Was gibt es da zu meckern?
Wenn man wollte, gäbe es wirklich an allem etwas zu meckern. Sogar an den Vereinen, die sich dem Dienst am Nächsten verschrieben haben. Mancher mag das sogar bei einer Einrichtung wie der Tafel tun. Sie ist an die Caritas angegliedert, die ihren Dienst als grundlegenden christlichen Auftrag sieht, diejenigen mit Lebensmitteln und anderen praktischen Hilfsangeboten zu versorgen, die nicht viel haben. Eben die Schwächeren in unserer Mitte. Was haben Kritiker hiergegen einzuwenden? Etwa den Punkt, dass es doch alleinige Aufgabe des Staates sein sollte, für das Grundlegende zu sorgen. Dass sich der Staat inzwischen auf der Hilfe durch Kirchen, Vereine und Ehrenamt ausruhe und nun weniger an die sozial Schwächeren geben müsste. Dass damit keine Probleme an der Wurzel gelöst würden.
Mit Verlaub: Zum Teil ist diese Sichtweise ein ziemlich grotesker Irrsinn. Weil der Staat im Laufe der Zeit immer mehr Aufgaben im Bereich des Sozialen – will heißen: im Dienst für den Nächsten – übernommen hat für die Gemeinschaft, deshalb sollte er noch lange keine Allmächtigkeit haben. Gott sei Dank ist es (noch) nicht so. Was wären unsere Dörfer und Städte – ja, unser Land – wenn wir die Menschen, die Hilfe brauchen, nur noch an Behörden verwiesen? Und was wäre eine Kirche ohne die Caritas und Diakonie – und damit sind nicht bloß die Namen der Institutionen gemeint, sondern der direkte Dienst von Menschen an Mitmenschen. Hilfe muss nun mal auch von Herzen kommen und nicht nur vom Staat. Es kann und darf nicht alles an Hilfe bürokratisiert werden.
Damit sind keineswegs die Verdienste unseres Sozialstaats zu schmälern. Er ist ein Geschenk, eine Errungenschaft. Viele erkennen das aber nicht mehr. „Hartz IV“etwa firmiert als Schimpfwort, weniger als gemeinschaftliche Leistung der Stärkeren für die Schwächeren, für die man auch durchaus dankbar sein kann. Es ist sehr wichtig, dass es solche Hilfen gibt – aber sie sollten wieder stärker geachtet werden. Es müsste präsent bleiben, dass es sich dabei um kostbare Errungenschaften handelt.
Staatliche Behörden sollten im Sozialen nie nur alleine agieren, sondern kooperativ mit (unabhängigen) Verbänden und Kirchen, der „Zivilgesellschaft“im Allgemeinen. Das geschieht in vorbildlicher Weise etwa bei den Tafeln – wie in Donauwörth. 80 Mitarbeiter, Lebensmittelmärkte und andere Betriebe engagieren sich mit der Caritas, um Menschen Wichtiges zu geben, die wenig haben. Diese werden zudem von der Gemeinschaft, wenn man den Staat einmal so nennen darf, wirtschaftlich unterstützt. Eine grundsichernde Gemeinschaftsaufgabe von Staat und Zivilgesellschaft für Schwächere wird hier umgesetzt – gemeinsam und direkt am Menschen. Das ist sozial, aber auch freiheitlich, das ist christlich-abendländisch – es ist Geschenk und Errungenschaft. Was gibt es da bitte noch zu meckern?