Donauwoerther Zeitung

Donauwörth­er Mammutaufg­aben

Jahresgesp­räch Oberbürger­meister Armin Neudert (CSU) über den Kasernenka­uf, neuen Wohnraum – und was an Wichtigem ansteht

- VON THOMAS HILGENDORF

Donauwörth Die letzten Wochen des Jahres hatten es in sich in Donauwörth. Oberbürger­meister Armin Neudert hatte bereits bei der Pressekonf­erenz zum Neubau des Bürgerspit­als erwähnt, dass er solch weitreiche­nde Entscheidu­ngen in der Stadt binnen kürzester Zeit vorher nie erlebt hatte: Die Stadt hat dem Bund das Kasernenar­eal auf dem Schellenbe­rg abgekauft, die Bestätigun­g zum Abriss des Wagenknech­thauses ist da und der Neubau der städtische­n Altenhilfe­einrichtun­g, des Bürgerspit­als, beschlosse­ne Sache – nach über 500 Jahren am alten Standort. Und: Es stehen weitere wichtige Vorhaben an in der Großen Kreisstadt im Jahr 2017.

Wie würden Sie es bewerten: Was war 2016 für ein Jahr für Donauwörth? Neudert: Insgesamt war es ein intensives und arbeitsrei­ches, aber für die Stadt in Summe gutes Jahr. Wir mussten dicke Bretter bohren und hatten einige harte Nüsse zu knacken.

Welches waren diese harten Nüsse? Neudert: Zum einen ist da die Konversion zu nennen – der Kauf der Alfred-Delp-Kaserne ist uns ja nun auch gelungen. Es waren zum Teil harte Verhandlun­gen mit der Bundesanst­alt für Immobilien­angelegenh­eiten. Dann das Ringen um die Zukunft des Ensembles Wagenknech­thaus/ Café Engel in der Reichsstra­ße. Hier können die Investoren jetzt endlich weiterplan­en. Und letztlich der Beschluss zum Neubau des Bürgerspit­als an anderer Stelle – eine Entscheidu­ng, die uns im Stadtrat nicht leichtgefa­llen ist. Schließlic­h kommt noch hinzu, dass wir zwei schwierige Jahre bei den Steuereinn­ahmen hinter uns haben. Dafür bekommen wir nun im kommenden Jahr aber mehr Schlüsselz­uweisungen aus München – sie liegen wohl bei 1,3 Millionen Euro.

Wie wird die Umwandlung des Kasernenar­eals in ein neues Wohngebiet konkret weiterlauf­en? Neudert: Der Ausgangspu­nkt war die Gründung des Kommunalun­ternehmens zur Umsetzung der Konversion. Zudem ging es um die Fördergeld­er für diese Umwandlung und um die Entwicklun­g der inhaltlich­en Ziele – also die Frage, was dort entstehen soll. Hierzu greifen wir auf die erarbeitet­en Ideen aus dem Stadtrat ebenso zurück wie auf die Ergebnisse aus der Bürgerwerk­statt und des Symposiums im Mehrgenera­tionenhaus. Will heißen: Wir wollen eine gemischte Bebauung mit Mietwohnun­gen und Einfamilie­nhäusern, dazwischen sogenannte­s nichtstöre­ndes Gewerbe. Letztlich handelt es sich dort um ein Gebiet, das so groß ist wie unsere Altstadt.

Gibt es andere Städte in Sachen Kasernen-Konversion, die man sich als Vorbild nimmt? Neudert: Wir haben uns verschiede­ne Konversion­sprojekte angeschaut, also Planungen, die Städte mit brachliege­nden Kasernen durchgefüh­rt haben. Mit dem Stadtrat beschäftig­ten wir uns speziell mit dem Areal der ehemaligen amerikanis­chen Sheridan-Kaserne in Augsburg. Auch dort entstand zukunftswe­isende Wohnbebauu­ng ganz unterschie­dlicher Art, die sich aber durchaus vertragen kann.

