Donauwoerther Zeitung

Brandgefäh­rlich

Silvestern­acht Nach dem Ausbruch eines Feuers auf dem Jochberg ermittelt die Polizei wegen fahrlässig­er Brandstift­ung. Nicht nur dort kämpften die Einsatzkrä­fte mit den Flammen. Wer zahlt eigentlich für solche Großeinsät­ze?

- VON STEPHANIE SARTOR

Kochel am See/Immenstadt Nicht nur etliche Höhenmeter trennten in den vergangene­n Tagen den Jochberg-Gipfel vom Tal, sondern auch eine wahre Wetterschn­eise. Während es unten kühl und nebelig war, die Böden feucht und mit Reif bedeckt, schien oben die Sonne. Mitte Dezember hat es das letzte Mal geregnet. „Auf dem Berg ist es strohtrock­en“, sagt Josef Niedermaie­r, Landrat des Landkreise­s Bad TölzWolfra­tshausen. „Der Boden ist wie im Sommer.“Und genau das ist gefährlich.

Wie gefährlich diese sogenannte Inversions­wetterlage ist, bei der die oberen Luftschich­ten wärmer als die unteren sind, das zeigt der Brand, der in der Silvestern­acht auf dem oberbayeri­schen Jochberg ausgebroch­en ist. Auf einer Fläche von 100 Hektar fraßen sich die Flammen über den trockenen Boden. Rund 100 Einsatzkrä­fte kämpften am Neujahrsta­g gegen den Brand. Und noch ist die Gefahr nicht gebannt: Zwar lodert kein offenes Feuer mehr, aber auf dem Waldboden gibt es viele Glutnester, die, wenn der Wind auffrischt, wieder entfacht werden könnten. Gestern waren deswegen noch immer Hubschraub­er im Einsatz. Landrat Niedermaie­r hofft nun auf einen Wetterumsc­hwung. Er ist optimistis­ch: „Es schaut nach Regen oder Schnee aus.“

Verantwort­lich für die Katastroph­e ist laut Polizei ein 32-jähriger Münchner, der mit einem 36-jährigen Freund auf den Jochberg gewandert war. Kurz nach Mitternach­t stürzte der 32-Jährige ab und brach sich ein Bein. Allerdings hat sich nach Angaben der Polizei nicht bestätigt, dass das Feuer ein Notsignal war, um auf den Verletzten aufmerksam zu machen. Es gebe Bilder einer Webcam, die ein Feuer zeigten – noch bevor der 32-Jährige abgestürzt ist. Die Beamten gehen davon aus, dass die Männer ein Lagerfeuer entzündet hatten, das dann außer Kontrolle geriet. Beim Versuch, die Flammen zu löschen, sei der Jünge- re der beiden abgestürzt. Nach Angaben der Bayerische­n Staatsfors­ten ist ein Lagerfeuer im Wald, außer auf ausgewiese­nen Grillplätz­en, generell verboten. Die Polizei ermittelt nun gegen die Männer wegen fahrlässig­er Brandstift­ung. Ob sie auch für den Feuerwehre­insatz aufkommen müssen, dazu kann die Polizei noch keine Angaben machen. „Wenn die strafrecht­liche Seite geklärt ist, prüft man, ob sie in Regress genommen werden“, teilt ein Polizeispr­echer mit.

Der Wald, in dem das Feuer ausbrach, ist zum Teil in Privatbesi­tz und zum Teil Staatsfors­t. Wie groß der Schaden am Staatswald ist, könne man erst im nächsten oder übernächst­en Jahr sagen, erklärt ein Sprecher der Bayerische­n Staatsfors­ten. Erst dann sei zu sehen, wie viele der Bäume beschädigt seien. Im Staatswald sei vor allem sogenannte­r Schutzwald betroffen, der vor Erosion, Lawinen und Muren schützt.

Vom Jochberg aus zum Jahreswech­sel den Blick ins Tal zu genießen, das sei sehr beliebt, sagt Landrat Josef Niedermaie­r. „Früher war das noch ein echter Geheimtipp, aber mittlerwei­le sind viele Menschen dort unterwegs.“Und im Prinzip habe er dagegen auch überhaupt nichts einzuwende­n. Nur dürfe man bei so einer Wetterlage auf keinen Fall Böller zünden. „Das ist brandgefäh­rlich.“

Und nicht nur auf dem Jochberg startete das Jahr mit einem Feuerwehre­insatz. In Vorarlberg war ein Böller, der aus einem Skilift geworfen wurde, die Ursache für ein Feuer auf einer Bergwiese. Und auch auf dem Grünten im Landkreis Oberallgäu stand eine Wiese in Flammen, weil Feiernde Raketen abgefeuert hatten. „Es war in den letzten Wochen ungewöhnli­ch trocken. Es ist da nicht verwunderl­ich, dass ein Feuer entsteht“, sagt Axel Fuchs, Chef der Polizeiins­pektion Immenstadt. Noch wissen die Beamten nicht, wer die Schuld an dem Feuer auf dem Grünten trägt. Auch hier geht es um den möglichen Tatbestand der fahrlässig­en Brandstift­ung. Die Polizei sucht nach Zeugen. »Kommentar

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Foto: Sven Hoppe, dpa Großeinsat­z auf dem Jochberg: Nach dem Brand in der Silvestern­acht waren auch gestern noch mehrere Hubschraub­er im Einsatz. Die Polizei ermittelt wegen fahrlässig­er Brandstift­ung.
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