Autofahrer schauen wieder in die Röhre
Verkehr Voraussichtlich in zwei Wochen beginnt der Abriss der Wemdinger Unterführung in Nördlingen. Wie schon 2016 wird der Bereich voll gesperrt. Auch Zugreisende sind betroffen
Nördlingen/Donauwörth Wer mit seinem Fahrzeug an der Decke des Wemdinger Tunnels hängenbleibt, kann sich zumindest mit einer Begründung nicht herausreden: fehlende Beschilderung. Gleich drei Symbole, zwei davon mit signalgelbem Hintergrund und einem großen Ausrufezeichen, weisen am Eingang der Unterführung auf deren geringe Höhe hin: 2,70 Meter. So manchen Verkehrsteilnehmer mit hohem Gefährt haben die Warnhinweise trotzdem nicht davon abgehalten, in den Tunnel fahren zu wollen. Tiefe Furchen in der Decke an beiden Tunneleinfahrten zeugen von zahlreichen Unfällen genau deswegen.
Die geringe Durchfahrtshöhe ist mit ein Grund, warum der Wemdinger Tunnel abgerissen und neu gebaut wird. Beginn der Arbeiten ist voraussichtlich am 16. Januar. Endlich, werden manche sagen. Denn das Problem der knapp bemessenen und zum Rand hin noch geringer werdenden Tunnel-Ausmaße ist in Nördlingen schon seit Jahrzehnten Diskussionspunkt. Immerhin sind Teile des Bauwerks schon über hundert Jahre alt.
2017 wird es nun abgerissen. Anwohnern und Autofahrern in Nördlingen steht damit eine neuerliche Beeinträchtigung bevor. Erst im vergangenen Jahr war die Verbindung von der Altstadt zum Wemdinger Viertel, dem größten Wohngebiet Nördlingens, wegen des Baus des neuen Kreisverkehrs gesperrt. Voraussichtlich ab Montag, 16. Januar, ist die Unterführung bis einschließlich zur Kreuzung Am Hohen Weg erneut dicht, teilt der Leiter des Tiefbauamtes, Michael Bauhammer, mit. Witterungsbedingt, also wegen Schnee und Eis, könnte der Start der Baumaßnahme auch nach hinten verschoben werden – zumindest bis Ende Februar, sagt Bauhammer.
Spätestens dann ist die entsprechende Ausfahrt im Wemdinger Kreisel und der Tunnel komplett gesperrt. Fußgänger und Radfahrer müssen über die Höhnbrücke ausweichen. Autofahrer werden über die Nürnberger und Augsburger Straße umgeleitet. „Es wird zu Verkehrsbehinderungen kommen“, sagt Bauhammer, „aber die Umleitungen sollten leistungsstark genug sein.“Voraussichtlich eineinhalb Jahre dauert die Sperrung. Eventuell im Juli oder August 2018 könnte der neue Tunnel eröffnen, kündigt der Tiefbauamtsleiter an.
Für die Stadt Nördlingen wäre es der Abschluss eines der größten Projekte ihrer Geschichte. 18,5 Millionen Euro sind laut Bauhammer für das Bauvorhaben nötig, rund 4,7 Millionen Euro davon muss die Stadt nach derzeitiger Schätzung übernehmen. Nicht nur wegen der Kosten sorgte das Projekt im vergangenen Jahr für Schlagzeilen. Experten vermuteten in dem Gebiet nahe des Bahnhofes Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg. Eine Untersuchung brachte Gewissheit: Der Bereich ist frei von Bomben. Dazu wurden über dem Wemdinger Tunnel Zauneidechsen gefunden, die umgesiedelt werden mussten.
Jetzt ist der Weg frei für den Neubau. Der läuft in mehreren Abschnitten ab, um den Zugverkehr möglichst wenig zu behindern, erklärt Bauhammer. Heißt: Die Brücke wird Stück für Stück jeweils abgerissen und neu gebaut.
So soll schließlich erreicht werden, dass der Bahnverkehr auf der Strecke Nördlingen – Aalen lediglich für wenige Wochen von einer Vollsperrung betroffen ist. In dieser Zeit müssen Reisende auf Schienenersatzverkehr umsteigen. „Frühestens Ende Februar oder Anfang März“sei damit zu rechnen, heißt es von der Bahn. Fahrgäste würden rechtzeitig über die Behinderung informiert werden.
Die neue Wemdinger Unterführung könnte für einiges entschädigen. Ein Lichtschacht etwa soll den Tunnel deutlich heller machen. Fußgänger und Radfahrer werden mehr Platz haben. 2,50 Meter sollen die Rad- und Gehwege, die erhöht zur Fahrbahn verlaufen, laut Tiefbauamt künftig breit sein – durchschnittlich ein Meter mehr als bisher. Und nicht zuletzt wird die Unterführung deutlich höher: 4,50 Meter statt wie bisher knapp drei Meter. Mehrere Warnschilder und regelmäßige Unfälle sollen so der Vergangenheit angehören.