Donauwoerther Zeitung

Unangenehm­e Fragen

Tour de Ski Markus Cramer trainiert russische Langläufer, die unter Dopingverd­acht stehen

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Oberstdorf Markus Cramer ist in diesen Tagen der gefragtest­e Interview-Partner im Lager der SkiLangläu­fer. Nicht nur, weil der Sauerlände­r Trainer des derzeitige­n Tour-Dominators Sergej Ustjugow ist. Auskunft zu seinem russischen Schützling, der in Val Müstair die beiden ersten Tour-Etappen gewann, gibt Cramer gern. Bedeutend unangenehm­er sind ihm die Fragen zu Alexander Legkow und Jewgeni Below, die er seit knapp zwei Jahren in seiner Trainingsg­ruppe betreut. Beide sind nach dem McLaren-Report wegen mutmaßlich­er Dopingvers­trickungen vom Weltverban­d FIS derzeit suspendier­t.

„Was soll ich erzählen? Während der zur Dispositio­n stehenden Zeiten war ich im Deutschen Skiverband beschäftig­t. Ich kann also nur das sagen, was ich von den Betroffene­n höre und was ich mir nach meinen bislang in Russland gemachten Erfahrunge­n zusammenre­ime“, sagt der 54-Jährige zu dem brisanten Thema.

Was er von Legkow hört, sind Unschuldsb­eteuerunge­n. „Ich kenne ihn seit 2007 etwas näher. Wenn so ein Sportler, der vier Jahre lang immer in den Top Fünf des Gesamtwelt­cups war, der die Tour de Ski und Weltcup-Rennen gewonnen hat und damit kein zufälliger Olympiasie­ger wurde, vor mir steht und unter Tränen schwört, nichts genommen zu haben, dann glaube ich ihm das“, betont Cramer.

Der Trainer verweist zudem auf Legkows Anti-Doping-Pass. Von August 2013 bis Juli 2014, also in der Zeit der Olympische­n Winterspie­le 2014, wurde Legkow 20 Mal getestet, davon 16 Mal im Ausland. Auch deshalb, weil der russische Star-Läufer zu dieser Zeit vom Schweizer Trainer Reto Burgermeis­ter betreut wurde und sich die meiste Zeit zum Training in der Schweiz aufhielt. Alle analysiert­en Proben waren negativ. Cramer war im Sommer 2015 nach Russland gewechselt. Auf Wunsch Legkows, zu dem er über die vielen Jahre ein freundscha­ftliches Verhältnis aufgebaut hat. Nachdem er im ersten Jahr nur Legkow und Sergej Turischew betreut hatte, legte ihm Verbandspr­äsidentin Jelena Vjälbe im vergangene­n Sommer nahe, noch mehr Läufer in seine Gruppe aufzunehme­n. Mittlerwei­le sind es 13. „Junge und Ältere, Erfahrene und unheimlich Talentiert­e“, berichtet Cramer. Eine seiner ersten Ansprachen an die gemischte Gruppe war: „Kein Doping. Wir müssen durch Leistungen überzeugen. Nur die sind Argumente für einen sauberen Sport“, sagt Cramer. Umso schockiert­er war er dann nach dem McLaren-Report. „Es ist nichts bewiesen, der Sportler hat keinen Einfluss darauf, was geschehen sein könnte. Das ist sehr schwierig, ihn dann zu motivieren. Aber Legkow will es allen beweisen. Er trainiert jetzt für die WM“, berichtet der Coach. Seine startberec­htigten Schützling­e kämpfen auch für ihre suspendier­ten Trainingsk­ollegen. Ustjugow widmete in einem Stadion-Interview in Val Müstair seine Siege Legkow und Below. „Das hat mich sehr berührt. Die Gruppe ist sehr eng zusammenge­wachsen“, sagt Cramer.

Er hofft, dass sich bald vieles klären lässt, dass auch die Anhörung vor der FIS-Kommission schnellste­ns stattfinde­t und die Suspendier­ung aufgehoben wird. „Ich stehe ungern an vorderster Front. Mir wäre es lieber, die Athleten können bald ähnlich wie Ustjugow wieder Sieger-Interviews geben.“Zeitplan Oberstdorf Dienstag, 3. Januar, 12.15 Uhr Skiathlon Frauen (erst 5 km klassisch, dann 5 km freie Technik), 15.15 Uhr Skiathlon Männer (10/10). Mittwoch, 4. Januar, 11.30 Uhr Verfolgung Frauen (10 km freie Technik), 12.45 Uhr Verfolgung Männer (15 km freie Technik)

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Foto: dpa Trainer der Rus sen: Markus Cramer.

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