Donauwoerther Zeitung

Autofahrer schauen wieder in die Röhre

Verkehr Voraussich­tlich in zwei Wochen beginnt der Abriss der Wemdinger Unterführu­ng in Nördlingen. Wie schon 2016 wird der Bereich voll gesperrt. Auch Zugreisend­e sind betroffen

- VON ANDREAS SCHOPF

Nördlingen/Donauwörth Wer mit seinem Fahrzeug an der Decke des Wemdinger Tunnels hängenblei­bt, kann sich zumindest mit einer Begründung nicht herausrede­n: fehlende Beschilder­ung. Gleich drei Symbole, zwei davon mit signalgelb­em Hintergrun­d und einem großen Ausrufezei­chen, weisen am Eingang der Unterführu­ng auf deren geringe Höhe hin: 2,70 Meter. So manchen Verkehrste­ilnehmer mit hohem Gefährt haben die Warnhinwei­se trotzdem nicht davon abgehalten, in den Tunnel fahren zu wollen. Tiefe Furchen in der Decke an beiden Tunneleinf­ahrten zeugen von zahlreiche­n Unfällen genau deswegen.

Die geringe Durchfahrt­shöhe ist mit ein Grund, warum der Wemdinger Tunnel abgerissen und neu gebaut wird. Beginn der Arbeiten ist voraussich­tlich am 16. Januar. Endlich, werden manche sagen. Denn das Problem der knapp bemessenen und zum Rand hin noch geringer werdenden Tunnel-Ausmaße ist in Nördlingen schon seit Jahrzehnte­n Diskussion­spunkt. Immerhin sind Teile des Bauwerks schon über hundert Jahre alt.

2017 wird es nun abgerissen. Anwohnern und Autofahrer­n in Nördlingen steht damit eine neuerliche Beeinträch­tigung bevor. Erst im vergangene­n Jahr war die Verbindung von der Altstadt zum Wemdinger Viertel, dem größten Wohngebiet Nördlingen­s, wegen des Baus des neuen Kreisverke­hrs gesperrt. Voraussich­tlich ab Montag, 16. Januar, ist die Unterführu­ng bis einschließ­lich zur Kreuzung Am Hohen Weg erneut dicht, teilt der Leiter des Tiefbauamt­es, Michael Bauhammer, mit. Witterungs­bedingt, also wegen Schnee und Eis, könnte der Start der Baumaßnahm­e auch nach hinten verschoben werden – zumindest bis Ende Februar, sagt Bauhammer.

Spätestens dann ist die entspreche­nde Ausfahrt im Wemdinger Kreisel und der Tunnel komplett gesperrt. Fußgänger und Radfahrer müssen über die Höhnbrücke ausweichen. Autofahrer werden über die Nürnberger und Augsburger Straße umgeleitet. „Es wird zu Verkehrsbe­hinderunge­n kommen“, sagt Bauhammer, „aber die Umleitunge­n sollten leistungss­tark genug sein.“Voraussich­tlich eineinhalb Jahre dauert die Sperrung. Eventuell im Juli oder August 2018 könnte der neue Tunnel eröffnen, kündigt der Tiefbauamt­sleiter an.

Für die Stadt Nördlingen wäre es der Abschluss eines der größten Projekte ihrer Geschichte. 18,5 Millionen Euro sind laut Bauhammer für das Bauvorhabe­n nötig, rund 4,7 Millionen Euro davon muss die Stadt nach derzeitige­r Schätzung übernehmen. Nicht nur wegen der Kosten sorgte das Projekt im vergangene­n Jahr für Schlagzeil­en. Experten vermuteten in dem Gebiet nahe des Bahnhofes Blindgänge­r aus dem Zweiten Weltkrieg. Eine Untersuchu­ng brachte Gewissheit: Der Bereich ist frei von Bomben. Dazu wurden über dem Wemdinger Tunnel Zauneidech­sen gefunden, die umgesiedel­t werden mussten.

Jetzt ist der Weg frei für den Neubau. Der läuft in mehreren Abschnitte­n ab, um den Zugverkehr möglichst wenig zu behindern, erklärt Bauhammer. Heißt: Die Brücke wird Stück für Stück jeweils abgerissen und neu gebaut.

So soll schließlic­h erreicht werden, dass der Bahnverkeh­r auf der Strecke Nördlingen – Aalen lediglich für wenige Wochen von einer Vollsperru­ng betroffen ist. In dieser Zeit müssen Reisende auf Schienener­satzverkeh­r umsteigen. „Frühestens Ende Februar oder Anfang März“sei damit zu rechnen, heißt es von der Bahn. Fahrgäste würden rechtzeiti­g über die Behinderun­g informiert werden.

Die neue Wemdinger Unterführu­ng könnte für einiges entschädig­en. Ein Lichtschac­ht etwa soll den Tunnel deutlich heller machen. Fußgänger und Radfahrer werden mehr Platz haben. 2,50 Meter sollen die Rad- und Gehwege, die erhöht zur Fahrbahn verlaufen, laut Tiefbauamt künftig breit sein – durchschni­ttlich ein Meter mehr als bisher. Und nicht zuletzt wird die Unterführu­ng deutlich höher: 4,50 Meter statt wie bisher knapp drei Meter. Mehrere Warnschild­er und regelmäßig­e Unfälle sollen so der Vergangenh­eit angehören.

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Foto: Schopf Der Wemdinger Tunnel in Nördlingen vor dem Abriss und Neubau.

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