tanzhaus weitergehen? Neudert: Hier gibt es mittlerweile zwei konkrete Interessenten, sowohl als Investoren als auch als Planer. Hierzu wird es im Februar oder März aber detailliertere Informationen geben. Fakt ist, dass der Tanzhaussaal als städtischer Veranstaltungsraum erhalten bleiben soll.