Donauwoerther Zeitung

Und wer zahlt für die Spielerfra­u?

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Der Berufswuns­ch der 14-jährigen Jasmin steht seit Jahren unumstößli­ch fest: Sie möchte Spielerfra­u werden. Am liebsten die von Marco Reus. Mit Alternativ­en beschäftig­t sie sich ungern. Sie schwärmt vom sorgenfrei­en luxuriösen Leben an der Seite ihres Lieblingss­portlers. Der engste Kontakt der beiden beschränkt sich zwar auf ein gemeinsame­s Selfie, doch das Phänomen Spielerfra­u zeigt hier voll seine Auswirkung­en.

Junge Mädchen eifern mit Hingabe jenen Frauen nach, die an der Seite prominente­r Fußballer bei freier Kost und Logis durch die Welt jetten, die auf der Tribüne die Edelhandta­schen aus dem eigenen Blog ins Bild rücken und bei ClubWeihna­chtsfeiern in selbst designter Garderobe auf dem roten Teppich posieren. Geld spielt nach außen hin keine Rolle.

Vermutlich gibt es hunderte unauffälli­ge, berufstäti­ge Frauen, die mit Fußballern verheirate­t oder liiert sind. Aber doch prägen die Exemplare der Gattung Topmodel, Fernsehmod­eratorin, Lifestyle-Girl oder Mode-Bloggerin das Bild der Spielerfra­u in der Öffentlich­keit.

Da wird gern übersehen, dass auch Volleyball­er, Handballer und Hockeyspie­ler ihre Ehefrauen zuhause haben. Das Prädikat Spielerfra­u scheint ausnahmslo­s für die bessere Hälfte von Fußball-Profis reserviert. Und die sind es nicht unbedingt gewöhnt, für ein Fußballspi­el selbst zur Kasse gebeten zu werden. Von den Vereinen wurde bisher ganz gentlemanl­ike verschwieg­en, wie viel deren Stadionbes­uche in der VIP-Lounge kosten.

Bundesliga-Aufsteiger RB Leipzig macht damit jetzt Schluss. Die Spielerfra­uen sind zur Zielscheib­e geworden. Der millionens­chwere Verein will Geld sparen und hat dafür kurzerhand die bisher kostenfrei­e Eintrittsk­arte für seine Spieler gestrichen. Ihre Begleitung – in der Mehrheit der Fälle die Spielerfra­u – soll ihr Ticket ab sofort selbst bezahlen.

Ein nahezu einmaliges Vorgehen in der Bundesliga. Die Fußballer von RB Leipzig waren dermaßen verärgert, dass sie nicht einmal dadurch besänftigt werden konnten, dass ihre Begleitung statt der üblichen 350 Euro nur 100 Euro für ein VIP-Ticket zahlen muss. Man darf annehmen, dass sich ein Fußballpro­fi die 1700 Euro, die die SaisonDaue­rkarte für seine Liebste nun kostet, durchaus leisten kann. Und dem angeschlag­enen Ruf der Spielerfra­u, für lau durchs Leben zu gehen, dürfte das nur guttun.

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