Brandgefährlich
Silvesternacht Nach dem Ausbruch eines Feuers auf dem Jochberg ermittelt die Polizei wegen fahrlässiger Brandstiftung. Nicht nur dort kämpften die Einsatzkräfte mit den Flammen. Wer zahlt eigentlich für solche Großeinsätze?
Kochel am See/Immenstadt Nicht nur etliche Höhenmeter trennten in den vergangenen Tagen den Jochberg-Gipfel vom Tal, sondern auch eine wahre Wetterschneise. Während es unten kühl und nebelig war, die Böden feucht und mit Reif bedeckt, schien oben die Sonne. Mitte Dezember hat es das letzte Mal geregnet. „Auf dem Berg ist es strohtrocken“, sagt Josef Niedermaier, Landrat des Landkreises Bad TölzWolfratshausen. „Der Boden ist wie im Sommer.“Und genau das ist gefährlich.
Wie gefährlich diese sogenannte Inversionswetterlage ist, bei der die oberen Luftschichten wärmer als die unteren sind, das zeigt der Brand, der in der Silvesternacht auf dem oberbayerischen Jochberg ausgebrochen ist. Auf einer Fläche von 100 Hektar fraßen sich die Flammen über den trockenen Boden. Rund 100 Einsatzkräfte kämpften am Neujahrstag gegen den Brand. Und noch ist die Gefahr nicht gebannt: Zwar lodert kein offenes Feuer mehr, aber auf dem Waldboden gibt es viele Glutnester, die, wenn der Wind auffrischt, wieder entfacht werden könnten. Gestern waren deswegen noch immer Hubschrauber im Einsatz. Landrat Niedermaier hofft nun auf einen Wetterumschwung. Er ist optimistisch: „Es schaut nach Regen oder Schnee aus.“
Verantwortlich für die Katastrophe ist laut Polizei ein 32-jähriger Münchner, der mit einem 36-jährigen Freund auf den Jochberg gewandert war. Kurz nach Mitternacht stürzte der 32-Jährige ab und brach sich ein Bein. Allerdings hat sich nach Angaben der Polizei nicht bestätigt, dass das Feuer ein Notsignal war, um auf den Verletzten aufmerksam zu machen. Es gebe Bilder einer Webcam, die ein Feuer zeigten – noch bevor der 32-Jährige abgestürzt ist. Die Beamten gehen davon aus, dass die Männer ein Lagerfeuer entzündet hatten, das dann außer Kontrolle geriet. Beim Versuch, die Flammen zu löschen, sei der Jünge- re der beiden abgestürzt. Nach Angaben der Bayerischen Staatsforsten ist ein Lagerfeuer im Wald, außer auf ausgewiesenen Grillplätzen, generell verboten. Die Polizei ermittelt nun gegen die Männer wegen fahrlässiger Brandstiftung. Ob sie auch für den Feuerwehreinsatz aufkommen müssen, dazu kann die Polizei noch keine Angaben machen. „Wenn die strafrechtliche Seite geklärt ist, prüft man, ob sie in Regress genommen werden“, teilt ein Polizeisprecher mit.
Der Wald, in dem das Feuer ausbrach, ist zum Teil in Privatbesitz und zum Teil Staatsforst. Wie groß der Schaden am Staatswald ist, könne man erst im nächsten oder übernächsten Jahr sagen, erklärt ein Sprecher der Bayerischen Staatsforsten. Erst dann sei zu sehen, wie viele der Bäume beschädigt seien. Im Staatswald sei vor allem sogenannter Schutzwald betroffen, der vor Erosion, Lawinen und Muren schützt.
Vom Jochberg aus zum Jahreswechsel den Blick ins Tal zu genießen, das sei sehr beliebt, sagt Landrat Josef Niedermaier. „Früher war das noch ein echter Geheimtipp, aber mittlerweile sind viele Menschen dort unterwegs.“Und im Prinzip habe er dagegen auch überhaupt nichts einzuwenden. Nur dürfe man bei so einer Wetterlage auf keinen Fall Böller zünden. „Das ist brandgefährlich.“
Und nicht nur auf dem Jochberg startete das Jahr mit einem Feuerwehreinsatz. In Vorarlberg war ein Böller, der aus einem Skilift geworfen wurde, die Ursache für ein Feuer auf einer Bergwiese. Und auch auf dem Grünten im Landkreis Oberallgäu stand eine Wiese in Flammen, weil Feiernde Raketen abgefeuert hatten. „Es war in den letzten Wochen ungewöhnlich trocken. Es ist da nicht verwunderlich, dass ein Feuer entsteht“, sagt Axel Fuchs, Chef der Polizeiinspektion Immenstadt. Noch wissen die Beamten nicht, wer die Schuld an dem Feuer auf dem Grünten trägt. Auch hier geht es um den möglichen Tatbestand der fahrlässigen Brandstiftung. Die Polizei sucht nach Zeugen. »Kommentar