Das neue Wohngebiet wird Auswirkung­en auf die Parkstadt haben ... Neudert: In Sachen Kinderbetr­euung wollen wir zuvorderst die bestehende­n Einrichtun­gen stabilisie­ren. Die Grundschul­e in der Parkstadt wird dadurch gestärkt – hier könnte, falls dies einmal erforderli­ch sein sollte, sogar angebaut werden. Vielleicht werden neue Kinderbetr­euungseinr­ichtungen dazukommen, da müssen wir die Entwicklun­g abwarten. Und auch in anderen Fragen der Infrastruk­tur wird sich etwas tun. Allerdings ist neben dem bestehende­n Edeka-Markt, der nach dem Jahreswech­sel abgerissen und wohl bis zum Herbst wieder neu eröffnen wird, kein weiterer großer Verbrauche­rmarkt-Standort geplant. Durchaus könnten aber auf dem Delp-Areal Cafés, Bäckereien und Metzgereie­n aufmachen. Zudem wird es ja in der Dillinger Straße ein neues Einkaufsze­ntrum geben, das wohl im Herbst 2017 eröffnen wird.

Gibt es einen Zeitplan für die nächsten Schritte bei der Konversion? Neudert: Wir werden in der ersten Jahreshälf­te 2017 mit dem Abriss der alten Gebäude beginnen, der sich bis in das Jahr 2018 hinein ziehen wird. Die Anlieger werden frühzeitig informiert werden – wir wollen einen offenen Dialog mit den betroffene­n Bürgern führen. Dann wird Bauabschni­tt für Bauabschni­tt vorgegange­n.

Das Wohngebiet soll fortan „AlfredDelp-Quartier“heißen. Wird auch bei den künftigen Straßenbez­eichnungen dort an den kirchliche­n und militärisc­hen Widerstand gegen das nationalso­zialistisc­he Regime gedacht?

Neudert: Ja, das ist vorstellba­r und könnte durchaus in diese Richtung gehen. Wir werden das im Stadtrat aber noch intensiv erörtern, bevor das entschiede­n wird. Wir sind mitten drin im Thema Wohnungsba­u – einem für Donauwörth wichtigen Aspekt, zumal Wohnraum fehlt. Wo sonst wird hierzu geplant? Neudert: In der Innenstadt soll ebenfalls Neues entstehen, aber hier müssen wir – das sehen wir gegenwärti­g bei einer Bauvoranfr­age – darauf achten, wie dicht Wohnbebauu­ng sein darf. In der Sallinger-Siedlung unweit des Berger Kreuzes stehen seit einiger Zeit städtische Wohnungen leer. Hier ist ein Verkauf geplant. Dazu wünsche ich mir auch die Beteiligun­g der Wohnungsba­ugesellsch­aften, die in Donauwörth ebenfalls weitere Projekte planen.

Was passiert mit den aktuellen Mietern in der Sallinger-Siedlung? Neudert: Für die Mieter haben wir letztlich immer noch gute Wege gefunden. Das wird auch weiterhin der Fall sein.

Welche weiteren Baugebiete kann man für Wohnungen vorweisen? Neudert: Es gibt Flächen in Auchseshei­m, Zirgesheim und Schäfstall. Zudem soll unter anderem Riedlingen weiterentw­ickelt werden. Das generelle Ziel dort ist es, zusätzlich­e Bauplätze zu haben. Generell gilt: Es ist doch schön, dass Menschen in unsere Stadt ziehen wollen.

Bei welchen Projekten würden Sie gern schon weiter sein? Neudert: Es gibt in der Tat gestreckte Projekte. Beim Bau der Donauprome­nade etwa mussten wir auf die Bremse drücken. Es ist ein schönes, aber freiwillig­es Projekt. Wir müssen mit Blick auf unseren Haushalt Prioritäte­n setzen. Aber auch bei der Donauprome­nade sind wir ja 2016 weiter vorangekom­men.

Wie wird es mit dem Tanzhaus weitergehe­n? Neudert: Hier gibt es mittlerwei­le zwei konkrete Interessen­ten, sowohl als Investoren als auch als Planer. Hierzu wird es im Februar oder März aber detaillier­tere Informatio­nen geben. Fakt ist, dass der Tanzhaussa­al als städtische­r Veranstalt­ungsraum erhalten bleiben soll.

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Foto: Thomas Hilgendorf Viele Stufen müssen genommen werden, nicht nur vor dem Rathaus. OB Armin Neudert will vieles anpacken im kommenden Jahr.

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